Seit Sommer 2018 arbeitet Urs Fischer für den 1. FC Union - jetzt kann er mit Berlin in zwei Partien den Aufstieg schaffen. In Aufregung aber versetzt das den zweimaligen Schweizer Meister-Coach nicht. Er verweist auf «genug Erfahrung», die er und sein Team haben.
Berlins Trainer Urs Fischer stützt sich in den Relegationsspielen gegen VfB Stuttgart auf Erfahrung. Foto: Uwe Anspach
Berlins Trainer Urs Fischer stützt sich in den Relegationsspielen gegen VfB Stuttgart auf Erfahrung. Foto: Uwe Anspach - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch der 43-minütige Fragemarathon der Reporter vor der nervenaufreibenden Relegation gegen den Favoriten VfB Stuttgart brachte Urs Fischer nicht aus der Ruhe.
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Von hektischer Betriebsamkeit oder gar Aufgeregtheit war beim Trainer des Zweitligisten 1. FC Union Berlin nach dem nur um Haaresbreite verpassten Direktaufstieg keine Spur. «Warum soll ich in den 48 Stunden völlig aus der Rolle tanzen?», erklärte der 53-jährige Schweizer zwei Tage vor einer der wichtigsten Partien in der Union-Historie: «Ich brauche nur so sein, wie ich selbst bin. Ich bin eigentlich entspannt.»

Der Chefcoach, der gleichmässig und verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk tickt, will trotz der Bedeutung der zwei Spiele gegen Stuttgart «eigentlich nichts anderes machen, als ich ein Jahr lang gemacht habe». Die vergebene Chance in Bochum (2:2) hat Fischer abgehakt, das fordert er auch von seinen Zweitliga-Spielern. «Du kannst das nicht rückgängig machen. Wir schauen nach vorn», sagte er sogar mit einem Lächeln.

Es gehe jetzt darum, die Müdigkeit herauszubekommen, auch mental. Neu beibringen könne er seinem Team in der Situation nichts mehr: «Das wäre auch schlecht. Das würde ja bedeuten, wir haben es ein Jahr lang verpasst, die Jungs auf solche Spiele vorzubereiten», sagte Fischer.

«Wenn es zwei Spiele gibt, musst du dir eine gute Ausgangsposition schaffen. Ein Auswärtstor kann da schon helfen. Daher gilt es, Mut zu haben, auch nach vorn zu spielen. Ein Sieg wäre natürlich der Wunsch», erklärte Fischer zwei Tage vor dem ersten Match am Donnerstag (20.30 Uhr) im Schwabenländle, als stehe ein ganz normales Fussballspiel bevor. Dabei geht es um etwas Besonderes: Erstmals kann Union in die 1. Bundesliga aufsteigen.

Auch am Spielfeldrand sehen die Fans den Union-Coach meist zurückhaltend. Während jüngere Trainerkollegen wie Steffen Baumgart vom SC Paderborn oder Cristian Fiel von Dynamo Dresden fast permanent die Seitenlinie und den vierten Schiedsrichter beackern, sind Gefühlsausbrüche bei Fischer eher selten. «Ich habe ihn als angenehmen Kollegen kennengelernt. Ich rede gern mit ihm. Wenn ich mal keinen Job habe sollte, kann ich mir vorstellen, bei ihm zu hospitieren», sagte Aufstiegscoach Baumgart über seinen Kollegen.

Als Trainer ist Fischer noch nie aufgestiegen. Dennoch sieht er bei sich und seinem Team «genug Erfahrung», um die Relegation gegen den Erstligisten erfolgreich bestehen zu können. In der Schweiz hatte der frühere Verteidiger für den FC Zürich und den FC St. Gallen 545 Erstligapartien absolviert. Dazu kamen vier Länderspiele. Als Trainer war er zweimal Meister und einmal Pokalsieger mit dem FC Basel und Erstliga-Zweiter mit dem FC Zürich.

In der 2. deutschen Liga bei Union setzte er ab Saisonbeginn sein akribisches Arbeiten fort. Fischer kommt in der Regel als erster Vertreter der Profiabteilung ins Stadion. Und meist verlässt er die Alte Försterei als letzter. «Um 7.00 Uhr bin ich da. Ich gehe aber auch erst um 19.00 oder 20.00 Uhr am Abend. Da habe ich genug Zeit, meine Arbeit zu erledigen», bemerkte Fischer. Auch das wird sich in der Zeit der Relegation nicht ändern.

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