Juventus Turin gegen Atlético Madrid vor dem Ausscheiden
Juventus Turin muss am Dienstag im Rückspiel der Champions-League-Achtelfinals gegen Atlético Madrid ein 0:2 aufholen. Das wird auch mit Cristiano Ronaldo schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Prinzip hat sich Juventus Turin den Triumph in der Champions League 350 Millionen Euro kosten lasten.
So viel Geld braucht(e) der italienische Rekordmeister für das Gesamtpaket Cristiano Ronaldo - mit Transfergeld und Lohnsumme bis 2022. Der Gegenwert, so dachten sie in Turin: der Sieg in der Champions League. Schliesslich war Ronaldo in den letzten Jahren der Garant von Real Madrid für diesen Titel.
Juventus Turin selbst war in der Champions League in den letzten Jahren stets gut unterwegs. Zweimal (2015, 2017) stand man im Final. Zweimal (2016, 2018) scheiterte man an Top-Klubs wie Bayern München und Real Madrid nur ganz knapp. Es fehlte immer irgendwie ein letztes Puzzle-Teil. Es fehlte, so dachten sie in Turin, Cristiano Ronaldo. Es fehlte ein Superstar, der im entscheidenden Moment in Bestform ist und den Unterschied macht.
Doch jetzt steht Juventus auch mit Cristiano Ronaldo vor einem weiteren Scheitern in der Champions League. Denn ausgerechnet jetzt in diesen entscheidenden Wochen ist der fünffache Weltfussballer in eine Formbaisse geschlittert. Am 15. Februar hat Ronaldo letztmals getroffen. Vier Pflichtspiele sind seither vergangen, es ist die längste Durststrecke des 34-Jährigen seit er in Turin spielt.
Nach dem 0:2 im Hinspiel gegen Atlético Madrid braucht Juventus nun im eigenen Stadion die Tore des Portugiesen. Trifft Ronaldo nicht, ist kaum vorstellbar, dass Juventus das defensiv so starke Team aus Madrid mit drei Treffern Differenz besiegen kann, zumal Mario Mandzukic, die Nummer 2 im internen Ranking, sogar seit dem 22. Dezember auf einen Treffer wartet. «Nach dem, was für Ronaldo ausgegeben wurde, wäre es ein Bankrott, bereits in den Achtelfinals auszuscheiden», beschrieb die Römer Tageszeitung «Il Messaggero» schon mal die Rechnung, die den Turinern am Tag nach dem Scheitern in den Medien präsentiert würde.
Dass Ronaldo seit drei Wochen kein Tor mehr erzielt hat, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Seit längerer Zeit tut sich das gesamte Turiner Ensemble schwer. «Das ist die schlechteste Juve der letzten zehn Jahre», stichelte der TV-Experte und Weltmeister von 1982, Fulvio Collovati, vor zwei Wochen nach einem erknorzten und unverdienten 1:0-Sieg gegen den Abstiegskandidaten Bologna.
Nun, ganz so schlimm steht es um Juventus dann doch nicht. Schliesslich fallen in diese zehnjährige Zeitspanne auch zwei 7. Plätze in der Serie A. Aber dennoch ist es so, dass die Leistungen seit der Weihnachtspause den immensen Vorsprung von 18 Punkten und mehr auf die Konkurrenz nicht spiegeln. Für den schnellen Turnaround wäre Trainer Max Allegri zuständig. Doch besteht die Gefahr, dass dieser zu einer «Lame Duck» wird, einer lahmen Ente. Dass er die Turiner zum Saisonende nach fünf Jahren (und fünf Meistertiteln) verlässt, scheint beschlossen.
Die Medien fragen nicht mehr, ob Allegri bleibt oder geht, sondern, wer sein Nachfolger wird. Am liebsten hätten sie in Turin Pep Guardiola oder Zinedine Zidane gehabt. Doch beide haben gerade andere Pläne. Schafft Juventus, was noch keinem Team gelungen ist, nämlich das Atlético Madrid von Trainer Diego Simeone nach einem 0:2 im Hinspiel noch auszuschalten, tritt die Trainer-Diskussion in den Hintergrund. Wahrscheinlicher aber ist dieses Szenario: Juventus scheidet aus und ab Mittwoch beginnt die lange Vorbereitung auf die nächste Saison. So haben sie sich das in Turin nicht gedacht.