Formel 1 ab 2021: So sieht die Königsklasse der Zukunft aus
Die Formel 1 erfährt zur Saison 2021 eine Generalüberholung. Die neuen Autos werden sich drastisch von den aktuellen Rennern unterscheiden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel 1 präsentierte am Donnerstag ihr neues Regel-Konzept für die Saison 2021.
- Vor allem optisch fallen die neuen Autos dramatisch verändert aus.
- Aber auch abseits der Strecke soll sich einiges ändern.
Am Donnerstag vor dem Grand Prix der USA war es endlich so weit: Die Formel 1 zeigte ihr neues Gesicht. Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte die Königsklasse das Reglement für die Saison 2021 und darüber hinaus. Die Autos der Zukunft werden sich drastisch von dem unterscheiden, was die Formel 1 aktuell ausmacht.
Darüber hinaus stellte die Formel 1 auch abseits der Autos grosse Änderungen vor. So wird etwa die Treibstoffzufuhr ab 2021 ein standardisiertes System sein. Zudem werden die Getriebe-Spezifikationen eingefroren, um Entwicklungskosten zu sparen. Ebenfalls aus Kostengründen wird die erlaubte Zeit im Windkanal reduziert – stattdessen soll mit Computersimulationen gearbeitet werden.
Optisch fallen die Neuerungen für das geübte Zuschauer-Auge durchaus auffällig aus. Vor allem die völlig neu gestaltete Frontpartie sticht ins Auge. Die hochkomplexen Frontflügel sind endgültig Geschichte, an ihre Stelle tritt ein schlichteres Design. Insbesondere die neu gestalteten Flügel-Endplatten stechen hervor, sie erinnern an die Tragflächen eines Flugzeugs.
Auch der Heckflügel ist ein völlig neues Konzept, die vertikalen Endplatten an den Seiten verschwinden. Die beiden horizontalen Elemente gehen seitlich fliessend in die vertikale Struktur über. Das soll die Luftverwirbelungen hinter dem Auto dramatisch reduzieren und das Hinterherfahren erleichtern. Die Überholhilfe DRS bleibt übrigens erhalten.
Ground Effect soll die Formel 1 revolutionieren
Die grösste Änderung ist auf den ersten Blick aber gar nicht zu sehen, denn sie verbirgt sich unter dem Auto. Entlang des Unterbodens verlaufen Kanäle, die sogenannten Venturi-Tunnel. Sie generieren via Ground Effect in Zukunft einen Grossteil des Anpressdrucks. Das macht die Autos weniger anfällig für Luftverwirbelungen.
Diese Konzeptänderung ist auch in der Heckansicht der neuen Autos deutlich zu erkennen. Wo bei den jetzigen Formel-1-Rennern ein hochkomplexer Diffusor liegt, enden ab 2021 die Venturi-Tunnel. Aus dieser Ansicht auch gut zu sehen: die Luftleitbleche zwischen Tunnel und Hinterrädern. Sie sollen als Schürzen dienen und so den Ground Effect zusätzlich verstärken.
Aus der Seitenansicht fallen zudem die neuen Reifen ins Auge. Ab 2021 setzt die Formel 1 auf 18-Zoll-Räder statt der bisherigen 13-Zöller. Und: Die Felgen werden in Zukunft mit einer Verkleidung abgedeckt. Auch das hilft, die Luftverwirbelungen zu verringern, und war so schon Ende der 2000er-Jahre zu sehen.
Die neuen Boliden werden wohl rund drei bis dreieinhalb Sekunden pro Runde langsamer als aktuelle Renner. Das Abtriebsniveau sinkt im Vergleich zu 2019 erheblich, soll aber für besseres Racing sorgen. Weil die Autos insgesamt deutlich weniger anfällig für «dirty air» sind, wird das Hinterherfahren einfacher. Die erhoffte Folge: Mehr Überholmanöver, mehr Rad-an-Rad-Duelle.
Die Budget-Obergrenze zeigt der Formel 1 ihre Zähne
Aber auch abseits der Autos ändert sich ab der Saison 2021 einiges. Vor allem die geplante Kostenbremse soll sich bemerkbar machen. Künftig dürfen Teams nicht mehr als 175 Millionen Franken pro Jahr ausgeben. Davon ausgenommen sind Marketingkosten, Fahrergehälter und die drei bestbezahlten Mitarbeiter, wie etwa Chefingenieure.
Die Kostenbremse soll auch «Zähne haben», wie es bei der Präsentation am Donnerstag hiess. Im Klartext: Es wird drei Arten von Regelverstössen hinsichtlich des Kostendeckels geben. Kategorie eins sind Verfahrensstrafen, etwa eine Geldstrafe für zu spät eingereichte Finanzberichte.
Kategorie zwei sind Budget-Überschreitungen um weniger als fünf Prozent des Gesamtbudgets. Hier gibt es eine Reihe möglicher Strafen – Punktabzüge, Rennausschlüsse oder eine Reduktion der erlaubten Testzeiten. Auch die Budget-Obergrenze eines Teams für das Folgejahr könnte als Strafe nach unten korrigiert werden.
Die schärfsten Zähne hat aber die dritte Kategorie, eine Budgetüberschreitung um mehr als fünf Prozent. Gibt ein Team mehr als rund 184 Millionen Franken aus, können alle oben genannten Strafen zutreffen. Darüber hinaus droht jedoch auch der Ausschluss aus der Weltmeisterschaft. Ein durch Budget-Sprengen «erkaufter» WM-Titel ginge so wieder verloren.