Pro/Contra: Mieses Spiel mit der Fussball-Nati an Sports Awards?
Trotz EM-Viertelfinal muss sich die Fussball-Nati an den Sports Awards klar geschlagen geben. Haben sich die Sportler unfair verhalten? Das sagt Nau.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei den Sports Awards konnten auch 1367 Sportler ihre Stimme abgeben.
- Bei der Team-Wahl setzt sich das Beach-Duo Hüberli/Brunner vor der Hockey-Nati durch.
- Ginge es nach den Sportlern, landet die Fussball-Nati trotz EM-Coup nur auf Rang 6.
- Trieben die Sportler ein mieses Spiel mit Yakins Mannen? Bei Nau.ch ist man gespalten.
Nur Granit Xhaka darf bei den Sports Awards jubeln. Der Nati-Captain wird zum MVP gekürt. Die Schweizer Nati geht bei der Wahl zum «Team des Jahres» leer aus. Sie landet hinter dem Beachvolley-Duo Hüberli/Brunner und der Hockey-Nati auf Rang drei.
Wählen konnten Schweizer Medien und Sportler.
Brisant: Ginge es nach den 1367 Sportlern, so wäre die Fussball-Nati nur auf Rang 6 gelandet. Trotz Sommermärchen und EM-Viertelfinal im Sommer.
Zurecht? Auf der Nau.ch-Sportredaktion ist man sich uneinig.
Andrea Schüpbach, Sport-Redaktor
Nichts gegen das Ruder-Duo Röösli/Gulich (8 Prozent-Punkte der Sportler-Stimmen). Nichts gegen die Kunstturner (9,8 Prozent). Auch nichts gegen das Schweizer OL-Team (8 Prozent) und die Triathleten (5,5 Prozent).
Aber: Nur mickrige 5,5 Prozent der Schweizer Sportler stimmen bei den Sports Awards beim «Team des Jahres» für die Fussball-Nati. Dass Embolo, Akanji und Co. hinter zahlreichen Randsportlern landen, hinterlässt ein «Gschmäckli».
Kaum jemals zuvor entfachte eine Mannschaft eine solche Euphorie im Land wie jene von Murat Yakin. Wir schalten Italien aus, zehn Minuten fehlen uns gegen England zum Halbfinal-Einzug.
Die Schweiz darf letzten Sommer tatsächlich vom EM-Titel träumen. Zu Tausenden strömen die Fans nach Deutschland. Ob Köln, Frankfurt oder Berlin: Solche Fanmarsch-Bilder sind für die Schweiz neu.
Sportler sollten diese Leistung eigentlich am besten einordnen können. Applaus in Form von Stimmen gibt es aber nicht. Sie wählen die Ruderer und die Orientierungsläufer vor das Yakin-Team. Nur Rang sechs in der Team-Wahl für das Nati-Sommermärchen.
Ich behaupte: Viele der Nicht-Nati-Wähler marschierten vor wenigen Monaten noch im roten Liibli in Deutschland mit. Mieses Spielchen ...
Christoph Böhlen, Sportchef
Den WM-Final der Eisgenossen verfolgen bei SRF bis zu 1,12 Millionen Fans. Bitter für das Team von Patrick Fischer: Die Chance auf Gold wird erneut verpasst, Tschechien holt sich den Titel – das Mitgefühl ist gross.
Ein paar Wochen später bestreitet die Schweizer Fussball-Nati das letzte Gruppenspiel an der EM 2024. Das 1:1 gegen Gastgeber Deutschland verfolgen über 1,6 Millionen. Den späteren Viertelfinal gegen England gar 1,7 Millionen.
Die Zahlen zeigen: König Fussball regiert auch in der Schweiz! Die Kicker erhalten am meisten Aufmerksamkeit, da können nur Marco Odermatt oder Lara Gut-Behrami mithalten.
Zudem kassieren sie deutlich mehr als die meisten anderen Teamsportler. Logisch fühlen sich die Nicht-Fussballer – zumindest unterbewusst – benachteiligt.
Entsprechend ist es erklärbar, zeigt man sich bei der Abstimmung zum Team des Jahres auch mal solidarisch mit anderen Sportlern. Mit Kollegen, die weniger im Rampenlicht stehen. Warum schon wieder die Nati abfeiern, wenn es gute und sympathische Alternativen hat?
Das Beachvolley-Duo Hüberli/Brunner krönt die gemeinsame Zeit mit einer Olympia-Medaille! Auch die Ruderer Röösli/Gulich holen sich in Paris Edelmetall.
Der Schweizer Nati kann das egal sein. Nach einer schwachen Nations-League-Kampagne im Herbst wartet 2025 die WM-Quali. Und wenn Murat Yakin und MVP Granit Xhaka ihr Team an die nächste grosse Endrunde führen, ist schon jetzt klar, welche Sportler dann im Rampenlicht stehen.