Uli Forte: Grosses Interview zum Super-League-Abstiegskampf
Uli Forte äussert sich im grossen Nau.ch-Talk zum Abstiegskampf in der Super League, zum Trainer-Karussel in der Bundesliga – und zu seinem Ex-Club GC.
Das Wichtigste in Kürze
- Uli Forte war bis im Februar 2020 Trainer der Grasshoppers.
- Den Abstiegskampf in der Super League verfolgt er als Zuschauer.
- Nun ist er zu Gast im grossen Nau.ch-Talk.
Der Abstiegskampf in der Super League geht in die entscheidende Phase. Vier Teams stecken fünf Runden vor Schluss mittendrin. St. Gallen, Zürich, Vaduz und Sion trennen gerade einmal sieben Punkte.
Die Clubs müssen bis zum letzten Spiel leiden – für die Zuschauer ist der Abstiegskrimi spannender denn je. Zu diesen gehört auch Uli Forte.
Der Ex-GC-Coach ist zu Gast im grossen Nau.ch-Talk. Der 46-Jährige analysiert die heisse Ausgangslage. Wer steigt aus der Super League ab, Uli Forte?
Das sagt Uli Forte zum ...
... FC Sion: «Die Walliser sind noch lange nicht abgestiegen, trotz Platz zehn. Der Blick auf die Tabelle zeigt: Alle Abstände sind noch einholbar – es kommt auf den Schlussspurt an.»
«Gegen Servette hat Sion ein Spiel aus dem Hut gezaubert, in dem man das ganze Potenzial gesehen hat. Und die Genfer sind die Mannschaft der Saison.»
... FC Vaduz: «Von den Mannschaften im Abstiegskampf steht der FC Vaduz mental am stärksten da. Ihre Aufholjagd seit Neujahr ist unglaublich. Die Vaduzer zeigen eine super Moral und das macht im Schlussspurt sehr viel aus.»
«Klar ist aber auch: Mit Unentschieden kommst du nicht wirklich weiter. In dieser Situation helfen nur Siege. Ein Beispiel: Beim 1:2 gegen Lausanne führen sie zwar, aber dann werden sie zu passiv – das darf ihnen nicht passieren.»
... FCZ: «2016 wurde ich drei Spiele vor Saisonende Trainer im Letzigrund und versuchte dort den Abstieg noch zu verhindern. Das war zu spät, glücklicherweise stiegen wir danach gleich wieder auf.»
«Das Problem ist: Für Vaduz ist schon vor der Saison klar, dass Platz acht gleichbedeutend mit einem Meistertitel ist. Beim FCZ sieht das anders aus, dort wollte man sich lange nach vorne orientieren. Wenn du dann plötzlich im Abstiegskampf landest, ist die Ausgangslage gefährlich. Ob ein Trainerwechsel helfen würde, kann ich von aussen nicht beurteilen.»
... FC St. Gallen: «Die Ostschweizer gewinnen gegen Vaduz nur dank einem Geschenk. Aber man darf nicht vergessen: Der FCSG hat im Sommer rund 40 Tore abgegeben. Das kann man kaum ersetzen, da hätte jede Mannschaft Mühe.»
«In der Defensive machen sie es ordentlich, aber vorne fehlen diese Treffer natürlich.»
Zwei Ex-Clubs von Uli Forte sind abstiegsgefährdet
Mit dem FCZ und dem FCSG droht gleich zwei Ex-Vereinen von Forte der Abstieg in die Challenge League. Trotzdem leidet er mit allen Clubs gleich mit.
«Da muss ich als Trainer schmerzfrei sein.» Wichtig sei, dass man unterscheide zwischen Fan und Trainer. «Ich bin immer der erste Fan der Mannschaft, die ich gerade trainiere.»
Ein Fan wiederum sei ein Leben lang Fan eines Vereins. «In der Bundesliga hat ein Trainer unterdessen eine Lebensdauer von 1,2 Jahren, in England nur 0,9. Das heisst: Als Trainer muss man dort arbeiten, wo man eingesetzt wird. Das ist eine ganz andere Ausgangslage.»
GC könnte bald wieder Super League spielen
Einem anderen Ex-Club läuft es besser. GC steuert auf den direkten Super-League-Aufstieg zu. Bis im Sommer steht da auch Forte noch auf der Gehaltsliste. Würde beim Aufstieg gar eine Prämie winken?
«Nein. Aber ich würde mich riesig freuen, wenn sie aufsteigen», so Forte. «Und das werden sie auch. Bislang war es zwar eine holprige Saison, gegen Thun haben sie aber das erste Mal so richtig überzeugt.»
Dass in diesem wichtigen Spiel mehrere «Ur-Hoppers» und weniger Legionäre auf dem Platz standen, kann er sich erklären.
«Vielleicht haben Sie gemerkt, dass du nicht einfach Spieler von irgendwo herholen und einsetzen kannst. Auch wenn sie Millionen wert sind», sagt Forte. «Am Ende braucht es immer Identifikation, Leidenschaft und Herzblut. So wie man es bei Petar Pusic beim Torjubel gesehen hat – das sagt einiges.»
Das Bundesliga-Karussell dreht sich
Mit dem Wechsel von Julian Nagelsmann zu Bayern München dreht sich das Bundesliga-Trainer-Karussell weiter. Offenbar überweisen die Münchner rund 30 Millionen Franken nach Leipzig. Was hält Uli Forte von den Trainer-Transfers?
«Das ist nichts Neues. Ich habe das selber erfahren. Es hat jetzt eine Weile gedauert, bis sich das durchgesetzt hat.»
«Aber ich erinnere mich: Ich wechselte damals von GC zu YB. Die Ablöse war nicht ganz so hoch wie jetzt bei Julian Nagelsmann (lächelt). Aber ich hatte auch eine Klausel – diese ermöglichte mir damals, bei YB anzufangen.
Das sagt Uli Forte zum Thema Corona
«Ich hatte es bereits, allerdings mit sehr schwachen Symptomen. Ich merkte nichts, wusste es erst, als ich mich testen liess. Der Rest der Familie hatte ein bisschen Gliederschmerzen und Müdigkeit, aber auch nichts Schlimmeres.»
«Jetzt hoffen wir, dass es mit dem Impfen vorwärts geht. Denn wir brauchen unbedingt wieder Fans in den Stadien – und ein normales Leben.»