IAAF führt Testosteron-Limit für Frauen ein - das Aus für Caster Semenya?
Schult Caster Semenya jetzt zur 5000-Meter-Läuferin um, nimmt sie künftig die Pille – oder hört sie ganz auf? Ein neuer Höchstwert für natürliches Testosteron begrenzt das Startrecht für Mittelstreckenläuferinnen mit intersexuellen Anlagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Weltverband IAAF führt erneut Testosteron-Werte-Limits für Mittelstreckenläuferinnen ein.
- Der Weltverband hofft damit fairere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
- Frauen wie Caster Semenya müssen nun ihre Werte drastisch reduzieren oder auf andere Strecken ausweichen.
Neun Jahre nach ihrem ersten WM-Goldlauf ist die Karriere von Südafrikas Leichtathletik-Idol Caster Semenya in Gefahr. Der Weltverband IAAF führt vom 1. November 2018 an erneut Limits für Mittelstreckenläuferinnen mit hohen natürlichen Testosteronwerten ein. Das Startrecht für Rennen zwischen 400 Metern und einer Meile (1609,34 Meter) bekommen Frauen künftig nur, wenn ein spezifischer Testosterongehalt im Blut (fünf Nanomol pro Liter) nicht überschritten wird. Dies teilte die IAAF am Donnerstag mit. Der Weltverband hofft, damit eines seiner gravierendsten Langzeitprobleme zu lösen.
Wettbewerbsvorteil für Semenya
Die zweimalige 800-Meter-Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin Semenya steht seit Jahren im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte über Hyperandrogenismus und Intersexualität. Mit ihrem Sieg bei der WM 2009 in Berlin hatte sie die weltweite Diskussion um Chancengleichheit und die Würde von Athletinnen mit hohen männlichen Testosteronwerten ausgelöst.
Mit dem neuen Grenzwert reagierte die IAAF auch auf eine Studie vom Juli 2017, wonach Frauen mit hohen natürlichen Testosteronwerten in einigen Disziplinen einen Wettbewerbsvorteil haben. Sie müssten künftig «innerhalb einer durchgehenden Periode von mindestens sechs Monaten - beispielsweise durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel» - ihren erhöhten Wert dauerhaft reduzieren. Der natürliche Testosteronwert ist bei Frauen normalerweise deutlich geringer als die jetzt festgelegten fünf Nanomol in einem Liter Blut.
Für «faire und aussagekräftige Wettbewerbe»
Die neue Regel sichere Chancengleichheit im Wettkampf und ermögliche «faire und aussagekräftige Wettbewerbe in der Leichtathletik, wo Erfolg - mehr als alle anderen Faktoren - durch Talent, Hingabe und harte Arbeit bestimmt wird», sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe.
Semenya kann gegen ihre erhöhten Werte nun Medikamente nehmen oder auf eine längere Strecke - beispielsweise die 5000 Meter - ausweichen. Grundsätzlich eröffnete die IAAF betroffenen Läuferinnen mehrere Möglichkeiten, um weiterhin Wettkämpfe zu bestreiten: die Teilnahme an nicht-internationalen Rennen; auch an internationalen Meetings, dann aber ohne die genannten Mittelstreckenrennen; der Start bei Männerrennen - auch auf den Mittelstrecken.