Nati-Goalie Jonas Omlin im grossen Interview ganz privat

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein

Frankreich,

Via FCB schafft der Luzerner Jonas Omlin (27) den Sprung in die Ligue 1 zu Montpellier. Im grossen Nau.ch-Interview verrät der Nati-Goalie seine grossen Ziele.

Jonas Omlin
Gegen Kroatien gibt Jonas Omlin im letzten Herbst sein Nati-Debüt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Luzern schafft Jonas Omlin den Sprung zu den Profis, mit dem FCB gewinnt er den Cup.
  • Jetzt ist er Stammgoalie in Montpellier, Nati-Spieler und Vater von Söhnchen Lio.

Seit seinem Wechsel nach Frankreich ist im Leben von Jonas Omlin viel passiert. Er ist mittlerweile Stammspieler in Montpellier und hat sein Debüt in der Schweizer Nati gefeiert. Im Dezember wurde der 27-Jährige Vater von Söhnchen Lio – und plant die Hochzeit mit seiner Verlobten Janice.

Im grossen Interview mit Nau.ch spricht Omlin über Privates und seine sportlichen Ziele. Und der Ex-FCB- und Luzern-Goalie verrät, wie er sich in Frankreich eingelebt hat.

Nau.ch: Jonas Omlin, wie fühlt sich die Vaterrolle an?

Jonas Omlin: Sehr gut, ich habe mich recht schnell daran gewöhnt. Es gibt nichts Schöneres.

Nau.ch: Können Sie ihren Sohn Lio wickeln?

Jonas Omlin: Das mache ich öfter, man lernt das sehr schnell. Und beim eigenen Kind macht man das auch gerne.

Jonas Omlin
Jonas Omlin und seine Verlobte Janice sind seit Dezember Eltern von Söhnchen Lio. - instagram/@omlinjonas

Nau.ch: Wie siehts mit dem Schlaf aus?

Jonas Omlin: Ich selber kann gut durchschlafen. Janice stillt den Kleinen noch, darum übernimmt sie natürlich viel – da kann ich nicht viel machen. Aber Lio ist oft noch sehr aktiv in der Nacht, da erwacht man schon ab und zu. Aber das ist nicht tragisch.

Nau.ch: Ist eine Hochzeit bald mal ein Thema?

Jonas Omlin: Das sollten wir wohl langsam mal (lacht). Wir sind verlobt, aber müssen erst einen Termin finden, das ist in Corona-Zeiten schwierig. Aber wir sind dran.

Jonas Omlin
Omlin und sein Schatz Janice. - instagram/@omlinjonas

Jonas Omlin über seine neue Heimat

Nau.ch: Wie lebt es sich eigentlich in Montpellier?

Jonas Omlin: Es würde sich eigentlich gut leben lassen – wenn man könnte. Aktuell kann man eigentlich nur am Meer spazieren oder mal in einen Laden gehen. Ich vermisse es vor allem, mal wieder auswärts essen zu können. Aber wenn sich das alles mal normalisiert, glaube ich, dass ich mir da ein gutes Fleckchen ausgesucht habe.

Nau.ch: Was ist als Freizeitbeschäftigung überhaupt möglich?

Jonas Omlin: Mit Lio sind wir sehr viel an der frischen Luft und spazieren. Zudem sind die Golfplätze offen. Aber in erster Linie geniesse ich die Zeit mit der Familie – das gibt mir sehr viel.

Jonas Omlin
Jonas Omlin im Einsatz für Montpellier. - Keystone

Nau.ch: Gehen Sie selber einkaufen? Und was schmeckt ihnen besonders gut?

Jonas Omlin: Wir wechseln uns zu Hause beim Einkaufen ab. Bis jetzt hat sich der Menüplan im Vergleich zur Schweiz nicht gross verändert. Die französischen Spezialitäten testen wir, wenn man wieder ins Restaurant darf.

