YB: Das sind die Gewinner und Verlierer vom Saisonstart
Bei einem topbesetzten Kader, wie dem von YB, hat Raphael Wicky die Qual der Wahl. Vor der ersten Nati-Pause der Saison stehen einige hervor – andere weniger.
Das Wichtigste in Kürze
- In den ersten acht Spielen der Saison haben bei Meister YB einige Spieler überzeugt.
- Andere müssen derzeit unten durch und warten auf ihre Chance.
- Weiter geht es für die Berner am Freitag, 15. September, um 19.30 Uhr im Cup gegen Xamax.
Double-Sieger YB geht ohne Niederlage in die erste Nati-Pause. Zwar überzeugen die Berner bisher noch selten über 90 Minuten – doch die Ausbeute stimmt.
In der Liga holt Gelbschwarz bisher 11 von 15 Punkten, zudem gelingt der Einzug in die CL-Gruppenphase. Und im Cup feiert man mit dem FC Breitenrain ein gelungenes «Quartier-Derby», bei dem man locker mit 5:0 gewinnt.
Klar, dass Trainer Raphael Wicky nach der verzettelten Vorbereitung nicht von Anfang aus dem Vollen schöpfen kann. Die U21-Natispieler kehren spät von der EM zurück. Zudem plagen sich Stammspieler wie Ulisses Garcia oder Cedric Itten mit Verletzungen herum.
Auch deshalb hält Wicky, nach holprigem Start, in den letzten Spielen an einer eingespielten Defensive und einem funktionierenden Sturmduo fest. Einzig im Mittelfeld kommt es immer wieder zu Umstellungen. Unter anderem auch wegen des 15-Millionen-Transfers von Fabian Rieder zu Stade Rennes.
Nach den ersten acht Pflichtspielen der Saison kristallisieren sich erste Gewinner hervor. Und es gibt einige Spieler, die zumindest temporär an Einfluss verloren haben.
Die drei YB-Gewinner
Filip Ugrinic (24)
Vor einem Jahr wechselt der 24-Jährige vom FCL nach Bern. Die erste Saison darf der kräftige Mittelfeldspieler getrost als Lehrjahr verbuchen. Zwar kommt er wettbewerbsübergreifend auf 37 Einsätze (drei Tore, sieben Assists). Doch eine zentrale Rolle nimmt er noch nicht ein.
Das ändert sich auf diese Saison hin: Ugrinic ist in den ersten Wochen der grosse Antreiber bei YB. Er bringt Schwung in die Offensive und verrichtet mit seiner starken Physis auch wertvolle Defensiv-Arbeit. Damit weist er, neben Überraschungs-Mann Joël Monteiro (24), die grösste Steigerung zur Vorsaison auf.
Ugrinic nutzt seine Chance nach dem Fassnacht-Abgang zu Norwich und ist jetzt unbestrittener Stammspieler. Sein Lohn: Ein erstes Nati-Aufgebot von Murat Yakin. Wegen einer Adduktoren-Verletzung muss er allerdings absagen.
Ali Camara (26)
Bereits seit 2018 spielt Ali Camara bei YB – und sorgt seither bei den Fans für gespaltene Meinungen. Die meisten anerkennen zwar seine physischen Qualitäten und seine Zweikampfstärke.
Doch in einigen Phasen seiner Zeit in Bern sorgt der Guineer mit Unkonzentriertheiten für Kopfschütteln auf den Rängen. Kommt dazu: Camara verpasst in seinen fünf Jahren bei YB rund 100 Spiele verletzungsbedingt.
Mit einem Meniskusriss verpasst Camara die gesamte letzte Rückrunde, kehrte erst in diesem Sommer ins Team zurück. Das Comeback gelingt aber – und wie! Ali Camara zeigt starke Leistungen, ist der Turm in der YB-Abwehr.
Und er trägt in Abwesenheit von David von Ballmoos sogar die Captain-Binde. Einziger Makel: In fünf Spielen sieht er viermal Gelb und fehlt daher nach der Nati-Pause gegen Lugano.
