Schiedsrichter unterbricht Fussballspiel wegen homophoben Gesängen

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Frankreich,

Starkes Zeichen in Frankreich. In den obersten zwei Ligen wurde in den vergangenen Tagen jeweils ein Spiel wegen Homophobie-Skandalen unterbrochen.

Mehdi Mokhtari
Mehdi Mokhtari (Mitte) unterbricht das Spiel Nancy - Le Mans. - YouTube

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor rund zwei Wochen wurde in der Ligue 2 eine Partie unterbrochen.
  • Das Gleiche geschah gestern Mittwoch während dem Spiel Nizza gegen Marseille.
  • Die Gründe dafür waren homophobe Gesänge und Banner der Fans.

Eine Situation vom 16. August in der französischen Ligue 2 wird als Meilenstein im Kampf gegen Homophobie gefeiert. In der 28. Minute unterbricht Schiedsrichter Mehdi Mokhtari das Spiel zwischen Nancy und Le Mans.

Der Grund: homophobe Gesänge von den Rängen. Über den Stadionspeaker wurden die Fans von Nancy aufgefordert, ihr Lied in Richtung Le-Mans-Fans zu beenden.

Das Spiel wurde einige Minuten später wieder freigegeben. Die Gesänge der Nancy-Fans richteten sich danach gegen den Ligaverband – es gab keine weiteren homophoben Äusserungen.

Mit dem Entscheid, die Partie zu unterbrechen, betrat Schiedsrichter Mokhtari Neuland. Es war das erste Mal, dass ein offizielles Spiel wegen homophoben Gesängen angehalten wurde.

Homophobie-Skandal auch in Nizza

Der Entscheid traf auf breite Zustimmung, beispielsweise bei der französischen Sportministerin Roxana Maracineanu. «Ich gratuliere Schiedsrichter Mehdi Mokhtari und dem LFP-Delegierten Alain Marseille. Sie haben ihre Verantwortung wahrgenommen und entschieden, das Spiel wegen der homophoben Äusserungen zu unterbrechen.»

Auch die Vereine stellten sich nach dem Spiel unmissverständlich hinter den Schiedsrichter. Und verurteilten die Fangesänge.

Und gestern Abend spielten sich gleiche Szenen in der obersten französischen Liga ab. Am Rande des Spiels zwischen OGC Nizza und Olympique Marseille wurden homophobe Banner aufgehängt und diskriminierende Gesänge angestimmt. Schiedsrichter Clément Turpin unterbrach die Partie für rund zehn Minuten.

Fifa und Uefa kämpfen gegen Intoleranz

Die Aktion von Mokhtari, so neu sie ist, ist breit abgestützt in Reglementen, Statuten und Leitfäden. Bereits 2005 publizierte die Uefa die Broschüre «Vereint gegen Rassismus». In Sektion 3a wird dort auch Homophobie thematisiert und ein Fünf-Punkte-Plan zu dessen Bekämpfung vorgestellt.

In den Statuten der Welt-Fussballorganisation Fifa heisst es in den Allgemeinen Bestimmungen: «Jegliche Diskriminierung eines Landes, einer Einzelperson oder von Personengruppen aufgrund von Hautfarbe, ethnischer, nationaler oder sozialer Herkunft, Geschlecht [...] sexueller Orientierung oder aus einem anderen Grund ist unter Androhung der Suspendierung oder des Ausschlusses verboten.»

Kevin Prince Boateng
Kevin-Prince Boateng (damals AC Milan) protestiert 2013 mit einem T-Shirt gegen Rassismus. - Keystone

Extra Personal für WM 2018

Für die WM 2018 setzte die Fifa Personal ein, um Rassismus und Homophobie zu bekämpfen. Zudem gab sie ihr neues Drei-Schritte-Programm bekannt. «Schiedsrichter haben die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen», heisst es in einem Leitfaden.

«Sie können eine Ansage verlangen, dass die Diskriminierung aufhören solle. Dann können sie das Spiel unterbrechen, bis das Verhalten aufhört, dann eine weitere Ansage verlangen. Schliesslich, wenn das Verhalten immer noch weitergeht, das Spiel abbrechen.»

Aleksander Ceferin Uefa
Uefa-Boss Aleksander Ceferin spricht an einer Pressekonferenz. (Archivbild) - AFP

Der Uefa-Präsident Aleksander Ceferin stellte sich bereits mehrmals auf die Seite der Toleranz. «Schiedsrichter sollen den Mut haben, bei Rassismus im Stadion zu handeln. Und das Spiel im Extremfall abzubrechen», sagte er gegenüber der «BBC».

«Sobald nicht mehr gespielt wird, werden 90 Prozent der normalen Zuschauer diesen Idioten einen Tritt in den Hintern verpassen.»

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