Nau.ch: Wie nehmen sie die Menschen in Frankreich wahr?

Jonas Omlin: Unsere Mannschaft ist eine coole Truppe, wir haben es gut miteinander. Aber andere Menschen sieht man selten, höchstens beim Einkaufen. Darum ist das bis jetzt noch schwierig zu beurteilen. Private Kontakte kann man während Corona kaum knüpfen.

Nau.ch: Besuchen sie immer noch wöchentlich den Sprachkurs?

Jonas Omlin: Im letzten Jahr haben wir den Kurs noch regelmässig besucht. Jetzt mit Lio fehlt die Zeit. Aber mein Französisch hat sich ziemlich verbessert, weil ich es täglich brauche. In der Mannschaft wird eigentlich fast ausschliesslich französisch gesprochen.

Jonas Omlin
Jonas Omlin (hinten) spielte einst leihweise für Le Mont. - Keystone

Nau.ch: Bei ihrem Ex-Club Le Mont wurde ja auch schon französisch gesprochen – geben Sie schon Interviews auf französisch?

Jonas Omlin: Zwischendurch schon, vor allem schriftlich. Für Live-Interviews werde ich selten gefragt.

«Der Fussball in Frankreich ist sehr schnell und attraktiv»

Nau.ch: Wie fällt Ihre sportliche Zwischenbilanz aus?

Jonas Omlin: Es ist ein Auf und Ab. Wir sind gut gestartet, jetzt haben wir aber eine Durststrecke. Es ist eine kritische Situation und wir müssen aufpassen – und bald wieder Punkte sammeln. (Montpellier liegt nach 23 Spielen auf Rang 11, d. Red)

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Jonas Omlin kommt zu spät gegen Kylian Mbappé. - Keystone

Nau.ch: Wie würden sie den Fussball in Frankreich beurteilen, im Vergleich mit der Super League?

Jonas Omlin: Es ist extrem spannend, jede Mannschaft kann Fussball spielen. Alle Partien sind eigentlich 50:50, es kann immer alles passieren. Dann hat es natürlich 2-3 Topteams, aber sonst ist es sehr eng und es fallen viele Tore. Der Fussball ist sehr schnell, die Liga ist attraktiv.

Nau.ch: Die Anfahrtswege sind ja deutlich länger als in der Schweiz – nach Bordeaux dauert es sechs Stunden. Was machen Sie solange im Bus?

Jonas Omlin: Gegen Bordeaux fehlte ich verletzte, darum war ich noch nie sechs Stunden unterwegs. Aber sonst muss man schauen, dass die Zeit vergeht. Bücher und Serien helfen, oder mal ein Gespräch mit den Kollegen. Aber es ist schon kein Vergleich mit den Distanzen in der Schweiz.

«FC Basel könnte im Mittelfeld mithalten»

Nau.ch: Verfolgen Sie das Geschehen bei Ihren Ex-Clubs Basel und Luzern noch?

Jonas Omlin: Zwischendurch schaue ich mir noch Spiele an und verfolge es aus der Ferne. Ab und zu schreibt man auch mit einem Ex-Kollegen. Aber ganz tief in die Clubs rein sehe ich natürlich nicht mehr.

Jonas Omlin
Über den FC Basel schafft der Innerschweizer den Sprung in die Ligue 1. - Keystone

Nau.ch: Wo würde der FC Basel, wenn er in Form ist, in der Ligue 1 stehen?

Jonas Omlin: Das ist schwierig zu beurteilen. Das Niveau in der Ligue 1 ist schon noch mal höher, vor allem was das Tempo in der Offensive angeht. Das ist schwierig zu verteidigen. Trotzdem denke ich, dass der FCB im Mittelfeld mithalten könnte.

«Für den FC Luzern ist noch viel möglich»

Nau.ch: Aus der Ferne: Was fehlt dem FCB, dass er YB richtig auf die Pelle rücken kann?

