Formel 1: Fünf Lehren aus dem Silverstone-GP
Die Dominanz von Lewis Hamilton in der Formel 1 nimmt kein Ende. In Silverstone feierte der Brite seinen sechsten Heimsieg – Rekord.
Das Wichtigste in Kürze
- Lewis Hamilton ist weiter auf Kurs zu seinem sechsten Weltmeistertitel in der Formel 1.
- Mit seinem 80. Grand-Prix-Sieg ist klar: Der Brite wird alle Rekorde der Formel 1 brechen.
- Gefährlich werden kann ihm in dieser Saison eigentlich niemand mehr.
Es ist fast Halbzeit in dieser Formel-1-Saison: Zehn Rennen hat die Königsklasse bestritten, elf stehen noch aus. Und es besteht kein Zweifel daran – Lewis Hamilton wird 2019 Weltmeister. 39 Punkte liegt der Brite nach seinem Heimsieg in Silverstone schon vor Valtteri Bottas. Hier sind die Fünf Lehren aus dem Silverstone-GP.
Lehre #1: Lewis Hamilton kann sich nur selbst schlagen
Die Grands Prix in Deutschland und Ungarn könnte Lewis Hamilton eigentlich getrost auslassen. Mit seinem Vorsprung von 39 Zählern auf Valtteri Bottas käme er wohl immer noch als WM-Leader aus der Sommerpause. Und die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt: Nach dem Sommer ist Hamilton meist unschlagbar.
Dass Lewis Hamilton 2019 Weltmeister wird, ist eigentlich schon entschieden. Der erste Nicht-Mercedes-Verfolger Max Verstappen hat 87 (!) Punkte Rückstand. Und Mercedes wird den Teufel tun und Bottas einen ernst zu nehmenden Angriff auf Hamilton erlauben.
Damit rückt sogar ein Allzeit-Rekord in greifbare Nähe. Gewinnt Hamilton – was nicht auszuschliessen ist – alle verbleibenden Saisonrennen, stünde er bei 91 Siegen. Damit würde er mit Michael Schumacher in dieser Wertung gleichziehen.
Lehre #2: Die Formel 1 braucht die Traditionskurse
Bis vor wenigen Tagen stand die Zukunft des Silverstone-GP auf der Kippe. Dann einigte man sich endlich auf einen neuen Vertrag, die Formel 1 bleibt dort, wo ihre Wiege stand. Hier fand 1950 der erste Formel-1-GP überhaupt statt, hier wird weiter gefahren.
Die Fans zeigten sich dankbar. Mehr als 350'000 Anhänger strömten an die Rennstrecke in Northamptonshire. Die Traditionsstrecken, die die Formel 1 mehr und mehr vernachlässigt, sind bei den Fans immer noch beliebt.
Auch daraus sollten die Verantwortlichen ihre Lehren ziehen, wenn es um die Kalenderplanung geht. Fan-Debakel wie Indien oder Südkorea dienen als Warnung. Der neue Vietnam-GP im kommenden Jahr muss sich erst beweisen.
Lehre #3: Sebastian Vettel braucht den Reset-Knopf
Nach dem Österreich-GP sagte Christian Horner über Pierre Gasly, der Franzose brauche einen Reset. Gesagt, getan, der Red-Bull-Neuling sorgte mit Platz vier für sein bestes Saisonresultat. Die Entscheidung, ihn auf das Verstappen-Setup festzunageln, trug scheinbar Früchte.
Allerdings profitierte der Franzose davon, dass ein anderer auch einen Reset braucht: Sebastian Vettel. Im Duell mit Max Verstappen rauschte der Deutsche dem Holländer ins Heck. Verstappen rettete Rang fünf ins Ziel, Vettel wurde als Fünfzehnter gewertet. Der nächste schwere Patzer in einem Seuchenjahr.
Vor seinem Heimrennen in Hockenheim steckt der Deutsche in der grössten Krise seiner Karriere. Im Schatten von Charles Leclerc und seiner eigenen Vergangenheit steht sein Abschied von Ferrari bevor. Findet er nicht bald zurück zu seiner einstigen Form, dann könnte 2019 sein letztes Jahr in Rot sein.
Lehre #4: Wer den Schaden hat...
So ziemlich jeder im Haas-F1-Team wird sich nach dem Silverstone-Wochenende verkriechen wollen. Fünf Kurven weit kam das kriselnde US-Team in England, dann schossen sich Romain Grosjean und Kevin Magnussen gegenseitig ab. Ganz und gar nicht das, was man brauchte, angesichts der Katastrophe rund um Sponsor Rich Energy.
Nach den Berührungen in Barcelona sei die klare Anweisung erfolgt, sich im teaminternen Duell zu benehmen. «Ich will mich nicht damit beschäftigen, wer Schuld hat, für mich ist das eine Teamsache. Hier hätte maximal einer eine Position verlieren können, stattdessen haben wir zwei Autos verloren.»
Spätestens jetzt wird auch zum Thema, ob die Fahrerpaarung noch tragbar ist. Diese Woche steht ein Treffen mit den Piloten und der Teamführung an. Gut möglich, dass nach der Sommerpause der ohnehin angezählte Romain Grosjean sein Cockpit räumen muss.
Lehre #5: Kubicas Märchen hat kein Happy End
Gross war die Freude bei den Fans der Formel 1, als Robert Kubica sein Comeback bei Williams verkündete. Dass es der Pole nach seinen schweren Verletzungen noch einmal zurück schafft, grenzt an ein Wunder. Nur Happy End gibt es wohl keines für den einmaligen Grand-Prix-Sieger.
Im Duell mit Rookie George Russell sieht der 34-Jährige nach wie vor kein Land – 0:10 steht es im Quali-Duell. Und an der Seitenlinie der Formel 1 lauern Talente en masse auf ihre Chance.
Einer davon ist Esteban Ocon, Mercedes-Junior und in diesem Jahr ohne Cockpit in der Formel 1. Sein Stamm-Team würde ihn gerne bald wieder am Start sehen, das Mercedes-Kundenteam Williams böte sich an. Zumal Ocon ein guter Massstab für Supertalent Russel wäre – der ebenfalls Mercedes-Junior ist.