Lewis Hamilton

Lewis Hamilton & Renault: Die grossen Verlierer im F1-Transferpoker

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Deutschland,

Der Ferrari-Abschied von Sebastian Vettel hat den Fahrermarkt der Formel 1 ins Chaos gestürzt. Vor allem Lewis Hamilton und Renault leiden darunter.

Lewis Hamilton Formel 1
Lewis Hamilton am Steuer des neuen Mercedes W11 bei den Testfahrten der Formel 1 in Barcelona. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das heitere Treiben auf dem Formel-1-Fahrermarkt hat nicht nur Gewinner.
  • Für Lewis Hamilton wird Sebastian Vettel plötzlich zu einer ernsten Bedrohung.
  • Renault sucht unterdessen verzweifelt nach einem Nachfolger für Daniel Ricciardo.

Nach der Saison 2020 verlässt Sebastian Vettel nach sechs Jahren die Scuderia Ferrari. Ob der vierfache Weltmeister seine Formel-1-Karriere darüber hinaus fortsetzt, ist noch offen. Sein Nachfolger bei Ferrari ist mit Noch-McLaren-Pilot Carlos Sainz bereits gefunden. Und dessen Platz beim künftigen McLaren-Mercedes-Team geht an den derzeitigen Renault-Star Daniel Ricciardo.

Das heitere Plätzetauschen in der Königsklasse des Motorsports hat auf den ersten Blick nur Gewinner. Die unglückliche Ehe zwischen Vettel und Ferrari endet zum beiderseitigen Vorteil. Carlos Sainz, vor zwei Jahren noch am Rande eines Formel-1-Zwangsabschieds, sitzt 2021 in einem Top-Auto. Und Ricciardo entkommt dem im Abwärtsstrudel gefangenen Renault-Werksteam in Richtung eines potenziellen Podest-Teams.

Carlos Sainz Sebastian Vettel
Carlos Sainz folgt bei Ferrari auf Sebastian Vettel. - keystone

Aber ein solches Feuerwerk an Fahrerwechseln kann nicht nur positive Seiten haben. Zwei grosse Verlierer kristallisieren sich erst auf den zweiten Blick heraus. Zum einen ist das – wenig überraschend – Renault, dem sein Star-Pilot abhandenkommt. Und zum anderen ist es Lewis Hamilton – denn plötzlich wächst der Druck auf den Weltmeister.

Lewis Hamilton hat ein Vettel-Problem

Der Brite legt sich bisher bei den Vertragsverhandlungen mit den Silberpfeilen quer. An zwei Punkten spiesst es sich: Laufzeit und Entlohnung. Der sechsfache Weltmeister soll mindestens einen Dreijahresvertrag und eine ansehnliche Gehaltserhöhung fordern. Beides ist den Verantwortlichen bei Mercedes bislang ein Dorn im Auge.

Sebastian Vettel Lewis Hamilton
Sebastian Vettel und Lews Hamilton: Es wird wohl nächste Saison nichts mit dem Traum-Duo bei Mercedes. - dpa

Das Problem für Lewis Hamilton: Mit Sebastian Vettel ist plötzlich ein mehrfacher Weltmeister für deutlich weniger Geld zu haben. Natürlich ist der Deutsche zuletzt nicht auf demselben Niveau unterwegs gewesen wie der Serienchampion.

Aber den Formel-1-kritischen Mercedes-Bossen wäre ein kostengünstiger Nummer-1-Pilot sicherlich nicht unsympathisch. Und mit einem haushoch überlegenen Mercedes könnte auch Vettel problemlos um den Titel fahren.

Ausserdem liesse sich der Deutsche vielleicht mit einem kürzeren Vertrag abspeisen als Lewis Hamilton. Auch das sagt Mercedes sicherlich zu – denn hinter der Formel-1-Zukunft der Silberpfeile steht ein Fragezeichen. Verbrennungsmotoren werden bei Daimler seit 2019 nicht mehr entwickelt. Der Fokus rückt auf Elektromobilität und damit auf das neue Formel-E-Werksteam.

Für Lewis Hamilton heisst das: Seine Verhandlungsbasis mit Mercedes ist signifikant schlechter geworden. Natürlich ist der Brite weiterhin die absolute Priorität und Wunschlösung bei den Silberpfeilen. Aber im Vertragspoker für sein am Jahresende auslaufendes Arbeitspapier ist plötzlich viel weniger Spielraum. Verzockt sich der Brite, steht Vettel schon in den Startlöchern.

Viele Optionen hat Renault nicht

Für Renault ist die Sachlage ebenfalls ungünstig: Mit Esteban Ocon hat man ein junges Talent mit etwas Formel-1-Erfahrung. Aber das zweite Cockpit neben dem Franzosen ist nicht leicht zu besetzen. Die Top-Piloten sind langfristig gebunden, gleichwertigen Ersatz für Ricciardo gibt es nicht. Wen also soll man anstelle des Australiers ins Auto setzen?

Im Nachwuchsprogramm der Franzosen gibt es einige vielversprechende Talente. Die meisten sind aber noch ein oder zwei Schritte davon entfernt, Formel-1-Material zu sein. Einzig der Chinese Guanyu Zhou ist auf einem potenziell Königsklassentauglichen Niveau. Dem besten Formel-2-Rookie des Vorjahres fehlt aber eine Superlizenz – und Renault könnte mehr Erfahrung gut brauchen.

Fernando Alonso
Fernando Alonso im Einsatz für McLaren beim Indy 500 im Jahr 2019. - Twitter/@FernandoAlonso

Ein Name, der herumgeistert und reichlich Erfahrung mitbringen würde, ist Fernando Alonso. Der zweifache Weltmeister träumt immer noch vom Formel-1-Comeback und von weiteren Erfolgen. Allerdings wird er zum Saisonstart 2021 bereits stolze 39 Jahre alt sein. Und: Renault ist nicht gerade die Nummer-1-Adresse für einen, der auf Siege und WM-Titel hofft.

Das macht auch einen Wechsel von Sebastian Vettel zu den Franzosen unwahrscheinlich. Der Deutsche hat immer wieder betont, dass er zum Siegen in der Formel 1 fährt. Dass der dreifache Familienvater seinen Hals für Mittelfeldplätze riskiert, darf bezweifelt werden. Für ihn kommt nur ein Team infrage: Mercedes.

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