Vladimir Petkovic zieht nach der Nations League Bilanz
Das Wichtigste in Kürze
- Vladimir Petkovic zieht nach dem Final-Four-Turnier der Nations League ein Fazit.
- Spielerisch könne man mit den besten mithalten.
- Jedoch sei man mit der Nati noch nicht an dem Punkt, an dem man auch gewinnen könne.
Im Teamhotel nahe Porto verdeckte Petkovic am späten Sonntagabend mit dem Lächeln seine Enttäuschung. Er wollte nicht mit zwei Niederlagen von diesem Finalturnier in Portugal zurückkommen.
Auch dem Spiel um Platz 3 gegen England hatte er einen sehr hohen Stellenwert beigemessen. Wer ihn in den Stunden vor der Partie erlebt hatte, sprach von einem angespannten Trainer. Zwei Niederlagen in Pflichtspielen hatte Petkovic mit dem Nationalteam erst einmal erlebt. Das war vor fünf Jahren gerade nach seinem Amtsantritt nach der WM 2014.
Petkovic: «Sind auf Augenhöhe»
«Wir sind mit den grossen Mannschaften auf Augenhöhe. Aber wir sind noch nicht so gut, dass wir gegen solche Gegner auch regelmässig gewinnen können», sagte Petkovic.
In dieser Saison hat die Schweiz gegen Belgien, England und Dänemark nur eines von fünf Spielen gewonnen. Gleichwohl sprach dann Petkovic aber von einem «guten bis sehr guten Jahr». Sie hätten die «Spielidee etabliert und gewisse Prinzipien weiterentwickelt».
Umbruch, Weiterentwicklung, Prozess. Es ist das Mantra, das die Schweizer Nationalmannschaft seit bald einem Jahrzehnt begleitet. Im Frühling 2011 sorgte Ottmar Hitzfeld für den Generationenwechsel. Dies, nachdem die Fraktion um Alex Frei, Marco Streller und Benjamin Huggel abgetreten war.
Fünf Jahre später setzte Petkovic seinen Captain Gökhan Inler vor die Tür. Ein Schritt, der mit einer neuen Spielphilosophie einherging. Das Nationalteam hatte nun endgültig in Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri ihre spielerischen Leuchttürme.
Nach der WM im letzten Sommer folgte der nächste Schnitt. Valon Behrami trat ab, Blerim Dzemaili wurde nicht mehr berücksichtigt. Und Captain Stephan Lichtsteiner war nur noch unregelmässig dabei.
Lob vom England-Trainer
Es war in diesen Jahren stets so, dass dem Schweizer Team Fortschritte attestiert wurden. Die spielerische Qualität wurde erhöht. Das taktische Spektrum erweitert und das Kader verbreitert.
Nach dem Umbruch von 2011 spielte das Team frecher. Nach der Ära Inler lobten Experten den Spielstil als «Spanisch für Fortgeschrittene». In Guimarães sagte Englands Coach Gareth Southgate über die Schweiz: «Ich mag ihre Spielphilosophie.» Zuvor hatte sich Portugals Trainer Santos zur Aussage verstiegen, dies sei die Mannschaft »einer grossen Fussball-Nation.»
Nächster Schritt fehlt
Die vielen schönen Worte sind ein Hinweis auf die gute Arbeit. Aber nach der zweiten knappen Niederlage gegen England innerhalb von neun Monaten ärgert sich Petkovic ein wenig. «Wir wollten eigentlich schon mehr bekommen als bloss Lob und Anerkennung.»
Und das ist das Problem dieser Schweizer Auswahl. Am Ende bleibt sie «mit Lob, aber leeren Händen» zurück, wie Fabian Schär sagte. Immer sind die anderen einen kleinen Schritt voraus.