Sandro Lauper (26)
Neben Ali Camara gibt es noch einen grösseren Pechvogel bei den Bernern: Zweimal reisst sich Sandro Lauper seit 2018 das Kreuzband, danach zwickt unter anderem die Leiste. Und im Cupfinal muss er nach wenigen Minuten mit einer Meniskus-Verletzung runter.
Das sorgt dafür, dass der Konolfinger sein Saisondebüt erst spät gibt – dafür umso besser! Weil Cheikh Niasse in Haifa krank ausfällt, wirft Trainer Wicky den 26-Jährigen in die Startelf. Lauper überzeugt, hilft als Sechser mit, die Null zu halten. Und bleibt auch gleich im Team.
Im erfolgreichen Rückspiel gegen Maccabi spielt er über die volle Distanz. Auch beim Sieg gegen Servette steht er in der Startelf. Nach diesen Leistungen ist klar: Für Niasse und Co. wird es nicht einfach, Lauper wieder zu verdrängen.
Die drei YB-Verlierer
Fabian Lustenberger (35)
Vielleicht ist das Wort «Verlierer» ein wenig hart. Schliesslich wurde bei der Vertragsverlängerung klar kommuniziert, dass seine Einsatzzeiten nicht steigen werden. Doch neben dem Platz ist der Captain nach wie vor ein wichtiger Eckpfeiler in der Hierarchie bei YB.
Dass Lustenberger aber gleich so wenig spielt, kommt dennoch überraschend. Nach den 90 Minuten beim Startspiel gegen Lausanne wird er noch im Cup gegen «Breitsch» eingewechselt. Ansonsten sitzt der 35-Jährige nur auf der Bank.
Solange Camara, Benito und Amenda fit sind, stehen sie in der Innenverteidiger-Hierarchie vor ihm. Doch mit seiner Routine und seinem Standing könnte er im stressigen Herbst womöglich zu Teileinsätzen kommen.
Kastriot Imeri (23)
Wie Ugrinic wechselt Kastriot Imeri letzte Saison innerhalb der Super League zu YB. Der Schritt zu einem Schweizer Spitzenclub soll den späteren Sprung in eine Top-Liga erleichtern. Und wie bei seinem Teamkollegen kann der 23-Jährige die erste Saison bei YB als Lehrjahr verbuchen.
Doch im Gegensatz zu Ugrinic will Imeri der Durchbruch derzeit noch nicht gelingen. Der Genfer leistet sich zu viele Ballverluste, sucht häufig die Bindung ins Spiel der Berner. Seinen Zauberfuss packt der Natispieler (1 Einsatz) noch viel zu selten aus.
An einem guten Tag kann Imeri gegen jeden Gegner für den Unterschied sorgen. Diese Tage treten bislang aber noch zu selten auf. Pech für Imeri: Den Platz auf der 10 in der Mittelfeldraute hat sich aktuell Neuzugang Lukasz Lakomy gekrallt.
Gut möglich, dass Imeri hinter den Spitzen seine Qualitäten besser ausspielen könnte, als auf den Halb-Positionen.
Lewin Blum (22) und Aurèle Amenda (20)
In der letzten Saison gelingt Lewin Blum der endgültige Durchbruch bei YB. Der Rechtsverteidiger ist unumstrittener Stammspieler – doch aktuell isst er hartes Brot. Nur im Cup gegen Breitenrain steht er in der Startelf, in den restlichen Spielen ist er maximal Joker.
Ähnlich sieht es bei Aurèle Amenda aus. Das Innenverteidiger-Talent spielt zwar dreimal über 90 Minuten in der Liga, zuletzt muss er aber mit der Bank vorliebnehmen.
Das lässt sich begründen: Beide haben wegen der U21-EM einen Teil der Vorbereitung verpasst. Zudem hat sich Wicky mit Blick auf die CL-Qualifkation entschieden, auf die erfahreneren (Benito) und robusteren (Janko) Optionen zu setzen. Die Resultate geben ihm recht, YB spielt zuletzt mehrmals zu Null.
Allerdings ist klar, dass die beiden Youngster nur temporär auf der «Verlierer-Liste» auftauchen. Beiden gehört die Zukunft bei YB, sie werden nach der Nati-Pause wieder zu ihren Einsätzen kommen. Wetten?