Rekordabsteiger FC Nürnberg vor schwerem Neuaufbau

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Deutschland,

Die Fans verabschieden Rekordabsteiger 1. FC Nürnberg emotional und erstligareif. Nach dem neunten Bundesliga-Absturz muss sich der «Club» neu aufstellen. Die Trainerfrage soll rasch geklärt werden. Als Sportdirektor wird ein alter Bekannter gehandelt.

Die Spieler des Clubs stehen vor den Fans: Der 1. FC Nürnberg ist Abstiege gewohnt; aktuell ist es der neunte. Foto: Daniel Karmann
Die Spieler des Clubs stehen vor den Fans: Der 1. FC Nürnberg ist Abstiege gewohnt; aktuell ist es der neunte. Foto: Daniel Karmann - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Inmitten einer hochemotionalen Abschiedszeremonie formulierten die Fans von Rekordabsteiger 1. FC Nürnberg schon das Ziel für die nächste Saison.

Ihren zum neunten Mal aus der Fussball-Bundesliga vorzeitig abgestürzten Idolen überreichten die treuen Anhänger Trikots in den Vereinsfarben Rot und Schwarz mit der Aufschrift: «Mission Wiederaufstieg». Als «einzigartige Reaktion» bezeichnete Interimscoach Boris Schommers die permanente Unterstützung der «Club»-Fans und verordnete seiner gezeichneten Mannschaft zwei freie Tage zur Frustbewältigung.

Der 1. FC Nürnberg ist Abstiege gewohnt, auf seinen neunten konnte er sich schon seit Wochen vorbereiten. Nach dem 0:4 (0:0) am vorletzten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach haben die Franken endlich Gewissheit. «Gedanklich nähert man sich diesem Szenario doch etwas an», meinte Verteidiger Georg Margreitter am Samstagabend und stellte fest: «Absteigen ist ziemlich das Hässlichste im Fussball.» Als «beschissen» bezeichnete sein Abwehrkollege Lukas Mühl das Gefühl.

«Wenn du nach dem 33. Spieltag mit 19 Punkten da stehst, hast du es auch nicht verdient, nächstes Jahr Bundesliga zu spielen», konstatierte Schommers nach dem Absacken auf den letzten Tabellenplatz. Die Fans hielten dennoch zur Mannschaft und stimmten auch noch die bewegende Fussball-Hymne «You'll never walk alone» an. «Die letzten Minuten auf dem Platz waren nochmal Gänsehaut, wie die Fans gesungen haben», resümierte Mittelfeldmann Patrick Erras.

Auf dem Rasen gab es in dieser Nürnberger Saison nur wenige bewegende Momente. Nur drei Siege in 33 Partien und lediglich 25 selbst erzielte Treffer sind Ausdruck einer Horror-Saison. «Wir haben uns zu spät taktisch neu ausgerichtet, zu spät konsolidiert», kritisierte Margreitter. «Wenn das alles ein paar Monate vorher stattgefunden hätte, dann hätten wir vielleicht ein paar Punkte mehr geholt.»

Dem am 12. Februar nach der Trennung von Michael Köllner zum Interimscoach beförderten Schommers dürfte der Aufstieg zum Cheftrainer beim FCN wohl verwehrt bleiben. Der 40-Jährige stabilisierte die Mannschaft, holte in zwölf Ligaspielen aber auch nur einen Punkt. «Ich habe ja gesagt, dass ich dem 1. FC Nürnberg gerne zur Verfügung stehe und mit dieser Mannschaft gerne weiter arbeiten möchte. Alles andere liegt in der Entscheidung vom Vorstand Sport», betonte Schommers.

Dieser heisst Robert Palikuca und will die Trainerfrage schnell klären. Auf die Frage, wann der neue Coach vorgestellt werde, antwortete er im TV-Sender Sky: «Nächste Woche.» Angeblich ist der Österreicher Damir Canadi, Trainer beim griechischen Erstligisten Atromitos Athen, der Favorit. Als Sportdirektor wird Peter Hermann gehandelt. Der 67-Jährige ist aktuell Assistenztrainer beim FC Bayern München, arbeitete allerdings in der Saison 2008/09 schon einmal in Nürnberg als Co-Trainer.

Der erst vor vier Wochen geholte Palikuca steht nun in der Pflicht. Der Wiederaufstieg ist nicht nur der Wunsch der Fans. «In der zweiten Liga kann man auf die Jungs bauen. Sie sind schon einmal aufgestiegen, viele haben eine hohe Qualität für die zweite Liga. Dieses Grundgerüst werden wir verwenden und uns drumherum verstärken», sagte Palikuca zum Kaderumbau.

Die aktuelle Mannschaft zeigte am Samstag nach den Gegentoren durch den früheren Nürnberger Josip Drmic (56. Minute), Lukas Mühl (63. Eigentor), Thorgan Hazard (65.) und Denis Zakaria (80.) Grösse. «Wir verneigen uns vor tausenden treuen Herzen - die sich für Rot und Schwarz zerreissen», stand auf dem Banner geschrieben, mit dem Kapitän Hanno Behrens & Co. nach dem Schlusspfiff über den Rasen liefen.

«Wir trauern jetzt gemeinsam und gehen durch dieses Tief gemeinsam durch», sagte Margreitter, der in Nürnberg bleiben will, und schickte hinterher: «Jeder hat Blut geleckt, was die erste Liga betrifft, und möchte da wieder hin.»

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