Ferrari: Das «Urteil» der FIA ist eine sportliche Bankrotterklärung

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Genève,

Die FIA vermeldet, man habe sich mit Ferrari im Streit um den womöglich illegalen Motor geeinigt. Das ist eine Katastrophe für den Weltverband. Ein Kommentar.

Charles Leclerc Ferrari FIA
Charles Leclerc im Cockpit von Ferrari. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die FIA hat wegen der Motoren-Mogelei ein lächerliches «Urteil» gegen Ferrari gefällt.
  • Dieses bedeutet nichts anderes, als einen Kniefall vor dem italienischen Rennstall.
  • Ein Kommentar des Formel-1-Experten von Nau.ch.

Sechs Zeilen, mehr hat die FIA nicht gebraucht, um sich selbst ins sportpolitische Kiesbett zu befördern. So kurz ist nämlich das «Urteil», das der Motorsport-Weltverband in der Motoren-Untersuchung fällte. Und die Bezeichnung als «Urteil» ist äusserst wohlmeinend, bedenkt man, was die FIA da mitteilt.

Vettel Testfahrt 2020 Ferrari
Sebastian Vettel auf einer Testfahrt im neuen Ferrari in Barcelona. - dpa

Man habe sich im Streitfall um den möglicherweise illegalen Formel-1-Motor mit den Italienern geeinigt. Dem waren monatelange Untersuchungen vorangegangen, die nun – drei Monate nach Ende der Saison 2019 – zu diesem Nicht-Ergebnis führen. Als «Strafe» muss sich Ferrari an der Erforschung umweltfreundlicher Kraftstoffe beteiligen. Welch ein Schlag ins Gesicht für die Roten.

Das lächerliche «Urteil» der FIA ist eine unverhohlene Anbiederung an Ferrari und den Mythos der Scuderia. Sie ist ein Kniefall der gesamten Motorsportwelt vor einem Hersteller, der seit bald 15 Jahren auf einen Titel wartet. Nur eines ist die Entscheidung nicht: ein Freispruch.

Wie beurteilen Sie das Urteil gegen Ferrari?

Der FIA ist Ferrari wichtiger als der Sport

Die Heimlichtuerei, zu der Ferrari die FIA genötigt hat, kommt einem Schuldeingeständnis der Scuderia in Sachen Motor-Mogelei gleich. Gäbe es nichts zu verbergen oder zu bemängeln, hätte die FIA das so kommuniziert, statt zu schweigen. Wie die Italiener dem Weltverband – geleitet von Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt – die Verschwiegenheit abgerungen haben, bleibt ein Geheimnis. Gut möglich, dass Maranello einmal mehr zu den altbewährten Ausstiegsdrohungen gegriffen hat.

Mit ihrem Kniefall vor dem italienischen Rennstall gibt die FIA eine sportpolitische Bankrotterklärung ab. Es ist das Eingeständnis, dass die Teilnahme von Ferrari an der Formel 1 wichtiger ist als die Integrität des Sports. Mit anderen Worten: Die FIA gibt zu, dass die Formel 1 einen Ausstieg (oder Ausschluss) von Ferrari nicht verkraften könnte.

Fast müssen die Tifosi glücklich sein, dass man im Vorjahr keine Rolle im Kampf um den WM-Titel spielte. Sonst würde dieser Titel vom Schatten des Zweifels und dem Anhauch der Schummelei befleckt in die Formel-1-Geschichtsbücher eingehen. Ein Glück für Ferrari, das man selbst mogelnd nur drittstärkste Kraft war...

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