Im Sinne Laudas: Hamilton und Bottas rasen davon
Sie sind offensichtlich noch entschlossener: Lewis Hamilton und Valtteri Bottas führen die Konkurrenz zum Monaco-Auftakt vor. Es soll ein Triumph-Rennen ganz im Sinne des gestorbenen Niki Lauda werden. Sebastian Vettels Rückstand im Ferrari war enorm.
Das Wichtigste in Kürze
- Niki Lauda wäre stolz darauf: Trotz der tiefen Trauer um die gestorbene Formel-1-Ikone haben die Silberpfeile zum Auftakt des Klassikers in Monte Carlo die Konkurrenz beherrscht.
WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton raste im Training zum Grossen Preis von Monaco in beiden Einheiten auf Platz eins. Teamkollege Valtteri Bottas fuhr die zweitschnellste Runde des Tages - weit vor allen anderen. «Jeder trauert auf seine Weise. Niki würde aber wollen, dass wir uns auf das Rennwochenende konzentrieren und Samstag und Sonntag abliefern», hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Morgen gesagt.
Auf Platz drei in der schnelleren Einheit am Nachmittag kam Herausforderer Sebastian Vettel. Der Rückstand des 31 Jahre alten Heppenheimers war allerdings auch in den engen Strassen von Monte Carlo so ernüchternd wie der bisherige Sieglos-Saisonverlauf: 0,763 Sekunden lag Vettel hinter der Bestzeit. Auf einer Runde von gerade einmal rund 3,3 Kilometern ist das ein erschreckender Abstand für den viermaligen Weltmeister. «Wir haben viel ausprobiert, das nicht wirklich funktioniert hat. Es war eher ein schwieriger Tag für uns», sagte Vettel: «Das Auto ist zu nervös, es rutscht zuviel.»
«Natürlich wissen wir, dass wir nicht schnell genug sind, um Mercedes zu besiegen, aber wir arbeiten sehr hart daran, um so schnell wie möglich einen Unterschied machen zu können», hatte Vettel am Mittwoch bereits gesagt, von einer Fehlkonstruktion des 2019er Ferrari hatte er nichts wissen wollen.
Beim zweiten Training verbremste sich Vettel, der zu Ehren Laudas seinen Helm im Design des früheren Piloten lackieren liess, beim Versuch einer schnellen Runde auch noch. Er klage erneut über Probleme, die Reifen richtig auf Temperatur zu bekommen. Knapp vor den Leitplanken kam der Heppenheimer in Kurve eins zum Stehen.
Teamkollege Charles Leclerc fehlten in den Strassen, in denen er als Kind unter anderem mit dem Bus zur Schule fuhr, in den zweiten anderthalb Stunden sogar über 1,2 Sekunden auf Hamilton. Der Traum vom ersten Heimsieg eines Monegassen seit dem WM-Beginn 1950 dürfte wohl ein Wunsch bleiben nach dem Rennen an diesem Sonntag (15.10 Uhr/Sky und RTL).
Wie erwartet scheint Red Bull eine weitere Gefahr für die Scuderia zu sein. «Zwischen uns sieht es sehr eng aus», räumte Vettel ein. Am Morgen schob sich der Niederländer Max Verstappen zwischen Hamilton und Bottas, am Nachmittag reihte sich der Franzose Pierre Gasly direkt hinter Vettel ein. Schon vor einem Jahr siegte Vettels Ex-Team durch den damaligen Piloten Daniel Ricciardo im Fürstentum. Der zweite deutsche Pilot, Nico Hülkenberg, kam im Renault am Morgen auf Platz sieben, am Nachmittag wurde der 31 Jahre alte Emmericher lediglich 16.
Weit weg von Hamilton und Bottas - dem Duo, das in den bisherigen fünf Saisonrennen die beiden ersten Plätze unter sich ausmachte. Der Tod von Lauda am Montag im Alter von 70 Jahren dürfte die Mercedes-Männer in ihrer Entschlossenheit auf dem Weg zum sechsten Fahrer- und Konstrukteurstitel in Serie nur noch mehr stärken.
Allerdings sei es keine leichte Situation, zum Rennfahren überzugehen, betonte Teamchef Wolff. Der 47 Jahre alte Lauda-Landsmann und auch Hamilton hatten am Vortag alle ihre Medientermine abgesagt. Er fühle sich wie ein Zombie, sagte Wolff. Hamilton konnte seine Trauer im Rennwagen verarbeiten, wo er sich am wohlsten fühlt.
Herausforderer Vettel bleibt nur die Hoffnung, dass der Grand Prix im Fürstentum wieder für Überraschungen gut ist. «Monaco ist immer ein Rennen, in dem alles passieren kann, in dem alles drin ist. Ein bisschen Roulette», hatte er vor dem Training gesagt.