Super League: Das ist der geilste Abstiegskampf aller Zeiten
Keine Spannung wegen YB in der Super League? Von wegen! Für die letzten Spiele bahnt sich ein spektakulärer Abstiegskampf an. Wir sagen, wer runter muss.
Das Wichtigste in Kürze
- Gleich fünf Teams kämpfen gegen den Fall in die Challenge League.
- Nau.ch tippt sechs Runden vor Schluss den Absteiger und den Barrage-Teilnehmer.
Noch zum Jahreswechsel droht in der Super League die ultimative Langeweile. An der Spitze thront Serienmeister YB mit einem Mega-Vorsprung. Klar: Ganz vorne wird sich an der Langeweile nichts mehr verändern.
Doch dahinter hat sich in den letzten Wochen der geilste Abstiegskampf aller Zeiten entwickelt! Sechs Spiele vor Schluss stecken gleich fünf Teams mitten im Abstiegskampf. Schaut man sich die letzten Runden an, wird klar: Es kann noch jeden treffen!
Noch vor einer Woche steht der FC Sion vor dem grossen Lichterlöschen. Nach dem 0:3 in Vaduz spricht Goalie Fickentscher seinem Team sogar den Charakter ab. Doch spätestens seit dem 5:3-Spektakel gegen Servette haben die Walliser wieder Hoffnung geschöpft.
Und die trägt den Namen Guillaume Hoarau! Der Franzose trifft in den letzten Spielen zweimal, bereitet zwei Treffer vor. Und hat schon bei YB bewiesen, wie viel Einfluss er auf eine Mannschaft haben kann. Er hat Nerven aus Stahl, kann das Team locker mitreissen.
Im Winter liegt der FC Vaduz abgeschlagen am Tabellenende. Die Rückkehr in die Super League scheint für die Gäste aus dem Fürstentum nur ein Kurzurlaub. Doch dann dreht das Team von Trainer Mario Frick auf, avanciert sogar zur zweitbesten Mannschaft des Jahres!
Eine sattelfeste Defensive und starke Konter stellen jeden Gegner vor Probleme. Dazu kommen die brandgefährlichen Standards der Ländle-Truppe. Diese Stärken sind im Abstiegskampf Gold wert.
Die Abgänge im letzten Sommer kann der FC St.Gallen nicht kompensieren. Das Zeidler-Team landet mit seinem intensiven Powerfussball vom Titelkampf im Abstiegskrampf. Zudem stellen sich die Gegner mittlerweile besser auf die Ostschweizer Pressing-Maschinerie ein.
Das Resultat: Zwar steht der FCSG im Cup-Halbfinal – doch in der Liga droht jetzt sogar der Abstieg!
Fussballerisch ist das Zeidler-Team zwar das stärkste im Tabellenkeller. Doch lässt sich Grünweiss davon vielleicht sogar täuschen? Auch nach Niederlagen lobt der Trainer seine Mannschaft über den Klee, betont die starken Phasen. Das ist gefährlich!
Schon 2016 muss der FCZ den Gang in die Challenge League antreten. Nach dem Cupsieg «schenken» Alain Nef und Co. der Zürcher Südkurve den Pokal als Entschuldigung. In dieser Saison wird es für den Club von Präsident Ancillo Canepa wieder brutal eng!
Der frühe Trainer-Wechsel von Ludovic Magnin zu Massimo Rizzo hat nur kurzfristig einen positiven Effekt. Seit Wochen fehlt den Zürchern ein klares Konzept. In den letzten zehn Spielen gibt es nur einen Sieg – die Bilanz eines Absteigers!
Gegen den etwas müden Meister aus Bern schenkt man sich am Donnerstag die Tore beim 1:2 gleich selber ein. Zwar hat der FCZ diverse gute Einzelspieler. Aber vorne fehlt ein guter Stürmer – und hinten ist der verletzte Abwehrchef Lasse Sobiech nicht zu ersetzen.
Das Restprogramm: Luzern (a), Lugano (h), Lausanne (a), FCSG (h), FCB (a), Vaduz (h)
In der letzten Minuten schiesst Varol Tasar den FC Luzern am Mittwoch zum Sieg über Lausanne. Diese drei Punkte sind Gold wert für die Celestini-Truppe, die damit ein «Polster» von drei Punkten auf den Barrage-Platz hat.
Trotzdem sind die Leuchtenstädter nach wie vor stark gefährdet. Denn: In der Defensive ist der FCL in jedem Spiel anfällig – nur Sion hat mehr Gegentore kassiert! Der Trumpf für die Luzerner: Stürmer Dejan Sorgic ist wieder fit – er führt die zweitbeste Offensive der Liga an.
Und so tippt Nau.ch den geilsten Abstiegskampf aller Zeiten:
Mischi Wettstein, Fussball-Chefreporter: «Es tut mir leid für die sympathischen Vaduzer, die unter Trainer Mario Frick eine bärenstarke Rückrunde spielen. Doch am Ende trifft es die Liechtensteiner eben doch noch. Beim FC St.Gallen rechnet wohl niemand so richtig mit der Barrage. Darum könnte es zum bösen Erwachen kommen.»
«Der FCZ rettet sich, weil sie aufhören, Geschenke zu verteilen. Luzern hat sich in der Defensive stabilisiert, vorne richten es Sorgic und Schaub. Und beim FC Sion gilt der Grundsatz: Totgeglaubte leben länger!»
Wettsteins Absteiger: FC Vaduz, Barrage: FC St.Gallen
Micha Zbinden, Chefredaktor: «Der FC Vaduz wehrt sich zwar mit Händen und Füssen gegen den Abstieg. Am Ende wird es aber für die tapferen Ländle-Kicker nicht reichen. Und das ist auch gut so.
Auch wenn es zurzeit wegen der Geisterspiele untergeht: Wer nur 20 Fans an ein Auswärtsspiel mitbringt (ich habe die Supporter einmal in Bern gezählt) hat in der Super League schlicht nichts verloren.»
«Auf den Barrageplatz schafft es Schlusslicht Sion, weil Hoarau doch noch trifft und Nervenflattern für ihn ein Fremdwort ist. St. Gallen, der FCZ und Luzern bleiben oben, sie haben schlicht zu viel Qualität. Zum Glück! Und auch Sion wird den zweitbesten der Challenge League packen. Dank Hoaraus Kopf.»
Zbindens Absteiger: Vaduz, Barrage: Sion
Christoph Böhlen, Stv. Sportchef: «Einen Abstiegskampf nimmt man nicht nur mit den Füssen, sondern eben vor allem im Kopf an. Der FC Vaduz ist sich seit Monaten bewusst, dass jedes Spiel ein kleiner Final ist. Und auch Sion hat mittlerweile gemerkt, dass sich der Abstieg nicht von selber verhindert. Das schwierige Restprogramm verhindert aber eine direkte Rettung – die Walliser müssen in die Barrage.»
«Und Platz zehn? Der geht an den FC St.Gallen! Den Ostschweizern fehlt trotz aller Qualität die Erfahrung, zudem ist der kraftraubende Spielstil Gift für die letzten Runden. Und: Der Traum vom Cupsieg bringt nochmal Ablenkung, die im Tabellenkeller gefährlich ist.»
Böhlens Absteiger: FC St.Gallen Barrage: FC Sion