Jonas Omlin: Dem FC Basel fehlen vor allem ein paar Punkte (lacht). Aber woran das liegt? Schwierig zu sagen. Es gab im Sommer wieder viele Wechsel, das braucht Zeit.

Aber der Kader ist meiner Meinung nach gut, es hat viel Erfahrung drin. Und Amir Abrashi ist ein spannender Transfer. Ich bin gespannt, ob sie in der zweiten Saisonhälfte noch ein paar Punkte aufholen können.

Jonas Omlin
Jonas Omlin im Tor seines Heimatclubs FC Luzern. - Keystone

Nau.ch: Der FC Luzern steht zurzeit punktemässig eher schlecht da, leiden Sie da noch mit?

Jonas Omlin: Ja klar, Luzern ist meine Heimat. Darum verfolge ich das natürlich und es wäre mir lieber, sie würden weiter vorne mitspielen. Der Start war nicht optimal, trotzdem ist in dieser Liga noch viel möglich. Man kann gegen jeden Gegner punkten und darum ist noch alles offen.

Nau.ch: Wem drücken Sie vor dem Fernseher die Daumen, wenn der FCB gegen den FCL spielt?

Jonas Omlin: Das ist eine gute Frage (lacht). Da bin ich neutral, ich wünsche niemandem etwas Böses. Ich kenne noch ein paar Spieler bei Luzern und hoffe dann jeweils, dass die ein gutes Spiel machen. Das Resultat ist mir dann eher gleichgültig.

FC Basel
Basel gegen Luzern: Keine einfache Affiche für Jonas Omlin. - Keystone

Omlin wurde positiv auf das Coronavirus getestet

Nau.ch: Sie erlebten ja einen Corona-Schocker im Oktober. Wie gehen Sie mit der ganzen Pandemie um, was sind die grössten Einschränkungen?

Jonas Omlin: Ja, das stimmt. Ich war einen Tag positiv und am nächsten dann wieder negativ. Ich weiss bis heute nicht, wie das passiert ist. Es ist schon sehr speziell, man wünscht es niemandem und hofft, es nicht zu kriegen.

Ich versuche mich so gut wie möglich zu schützen und die Auflagen einzuhalten. Das macht das Leben halt etwas eintöniger. Aber so ist die Situation – und wir versuchen, das Beste daraus zu machen.

Nau.ch: Themawechsel: Rechnen Sie eigentlich damit, dass die Fussball-EM stattfinden kann?

Jonas Omlin: Eigentlich rechne ich schon damit, es wird aber wohl erst auf den letzten Zacken entschieden. Ich hoffe, die EM findet statt.

«Im Nati-Tor zu stehen ist eine grosse Ehre»

Nau.ch: Wie steht es eigentlich um die Motivation, wenn man weiss, dass man «nur» als Ersatzgoalie dabei wäre?

Jonas Omlin: Die wäre natürlich gross! Eine EM ist trotzdem eine riesige Erfahrung, egal auf welcher Position. Ein grosses Turnier mitzuerleben ist nicht selbstverständlich.

Jonas Omlin
Die Nati sei für Jonas Omlin stets «eine grosse Ehre». - Keystone

Nau.ch: Yann Sommer ist derzeit als Nummer 1 unantastbar – wann kommt der Moment, an dem Sie Ihre Ansprüche anmelden?

Jonas Omlin: Sobald Yann nicht mehr unantastbar ist (lacht). Für mich sind Nati-Spiele immer ein schöner Bonus. Ich fokussiere mich auf meine Leistungen in Montpellier. Nur wenn die gut sind, ist auch die Nati ein Thema.

Nau.ch: Aber es ist ein Ziel von Ihnen, einmal Stammgoalie in der Nati zu werden?

Jonas Omlin: Ja, natürlich. Mein erstes Spiel für mein Land war eine Mega-Erfahrung. Wenn das irgendwann zur Normalität wird, wäre das für mich eine Riesenehre.

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