Mujinga Kambundji: Das sagt ihr Trainer zur Glanzleistung in Belgrad
Das Wichtigste in Kürze
- Mujinga Kambundji überzeugte an der Weltmeisterschaft in Belgrad mit einer Bestleistung.
- Die Athletin holte Gold auf 60m in weniger als sieben Sekunden – auf der Aussenbahn.
- Ihr Trainer Adrian Rothenbühler erklärt die Hintergründe.
Mujinga Kambundji beschert der Schweizer Leichtathletik mit Gold über 60 m an der Hallen-WM in Belgrad einen magischen Moment. Sie war knapp am Weltrekord dran und überzeugte mit weniger als sieben Sekunden.
Mujinga Kambundji konnte ihren Coup zunächst kaum fassen, den Gratulationen auf allen Kanälen haftete der Wow-Effekt an. Auch bei den Leichtathletik-Experten aus aller Welt war der Gold-Lauf der Schweizerin das Thema am Freitagabend.
Ein Sieg in 6,96 Sekunden auf der Aussenbahn 8. Eine Schweizerin, im Vorlauf und in den Halbfinals wenig überzeugend, näherte sich bis auf 4 Hundertstel dem Weltrekord. Sie lief die Konkurrentinnen in Grund und Boden.
Der Start machts aus
«Vor anderthalb Wochen im Training haben wir gemerkt, dass 7,00 drin liegen», sagt ihr Trainer Adrian Rothenbühler. «Aber diesen Winter hatte Mujinga erhebliche Mühe mit dem Start. Von diesem hing auch in Belgrad alles ab.»
Und tatsächlich: Im entscheidenden Moment legte die routinierte Bernerin einen Traumlauf auf die Bahn. «Einzig die Schritte 3 und 4 waren nicht ganz perfekt. Aber ansonsten ein Lauf ohne jeglichen Makel», betont der Fachmann.
Mujinga Kambundji und ihr Trainer waren zunächst nicht glücklich mit Bahn 8, weil der Kontakt zu den Gegnerinnen fehlt. «Aber letztlich war wohl gerade dies ein wichtiges Puzzle-Teil. Nicht links und nicht rechts schauen. Das eigene Rennen laufen,» meint Rothenbühler.
Mujinga Kambundji im Tunnelblick zum Erfolg
Die 29-Jährige tauchte in den Tunnel ein, nahm die Aussenwelt kaum wahr. Sie liess die Automatismen sowie die Leichtigkeit in ihrem Lauf ohne Gedanken spielen. Erst im Ziel mit Gold war Kambundji wieder zurück in der Realität.
Die vier Hundertstel unter der 7-Sekunden-Marke lassen sich kaum anders erklären als mit dem magischem Moment. Es war für alle ein Paukenschlag, selbst für die Athletin. Aber für einen Exploit muss zunächst das Fundament gelegt werden. Und dieser Boden verschiebt sich bei Mujinga Kambundji auf einen immer noch höheren Level.
Wie ist das möglich? Gerade im Sprint, bei dem viele in jungen Jahren in die Spitze vorpreschen, ihr Niveau danach aber kaum mehr anheben? «Es ist der Lauf der Zeit, dass auch die Sprinterinnen älter werden», relativiert Rothenbühler. Er ist ehemaliger Zehnkämpfer und in Magglingen als Ausbildner von Trainern sportartenübergreifend oft die erste Ansprechperson: Dann, wenn es um Trainingslehre, Kraft oder Kondition geht.
«Das Rad nicht neu erfinden»
Der Schweizer Trainer des Jahres 2019 fügt aber noch ein paar handfeste Gründe an: «Mujinga hat in den letzten Jahren ihr Setting im privaten Bereich gefunden: Umfeld in Bern, eigene Wohnung, nächster Lebensabschnitt eingeleitet. Das gibt Stabilität.»
In Sachen Trainingslehre mag der Emmentaler nicht von grossartigen Änderungen reden. «Wir wissen von all ihren Trainern, was funktioniert hat und was nicht. Auch ich habe in letzter Zeit meine Ansätze noch perfektioniert. Aber letztlich gilt – bei Mujinga muss man das Rad nicht neu erfinden, sondern das was klappt, konsequent anwenden.»
Einen Hauptgrund für die Leistungssteigerung von Mujinga Kambundji sieht Rothenbühler auch in der Konkurrenz im eigenen Land. «Das hat nochmals Schub gegeben», betont er. Und auch die technologische Entwicklung im Schuhbereich würden ihr in die Hände spielen.