Formel 1 ab 2021 wieder mit Ground-Effect-Autos!
Das Wichtigste in Kürze
- Am Mittwoch wurden die ersten Details zum neuen Formel-1-Konzept ab 2021 bekannt.
- Mit dabei ist die Rückkehr zum Ground-Effect-Konzept der frühen 1980er-Jahre.
- Zudem sollen zahlreiche Bauteile an den Formel-1-Rennern vereinheitlicht werden.
Seit Monaten ringt die Formel 1 um ihr Reglement für die Saison 2021 und danach. Die ersten Entwürfe gingen Fans, Fahrern und Verantwortlichen nicht weit genug. Am Mittwoch wurden die ersten Details des neuen Pakets bekannt. Und die haben es in sich.
Allen voran: Die Formel 1 soll zu den Ground-Effect-Autos zurückkehren, wie sie zuletzt in den 1980ern gefahren wurden. Dieses Autokonzept erzeugt den Grossteil seines Abtriebs nicht über die Front- und Heckflügel. Stattdessen sorgen Tunnel im Unterboden für mehr Anpressdruck.
Die Königsklasse veröffentlichte am Mittwoch auch einen Entwurf für die Autos der nächsten Generation. Auffällig sind dabei vor allem der einfache Frontflügel und die tiefe Nase. Insgesamt erinnert der Entwurf stark an die Formel-1-Autos der 1990er-Jahre.
Der Vorteil dieses Konzepts: Die Autos sind weit weniger anfällig für Luftverwirbelungen des Vordermanns. Das erleichtert das Hinterherfahren und sorgt – in der Theorie – für besseres Racing. Nur fünf bis zehn Prozent des Abtriebs soll verloren gehen, wenn man zwei Autolängen hinter dem Vordermann fährt. Mit den aktuellen Autos verliert man rund 45 Prozent des Anpressdrucks.
Das erlaubt auch, die Boliden optisch einfacher und ästhetischer zu gestalten. Eine wesentliche Änderung: Der Frontflügel soll nicht mehr an Extra-Säulen hängen. Stattdessen werden die Flügel wie in den frühen 1990er Jahren wieder direkt an der – tiefen – Nase entspringen.
Was sich in der Formel 1 alles ändern wird
Rund um das radikal veränderte Konzept stehen zahlreiche weitere Anpassungen an. So sollen Kühlsystem und Benzinfluss vereinheitlicht und vereinfacht werden. Hier könnte man sogar auf Einheitsteile zurückgreifen, um die Kosten zu senken.
Die Idee eines Einheitsgetriebes dürfte unterdessen vom Tisch sein. Statt auf einen externen Lieferanten zuzugreifen, will man die Entwicklungskosten senken. Die Hersteller sollen ihre Getriebespezifikationen für fünf Jahre einfrieren.
Ebenfalls Einheitsteile sollen die neuen 18-Zoll-Felgen werden. Das verhindert Kontroversen wie im vergangenen Jahr. Damals stand Mercedes im Verdacht, mit seinen gelochten Felgen illegal einen Vorteil zu ziehen.
Auch die Bremsen sollen vereinheitlicht werden. Hinzu kommen Bremsbelüftungskanäle mit deutlich vereinfachtem Profil. Aktuell dient die Bremsbelüftung als aerodynamisches Element, das soll in Zukunft nicht mehr möglich sein.
Was noch diskutiert wird
FIA-Präsident Jean Todt hat die Wiedereinführung der Tankstopps in der Formel 1 vorgeschlagen. Das soll dazu führen, dass die Autos im Renntrimm leichter werden. Zudem eröffnet es mehr strategische Möglichkeiten.
Ebenfalls mit der Boxenstrategie eng verbunden sind die Reifen. Über die Pirelli-Pneus wurde in den letzten Jahren oftmals heftig diskutiert, vor allem über den hohen Verschleiss. Ziel ist es, die Reifen robuster zu machen und mit einem breiteren Arbeits-Temperaturfenster auszustatten.
Zudem soll die Menge an Telemetriedaten, die den Teams zur Verfügung steht, drastisch reduziert werden. Das soll die Rennen unvorhersehbar machen. Auch ein oder sogar zwei der drei Freien Trainings könnten gestrichen werden. Dann hätten die Teams weniger Zeit, Daten zu sammeln.
Ein ganz wesentlicher Punkt ist das Fahrzeuggewicht. Aktuell wiegt ein Formel-1-Renner ohne Fahrer und Sprit 740 Kilogramm. Am Rennstart liegt das Gesamtgewicht damit im Bereich von 915 Kilogramm. Das soll deutlich reduziert werden – zum Vergleich: Michael Schumachers Weltmeister-Ferrari von 2000 wog nur 600 Kilogramm.
Die nächsten Schritte zur Regel-Reform
Bis Mitte September wollen sich die Verantwortlichen auf das neue Regelpaket geeinigt haben. Ende Oktober soll der Motorsport-Weltrat dann Grünes Licht für die grosse Reform der Formel 1 geben. Damit ist der Prozess aber nicht abgeschlossen.
Die Konsequenzen der Regelreform sollen präzise überwacht werden, die Arbeit für die Strategiegruppe geht weiter. Eventuelle Anpassungen für die Reglements der Folgejahre sind nicht ausgeschlossen.
Im Grossen und Ganzen soll das Regelwerk ab 2021 aber vor allem Kontinuität bringen. Das Ziel ist es, durch konstante Richtlinien neue Hersteller und Teams anzulocken. Dazu sollen auch die gesenkten Kosten beitragen.