Joachim Löw hat viel mehr Positives als Negatives gesehen

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Deutschland,

Bundestrainer Löw sieht trotz des verspielten Sieges gegen die Niederlande für das kommende Jahr eine gute Basis. Sein neues Team brauche solche Erfahrungen.

Joachim Löw umarmt Timo Werner.
Joachim Löw glaubt nicht, dass viele nach dem Spiel enttäuscht waren. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland verspielte in den letzten Minuten ihren Sieg gegen Holland.
  • Laut Bundestrainer Joachim Löw spielten sie zum Schluss etwas wackelig.

Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 2:2 der Fussball-Nationalmannschaft im Nations-League-Spiel gegen Holland in Gelsenkirchen.

Wie beurteilen Sie das 2:2 gegen Holland?

Am Ende ist das Ergebnis natürlich enttäuschend. Aber ich habe viel mehr Positives als Negatives gesehen. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, waren sehr diszipliniert und organisiert, hatten vorne viel Tempo, viele Ideen, viele gute Angriffe. In der zweiten Hälfte hätten wir aus drei, vier sehr guten Möglichkeiten die Partie entscheiden müssen. 80 Minuten waren wir die klar bessere Mannschaft, hatten gar keine Probleme.

Wie erklären Sie den späten Ausgleich?

In den letzten fünf Minuten waren wir ein wenig wacklig. Wenn die Holländer den Anschlusstreffer machen, war klar, dass sie alles riskieren. Wir waren nicht ganz konsequent in den Aktionen. Eine junge Mannschaft braucht manchmal eine solche Erfahrung, um es in Zukunft besser zu machen. Normalerweise muss man so ein Spiel nach Hause bringen. Aber es ist eine sehr gute Basis, auf der man aufbauen kann.

Sie haben Marco Reus zunächst auf der Bank gelassen und dem jungen Dreier-Sturm wieder vertraut, warum?

Marco Reus hatte immer noch ein wenig Probleme und hatte in der Woche keinen optimalen Rhythmus. Jetzt volles Risiko zu gehen, wäre nach der Trainingswoche nicht möglich gewesen. Und die drei vorne, Werner, Gnabry und Sané, haben es auch sehr gut gemacht die letzten Spiele. Auch diesmal haben sie gut harmoniert.

Viele Zuschauern sind doch enttäuscht nach Hause gegangen nach dem 2:2. Was fehlt der Mannschaft noch: Widerstandskraft? Erfahrung? Sich dagegen auflehnen?

Ich glaube nicht, dass so viele Zuschauer enttäuscht nach Hause gegangen sind. Ich habe andere Reaktionen vernommen. Klar, das Ergebnis spricht jetzt nicht für uns. Da muss man die letzten zehn Minuten konzentriert und konsequent arbeiten. Aber ich glaube, wir haben schon 80 Minuten gezeigt, dass wir sehr stark sein können und Mannschaften wie Holland in arge Bedrängnis bringen können.

Wie haben Sie Thomas Müller in seinem 100. Länderspiel gesehen?

Das ganze Jahr war nicht das Jahr des Thomas Müller. Er hatte einfach bei den Bayern nicht diese Form, die man aus vergangenen Jahren von ihm kennt. Nichtsdestotrotz sind 100 Länderspiele - und das fast in Serie - eine grosse Leistung. Das verdient absoluten Respekt.

Warum haben Sie alle drei jungen Stürmer ausgewechselt?

Die Wechsel waren nötig. Serge Gnabry war ein bisschen am Limit. In der Halbzeit hat der Arzt schon gesagt, es sei nicht sicher, ob er es durchsteht. Der Muskel hat ein bisschen zugemacht. Timo Werner und Leroy Sané sind auch weite Wege gegangen, haben viele Sprints absolviert und in der Defensive gut gearbeitet. Deshalb waren sie ein bisschen müde. Und wir wollten frische Kräfte bringen.

Wie sehen Sie zum Abschluss das Jahr 2018?

Es war natürlich für uns gerade mit der WM ein sehr enttäuschendes Jahr, weil wir uns das anders vorgestellt haben. Aber ich gehe nach den Spielen gegen Russland und Holland mit einem guten Gefühl in die Winterpause. Weil ich schon gesehen habe, dass wir viel Potenzial haben. Dass die Spieler vieles 80 Minuten sehr gut umgesetzt haben. Das macht schon viel Mut für das nächste Jahr. Mein Gefühl ist einfach, dass wir wieder auf einem sehr guten Weg sind. Dass wir für das nächste Jahr gut aufgestellt sind. Da werden wir wieder eine gute Mannschaft auf den Platz schicken, die wieder erfolgreichen und guten Fussball spielt.

Haben Sie jetzt die gesunde Mischung von Alt und Jung gefunden?

Das weiss ich heute auch noch nicht genau, weil es ein Prozess ist, der über längere Zeit geht. Gerade bei der Nationalmannschaft, wo man die Spieler nicht jeden Tag zur Verfügung hat. Nach der WM waren es insgesamt drei Wochen. Und in den drei Wochen haben wir es geschafft, dass wir in Frankreich, gegen Russland und Holland drei ansprechende Spiele gesehen haben. Ich bin kein Hellseher und weiss nicht, was im nächsten Jahr im März ist. Es gibt bei der Nationalmannschaft immer wieder Änderungen im Kader. Aber unser Kader ist in der Breite so aufgestellt, dass wir schon die richtige Mischung finden.

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