Formel 1 – Verstappen: «Riecht verbrannt, ist das mein Auto?»
Ein Raketen-Angriff überschattet das freie Training der Formel 1 in Saudi-Arabien. Max Verstappen meinte zuerst, sein Auto brennt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der F1-GP in Saudi-Arabien steht wohl auf der Kippe.
- Nur wenige Kilometer von der Rennstrecke entfernt kommt es zu einem Raketen-Angriff.
- Bei den Fahrern löst dies Angst und Verwirrung aus.
Ein Raketen-Angriff schockt die Formel 1 in Saudi-Arabien. Der Sport gerät zur Nebensache, ins Fahrerlager zieht Angst ein. Das Rennen in Dschidda steht wohl auf der Kippe.
Der Rauchgeruch der schockierenden Raketen-Attacke kroch Formel-1-Weltmeister Max Verstappen bis unter den Helm.
«Es riecht verbrannt, ist das mein Auto?», funkte der Red-Bull-Fahrer beim ersten Training zum Grand Prix in Saudi-Arabien noch an die Box. Doch die Ursache war weit beängstigender. Jemenitische Huthi-Rebellen hatten nach eigenen Angaben in der Nähe der Strecke in Dschidda erneut eine Anlage des Ölkonzerns Aramco angegriffen, der Hauptsponsor der Rennserie ist.
Saudis bestätigen «feindliche Operation» neben Strecke der Formel 1
Auch das saudische Staatsfernsehen bestätigte eine «feindliche Operation» von Huthi-Rebellen nahe Dschidda.
#Breaking | A few minutes ago, the Houthis attacked Jeddah and hit Aramco’s petroleum facilities in Jeddah, west Saudi Arabia, a loud explosion was heard and a fire broke out. pic.twitter.com/IW0nivmxVt
— WorldNews IL (@WorldNewsIL) March 25, 2022
Erst am vergangenen Sonntag hatten die Rebellen Angriffe gegen Saudi-Arabien mit einer Rakete und Drohnen gestartet. Dabei war auch eine Anlage von Aramco in Dschidda getroffen worden, an einem Öltank brach Feuer aus.
Red-Bull-Chef: «Wenn Sicherheit garantiert ist, sollten wir fahren»
Die Formel-1-Spitze forderte umgehend Informationen und weitere Sicherheits-Garantien der Behörden an. Nach einem eilig einberufenen Treffen mit allen Fahrern und Teamchefs fiel die Entscheidung, das zweite Training mit nur leichter Verspätung von 15 Minuten zu beginnen. Am Abend sollten weitere Beratungen über die Austragung des Grand-Prix-Wochenendes am Roten Meer folgen. «Wenn dann die Sicherheit für die nächsten zwei Tage garantiert ist, sollten wir fahren», sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko dem Sender Sky.
Hintergrund des Konflikts ist der Krieg im Jemen, den Saudi-Arabien gegen die Huthi-Rebellen führt. Der Krieg hat eine der grössten aktuellen humanitären Katastrophen ausgelöst. Der ins Visier der Rebellen geratene saudische Energieriese Aramco ist wichtiger Geldgeber der Formel 1 und Titelsponsor des britischen Rennstalls Aston Martin, für den Sebastian Vettel fährt.
Heftige Kritik im Vorfeld der Rennen
Saudi-Arabien gilt im Vergleich zu anderen Ländern der Region als recht sicher, auch dort kam es aber mehrfach zu Terroranschlägen. Ende 2020 hatte die Terrormiliz Islamischer Staat etwa einen Anschlag auf eine Zeremonie in Dschidda für sich beansprucht, bei dem zwei Menschen verletzt wurden. Bei Grossveranstaltungen wie Sport-Events im Land gelten meist strenge Sicherheitsvorschriften.Kritik an Saudi-Arabien
Die Auswahl Saudi-Arabiens als Formel-1-Gastgeber hatte schon vor dem Debüt des Rennens im vergangenen Dezember heftige Kritik ausgelöst. Dem Königreich werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Zuletzt hatte das Land 81 Menschen an einem Tag hingerichtet.
In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur vor dem Grand Prix warf Klima-Aktivistin Luisa Neubauer der Formel 1 Inkonsequenz gegenüber Menschenrechtsverletzungen vor. «Sie ziehen den Sport auch in eine Ecke, wo er nicht sein muss, und damit auch die Fans und Sportbegeisterten», sagte Neubauer, die einer der führenden Köpfe der Bewegung Fridays for Future ist.
Formel-1-Chef Stefano Domenicali hatte die Berichte über die Massen-Hinrichtungen als «alarmierend» bezeichnet. Er sagte aber auch: «Der Fakt, dass wir vor Ort sind, richtet das Scheinwerferlicht auf Themen, die sonst an anderer Stelle in den Nachrichten auftauchen würden.»