YB: Ist Torjäger Nsame bei YB auf dem Abstellgleis?
YB ist in dieser Saison noch ohne Niederlage und schafft den Einzug in die Champions League. Für einmal kaum ein Faktor ist Jean-Pierre Nsame. Was ist da los?
Das Wichtigste in Kürze
- Raphael Wicky setzt bei YB zuletzt auf das Sturmduo Cedric Itten und Meschack Elia.
- Auch Silvère Ganvoula scheint in der Stürmer-Hierachie vor Jean-Pierre Nsame zu stehen.
- Stehen die Zeichen auf Abschied – oder ist der dreifache Torschützenkönig aussen vor?
Unglaubliche 132 Tore hat Jean-Pierre Nsame in 223 Pflichtspielen für YB erzielt. Auch in dieser Saison netzt der dreifache Super-League-Torschützenkönig schon zweimal in der Liga ein.
Doch seine Einsatzzeiten haben zuletzt rapide abgenommen. Was ist da los im YB-Sturm?
Nur gegen Lausanne (1:0) und Yverdon (2:2) steht Nsame in der Startformation von Trainer Raphael Wicky. Dabei profitiert er wohl davon, dass Cedric Itten wegen einer Hirnerschütterung einen Teil der Vorbereitung verpasst. Seit dem Heimsieg über Winterthur ist dieser aber in der Startaufstellung gesetzt.
Neben dem Ex-FCB-Junior laufen aber zuletzt entweder Neuzugang Silvère Ganvoula oder Wirbelwind Meschack Elia auf. Für Nsame bleibt derzeit unter Wicky nur noch die Joker-Rolle. Sogar im Cup gegen Breitenrain kommt er von der Bank. Auch wenn er da noch zweimal trifft: Zufrieden ist der 30-Jährige damit bestimmt nicht.
Besonders bitter: Im Playoff-Rückspiel zur CL-Quali bleibt Nsame gar komplett draussen. Als Joker wird ihm Ganvoula vorgezogen.
Das sorgt auch bei den Fans der Berner für Aufregung: Wird dem Torschützen vom Dienst zu wenig Wertschätzung entgegengebracht? Vergrault Trainer Wicky die Legende gar aus Bern?
Sind Itten und Ganvoula einfach besser in Form?
Eine mögliche Begründung für die aktuelle Sturm-Hierarchie: Um den vierfachen kamerunischen Nationalspieler rankten sich im Sommer Transfergerüchte. Sollte ein Wechsel im Raum gestanden haben, würde man Nsame bei YB wohl keine Steine in den Weg legen.
Dafür hat der Kameruner viel zu viel für die Berner geleistet. Das hat man bereits Anfang 2022 bewiesen, als man vorübergehend in die Serie A nach Venedig ziehen liess. Mit wenig Erfolg.
In dem Szenario ist es aber verständlich, wenn Raphael Wicky beim wichtigen Saisonbeginn auf Itten und Ganvoula setzt. Bei beiden können die Berner davon ausgehen, dass sie auch nach Transferschluss für Gelbschwarz spielen.
Was auch gegen Nsame spricht: In den letzten vier Pflichtspielen kassierte YB kein Gegentor. Auch, weil Itten und Elia gut und fleissig gegen den Ball mitarbeiten.
Es ist kein Geheimnis, dass die Defensivarbeit nicht zwingend Nsames grösste Stärke ist.
Fakt ist: Mit dem Einzug in die CL-Gruppenphase, inklusive Itten-Treffer, hat Trainer Wicky zuletzt alles richtig gemacht.
Überhaupt: Der Walliser hat in seinem ersten Jahr bei YB bewiesen, dass er den Konkurrenzkampf hervorragend moderieren kann. Und sportlich hat Nsame in den letzten Spielen nicht gefehlt, der Meister siegt.
Zudem kommen mit der Champions League jetzt auch noch sechs zusätzliche Spiele bis Winter dazu. Die Berner werden ihr breites Kader brauchen, wollen sie in allen Wettbewerben erfolgreich mithalten.
Ausserdem hat YB sogar nochmal nachgelegt und mit Ebrima Colley (23) einen weiteren Offensivspieler von Atalanta ausgeliehen. Die Spielzeit der Stürmer verteilt sich also wohl nochmals auf mehr Schultern, auch wenn Colley eher über die Seiten kommen soll.
Nsame hat sich bei YB immer zurückgekämpft
Bis jetzt hat sich Jean-Pierre Nsame nicht öffentlich über seine Reservistenrolle beklagt. Das hat der Kameruner, der sich als Starspieler sieht und fühlt, bisher sowieso noch nie. Auch wenn er sich mannschaftsintern nicht allzu gerne unterordnet, was nicht bei allen Mitspielern gut ankommt.
In seiner langjährigen Zeit bei YB hat sich der 30-Jährige immer zurückgekämpft. Zuerst als Backup von Guillaume Hoarau, später auch nach seiner Venedig-Rückkehr.
Letzte Saison kommt er gut mit der «geteilten» Stürmer-Rolle neben Cedric Itten zurecht. Und das erst noch mit Erfolg: Nsame holt sich sogar zum dritten Mal die Torjägerkrone.
Ob sich der Stürmer ein weiteres Mal zurückkämpft, zeigt sich schon bald. Denn erst in wenigen Tagen schliessen auch die letzten Transferfenster. Ein Wechsel in die Türkei wäre zum Beispiel immer noch möglich.
Und sollte Nsame doch in Bern bleiben, wird er alles daran setzen, sich in die Startelf zurückzuspielen. Denn mit seinen 102 Toren in der Super League fehlen ihm nur noch neun Treffer, um Rekord-Torschütze Marco Streller einzuholen. Für einen Stürmer mit Nsames Tor-Quote ein machbares Ziel.