Heynckes: «Würde Bastian nicht raten, Trainer zu werden»

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Bastian Schweinsteiger hat seine einmalige Karriere als Fussball-Spieler beendet. Sein Ex-Trainer Jupp Heynckes rät dem Ex-Weltmeister für die Zukunft nur eines: Dass er irgendwann nicht in seine Fussstapfen tritt.

Holten mit dem FC Bayern das Triple: Jupp Heynckes (l) und Bastian Schweinsteiger. Foto: Sven Hoppe/dpa
Holten mit dem FC Bayern das Triple: Jupp Heynckes (l) und Bastian Schweinsteiger. Foto: Sven Hoppe/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Jupp Heynckes steht Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger auf einer Stufe mit Uwe Seeler, dem 82 Jahre alten Fussall-Idol aus Hamburg.

«Bastian ist immer auf dem Boden geblieben», sagte der langjährige Trainer des FC Bayern München im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Das Karriere-Ende von Bastian Schweinsteiger kam für Sie sicher nicht überraschend?

Antwort: Das war absehbar. Ich hatte in den letzten Jahren regen Kontakt mit Bastian. Ich denke, dass es eine sehr gute und richtige Entscheidung von ihm war, mit 35 Jahren seine grandiose Laufbahn als Fussballer zu beenden. Bastian hatte eine ausserordentliche Karriere. Das hat sein Abschiedsspiel in München gezeigt, als 75 000 Zuschauer kamen und ihn gefeiert haben. Die Menschen haben ihm gezeigt, dass er einer von ihnen ist, dass sie ihn ins Herz geschlossen haben. Dass zeigt mir, dass da einer der grössten Fussballer Deutschlands Abschied genommen hat. Frage: Wie haben Sie ihn erlebt?

Antwort: Er war ein Vorbild für seine Mitspieler, ist ein Vorbild für die jungen Menschen im Land, die Profi-Fussballer werden wollen und zu einem Menschen aufblicken können, der authentisch ist. Der bodenständig und natürlich ist und auch Empathie zeigt. Bastian ist immer auf dem Boden geblieben. Frage: Einige Jahre sind Sie ja gemeinsam des Weges gegangen. Was sind Ihre grössten Erinnerungen an Bastian Schweinsteiger?

Antwort: Bastian war immer einer, der voraus gegangen ist. Für mich war er auch ein Mitdenker. Wir haben uns immer wieder kurzgeschlossen und diskutiert. Er hat mir gezeigt, dass Entscheidungen, die ich getroffen habe, auch richtig waren. Frage: Oder falsch. Gab es das auch?

Antwort: Er ist einer gewesen, der innerhalb der Mannschaft auch die eine oder andere Konfliktsituation bereinigt hat - in Absprache mit mir. So etwas gehört zu einem grossen und ganz wichtigen Spieler dazu. Und das war er. Er hatte und hat die Persönlichkeit und auch die besondere Gabe, mit seinen Mitspielern zu reden. Wenn einer mal nicht gespielt hat oder nicht eingewechselt wurde, dann hat er sich darum gekümmert. Er hat mit den Spielern gesprochen. Und klargemacht, dass wir ein Team sind, eine Mannschaft. Dass es Entscheidungen sind, die nicht gegen den Spieler gerichtet sind, sondern für den Erfolg der Mannschaft. Das war Bastian Schweinsteiger. Frage: Was würden Sie ihm wünschen, was würden Sie ihm raten für die Zukunft?

Antwort: Ich denke, dass er sehr viele Höhen hatte, wie jeder in unserem Job aber auch mal eine Talsohle durchschritten hat. Er hat fast alles richtig gemacht in seinem Leben. Er weiss genau, wie er sein weiteres Leben gestalten wird. Er hat eine wunderbare kleine Familie, eine tolle Frau. Ana und er verstehen sich blendend. Sie haben sich gesucht und gefunden, kann man sagen. Um Bastian Schweinsteigers Zukunft braucht man sich keine Sorgen machen. Frage: Sehen Sie ihn irgendwann einmal als Trainer?

Antwort: Das glaube ich weniger. Dabei wäre er ein perfekter Trainer. Er weiss so viel über Fussball, hat so vieles schon erlebt. Er hat eine einzigartige Karriere hingelegt. Er hat alles erreicht, was man sich wünschen kann. Vor allen Dingen haben die Menschen ihn ins Herz geschlossen. Das hat schon Symbolkraft. Er hat mittlerweile in Deutschland einen Stellenwert wie Uwe Seeler. Die Menschen mögen ihn, die Menschen achten ihn. Frage: Vielleicht Manager?

Antwort: Was er genau vor hat, weiss ich nicht. Er wird dem Fussball erhalten bleiben, das hat er ja auch selbst gesagt. Er ist zu einer grossen Persönlichkeit gereift. Er ist mehrsprachig, da kann ich mir vorstellen, dass es im Management funktionieren kann. Aber Trainer, da würde ich ihm nicht zu raten in der heutigen Zeit. So wie ich ihn kenne, wird er das auch nicht machen.

Zur Person: Jupp Heynckes (74) hat 2013 als Trainer des deutschen Fussball-Rekordmeisters FC Bayern München zusammen mit Bastian Schweinsteiger das Triple aus Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen. 1998 feierte er auch mit dem spanischen Club Real Madrid den Champions-League-Triumph. Seine Trainer-Karriere hat der Fussball-Weltmeister von 1974 mit dem Gewinn der Meisterschaft in München beendet.

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