YB: Das können die Berner aus den Basler Fehlern lernen
Was braucht es, damit YB seine Meister-Serie fortfahren kann? Wie geht eine Erfolgs-Ära überhaupt zu Ende? Die Berner können vom FC Basel lernen. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- YB holt sich den dritten Meistertitel in Folge.
- Nur in den Sechziger Jahren waren die Berner erfolgreicher.
- Aufgepasst: Eine erfolgreiche Ära kann sehr rasch enden.
YB ist mit dem dritten Meistertitel in der Super League das Mass aller Dinge. Nur einmal waren die Berner erfolgreicher.
Zwischen 1957 und 1960 holten die Young Boys gleich viermal in Folge den Titel. Noch heute schwärmen die älteren Semester von Geni Meier und Heinz Schneiter.
Die Frage stellt sich, wie im Fussball eine solche Ära zu Ende gehen konnte? Es geht schneller, als man denkt. Zwei Beispiele.
YB kaputt nach einem Asien-Trip
Nach dem vierten Titel pilgerten 17 YB-Spieler am 28. Januar 1961 gutgelaunt auf eine einmonatige Reise durch zehn Länder. Die Destinationen hiessen Bangkok, Hongkong, Kuala Lumpur oder Kairo.
«Zwölf Freundschaftspartien, die enormen Klimaunterschiede, stundenlange Reisen. Es ging an die Substanz», erzählte der verstorbene YB-Star Heinz Schneiter (†4. Juli 2017) dem «Bund».
Die Folge der strapaziösen Reise waren ausgelaugte und verletzte Spieler. Die Reise ist das Ende der Ära. «So komisch es vielleicht tönen mag: Der Asien-Trip war uns wichtiger als der fünfte Titel in Serie. Wir waren kaputt», sagt Schneiter.
«Wir haben 17 Punkte Vorsprung auf YB»
Blicken wir nach Basel. Unter Präsident Bernhard Heusler holte der FC Basel zwischen 2010 und 2017 den Titel achtmal (!) in Folge.
Die Bebbi spielten erfolgreich in der Champions League, die Kassen waren prall gefüllt. Nationale Konkurrenz? Gab es keine.
Was dann passierte, ist kaum zu glauben, aber schnell erzählt. Heusler und Sportchef Heitz treten zurück, die neue Führung unter Burgener übernimmt.
Ein neues Konzept wird eingeführt: Der FCB will auf die Jugend setzen.
Der damalige Jung-Sportchef Marco Streller erklärt: «Wir haben 17 Punkte Vorsprung auf YB. Da ist Raum, um etwas zu probieren. Wenn es schiefgeht, haben wir immer noch einen Vorsprung.»
Dieser Schuss geht bekanntlich nach hinten los. Zudem schlagen die neuen Spieler für einmal nicht mehr wie gewohnt ein. Das Wort veryoungboysen wird durch verbaslern ersetzt.
Geht die Ära von YB jetzt weiter?
In Bern könnte man durchaus von den Basler Fehlern lernen. Und es sieht gar nicht schlecht aus.
Die Nachwuchsarbeit von YB ist ausgezeichnet. Seit Jahren schaffen es Junioren ins Fanionteam. Einige werden sogar Nationalspieler wie Michel Aebischer.
Mit Sportchef Christoph Spycher hat YB einen souveränen und besonnenen Mann an der Front. Und mit Chappi einen starken Scout. Auch die Finanzen scheinen die Berner im Griff zu haben.
Bleibt also noch das Sportliche. Denn: Wer Meister werden will, braucht ein hungriges Team und eine erfahrene Achse. Das ist bei YB der Fall.
Der überragende Fabian Lustenberger gibt auf dem Feld den Ton an. In der Garderobe hat nicht mehr nur Hoarau das Sagen (respektive das Singen).
Benötigt YB also bald einen neuen Trainer? Möglich. Gerardo Seoane ist ein gefragter Mann, ein Wechsel in eine grosse Liga ist nicht undenkbar.
Und: Ein Fussballtrainer erreiche sein Team in Normalfall drei Jahre lang, heisst es. Spätestens dann braucht es neue Impulse.
Weit müsste Spycher nicht suchen. Der perfekte Nachfolger, Thun-Trainer Marc Schneider, arbeitet nur 30 Kilometer entfernt.
Die Weichen sind durchaus gestellt bei YB. Und auf eine Weltreise geht zurzeit keiner.