War YB Trainer Gerardo Seoane ein Nachtschwärmer?

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen

Spanien,

YB-Trainer Gerry Seoane gilt als ruhiger Arbeiter und reitet seit Amtsantritt auf einer Erfolgswelle. Als Spieler war er offenbar nicht ganz so zurückhaltend.

Gerardo Seoane als Trainer bei YB.
Gerardo Seoane als Trainer bei YB. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • YB-Erfolgstrainer Gerry Seoane war als junger Spieler einst bei La Coruña unter Vertrag.
  • Dort wurde ihm nachgesagt, ein Nachtschwärmer zu sein.

Wer hätte das gedacht? YB-Trainer Gerardo Seoane setzt auf Disziplin und klare Vorgaben, wirkt an Pressekonferenzen stets souverän und ruhig – und ist damit erfolgreich: Mit YB startet er perfekt in die neue Saison und holt 27 Punkte aus neun Spielen. Als junger Spieler habe er aber offenbar auch mal über die Stränge geschlagen, wie das Fussballmagazin «Zwölf» in seiner neusten Ausgabe auf vier Seiten berichtet.

«Einer von uns»

Seoane bestreitet in seiner Spielerkarriere über 220 Spiele in der höchsten Schweizer Liga. In jungen Jahren galt Seoane sogar als Hoffnungsträger beim spanischen Klub Deportivo La Coruña, zu dem der damals 19-Jährige im Jahr 1998 wechselt. Für den Sohn spanischer Einwanderer ist der Transfer zu La Coruña eine Art Heimkehr – und man freut sich auf das junge Talent, das als neuer Guardiola angekündigt wird. Vorgestellt wird Seoane vor 3000 Fans, die sich viel vom teuren Transfer (rund eine Million Schweizer Franken) versprechen. Doch die Vereinspolitik von Präsident Augusto César Lendoiro hilft Seoanes Entwicklung wenig: Regelmässig werden Stars verpflichtet, die den Jungen im Weg stehen.

«Asiduo a la noche» – «Nachtschwärmer»

So spielt der heutige YB-Trainer meist in der Nachwuchsmannschaft und erlebt dort einen bitteren Abstieg hautnah mit. Für die erste Mannschaft La Coruñas bestreitet er nur zwei Spiele im Cup – und erhält trotz guter Kritiken keine Chance mehr. Ein ehemaliger Mitspieler erinnert sich im «Zwölf» an den jungen Seoane: «Meine Erinnerung dreht sich vor allem um das neben dem Platz. Er war ein klasse Fussballer, hatte aber auch viel Temperament: Beim Feiern hat er keinen Abend ausgelassen.» In Seoanes Akte bei La Coruña steht deshalb der Vermerk: «asiduo a la noche». Auf Deutsch: «Nachtschwärmer». Ob die Geschichte stimmt? Weder YB noch Gerry Seoane selber äussern sich zu seiner Zeit als Spieler.

Rückkehr in die Schweiz

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz schafft es der Spieler Seoane trotzdem zum Leistungsträger und absolviert bei Aarau, GC und Luzern über 200 Spiele in der Super League. Bei den Innerschweizern wechselt er 2011 an die Seitenlinie und wird Nachwuchstrainer. Der Rest ist bekannt: Seoane wird in der Winterpause 2017/18 zum FCL-Cheftrainer befördert, führt sein Team sensationell auf Rang drei und wechselt dann – unter Protesten der Luzerner Fans – zu Meister YB. Mit den Berner schafft er ein perfektes erstes Saisonviertel und führt seine Mannschaft dank einem strikten, disziplinierten Konzept sogar in die Champions League. Und dort wartet auf den ehemaligen «Nachtschwärmer» am Dienstag (18:55 Uhr) Juventus Turin.

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