Mujinga Kambundji: «Meine bislang am härtesten erkämpfte Medaille»
Mujinga Kambundji (31) winkt an der EM in Rom als Titelverteidigerin über 200 Meter vom Podest. Nach der Goldmedaille gibt sich die Bernerin erleichtert.
Das Wichtigste in Kürze
- Mujinga Kambundji läuft in Rom erneut zu Gold über die 200 Meter.
- Die schwierigen letzten Wochen seien ihr nun egal, meint die 31-Jährige.
- Durch das Erfolgserlebnis reist die Bernerin mit viel Zuversicht nach Paris.
Als Aussenseiterin nach Italien angereist, im 100-m-Lauf am Sonntagabend als Achte chancenlos, und nun Europameisterin über 200 m. Die Wandlung der Bernerin innerhalb von 48 Stunden ist frappant.
Manch einer zweifelte ob ihrer Aussage, es wäre alles da, aber es klappe einfach nicht. Doch die bald 32-Jährige bewies, dass es im Sprint einen Klick-Effekt gibt. Die Olympia-Finalistin konnte in ihrer Lieblingsdisziplin den Schalter umlegen, der sie wieder an Europas Spitze katapultierte.
Die Wandlung vollzog sich in Rom in zwei Akten. Platz 8 im 100-m-Lauf war enttäuschend. Aber zuvor in den Halbfinals (11,09) hatte die Sprinterin doch gespürt, dass nicht mehr viel fehlt.
«Der Schlüsselmoment kam dann am Montag», sagte Mujinga Kambundji. Der Halbfinal über 200 m, den sie ohne Druck oder konkrete Erwartungen in Angriff nahm, gelang wie aus einem Guss. «Ab jetzt kann ich endlich wieder befreit laufen», prognostizierte sie.
«Noch nie mit so wenig Zuversicht an EM gereist»
Mujinga Kambundji hatte gerade noch rechtzeitig die Überzeugung für einen Goldlauf gefunden. Als Routinierin liess sie sich diese unerwartete Chance nicht entgehen: Ein explosiver Start, ein starker Kurvenlauf, und als die Britin Daryll Neita auf den letzten Metern vorbeizuziehen schien, gelang ein Konter, um mit einem Hundertstel Vorsprung in starken 22,49 Sekunden zu gewinnen.
«Es ist nicht mein schönster Sieg, aber der am härtesten erkämpfte», bilanzierte Mujinga Kambundji. Sie bezog diese Aussage nicht auf den Rennverlauf, sondern auf die Suche nach der Top-Form, der sie über ein Jahr hinterher gerannt war – primär wegen Problemen mit dem Fuss.
«Das Gold von Rom macht mich stolz», betonte WM-Dritte von 2019. «Ich bin noch nie mit so wenig Zuversicht zur Meisterschaft angereist. Aber jetzt sind mir die vergangenen Wochen völlig egal», fügte sie hinzu.
Nun will Mujinga Kambundji in Paris angreifen
Neben der erfolgreichen Titelverteidigung an Europameisterschaften, der ersten in der Geschichte von Swiss Athletics überhaupt, freut sich Mujinga Kambundji für ihre Trainingsgruppe mit Schwester Ditaji und Williams Reais.
«Wir haben alle drei eine Medaille! Wer hätte das vor Rom gedacht. Und ich mag es vor allem William gönnen – die erste Medaille ist immer so speziell.»
Nun richtet die Sprinterin den Blick zuversichtlich nach Paris. «Jetzt wird im Training endlich Ruhe einkehren. Kein Gebastel mehr, einfach arbeiten», sagte sie im Stadio Olimpico.
Der Plan bis zu den Olympischen Spielen steht: «In Form bleiben und ja nicht runter gehen zugunsten eines zweiten Aufbaus. Damit habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.» Sie könne auch als 32-Jährige eine Saison voll durchziehen. Und sie will sich wohl nicht darauf verlassen, dass es heuer noch ein zweites Mal klick macht.