Lars Lunde: «Trotz Fehlstart: YB bleibt mein Titelfavorit»
Das Wichtigste in Kürze
- YB trifft heute im Cup auf einen Walliser Zweitligisten und danach auf Galatasaray.
- In der Liga wartet der Meister nach fünf Spielen immer noch auf den ersten Dreier.
- Für Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde ist YB aber weiterhin der grösste Titelkandidat.
Auch nach dem Yverdon-Spiel wartet YB weiter auf den ersten Saisonsieg. Das ist schon ein erstaunlicher Start.
Beim 2:2 gegen die Waadtländer war Ali Camara schon vor seiner Roten Karte gefährdet. Aber ich weiss nicht, ob ich ihn bei seinem Comeback vorzeitig ausgewechselt hätte.
Dafür hätte ich den Doppelwechsel Males und Monteiro für Elia und Ugrinic nicht gemacht. Ich bin überzeugt, dass die Chancen auf den Sieg grösser gewesen wären. Males und Monteiro konnten in dieser Saison bisher nicht überzeugen, schon gar nicht in den Zweikämpfen. Aber wir Experten sind Klugscheisser und sehen nicht in die Mannschaft.
Was ich aktuell bei YB bemängle: Man denkt fast nur vorwärts! Das ist zwar mutig und schön, aber eben auch gefährlich. Wenn Lewin Blum fast rechten Flügel spielt, muss er entsprechend abgesichert werden.
Das klappt aktuell nicht gut, darum kassieren wir viele Tore auf Konter. Es ist auch eine Frage der Cleverness – und des Willens! In der aktuellen Situation hätte ich erwartet, dass Gelbschwarz mit Schaum vor dem Mund nach Yverdon reist. Das hat mir gefehlt, auch wenn nicht alles schlecht war.
Lars Lunde: «YB bleibt Favorit»
Es kommt jetzt vielleicht überraschend nach diesem Start: Aber für mich bleibt YB der Favorit auf den Titel! Es sind erst fünf Spiele gespielt, es bleibt noch genügend Zeit. Zudem scheint aktuell kein Team unbesiegbar.
Aber das bedingt auch: Es muss jetzt vieles über den Kampf gehen, man muss in erster Linie versuchen, hinten zu null zu spielen. Personell ist Ebrima Colley für mich ein Rohdiamant, er muss jetzt weiter regelmässig zum Einsatz kommen.
Und im Sturm bleibe ich trotz der Tore von Ganvoula bei meiner Meinung: Ich würde auf Cedric Itten setzen. Er braucht Sicherheit und Stabilität, dann trifft er auch wieder. Zudem hat er das Potenzial zur Führungsfigur.
Lunde: «Würde nicht allzu viel rotieren»
Als Nächstes wartet das Cupspiel gegen den Walliser Zweitligisten Printse-Nendaz. Auf dem Papier ist das kein Problem, aber die Einstellung muss von A bis Z stimmen. Dass man auch mit Unterklassigen Mühe haben kann, weiss YB aus eigener Erfahrung bestens.
Gegen den Unterklassigen würde ich nicht allzu viel rotieren, sondern auf eine Stammelf setzen. Das Team braucht jetzt diese Automatismen.
In den Playoffs zur Champions League haben wir natürlich, sorry für den Ausdruck, ein Scheisslos gezogen. Schlimmer als Galatasaray Istanbul konnte es nicht kommen.
Wenn die Türken wollen, wird es sehr schwierig. YB braucht zwei sehr gute Tage, um in die Gruppenphase zu kommen. Zudem muss Gala auch zwei schlechte Tage einziehen.
Traust du YB das Weiterkommen gegen Galatasaray zu?
Unmöglich ist es nicht, aber zu Hause muss Gelbschwarz sicher gut vorlegen. Die Chancen, gegen Galatasaray weiterzukommen, sind für mich kleiner, als gegen die Walliser im Cup zu scheitern …
Hopp YB!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit Anfang Jahr auch Nau.ch-Kolumnist!