Pokern gehört in der Formel 1 zum Geschäft. Wie stark sind die Teams nach sechs offiziellen Testtagen wirklich? Understatement dürfte nicht zuletzt bei Ferrari Kalkül sein.
Beliebt bei den Formel-1-Fans: Ferrari-Star Sebastian Vettel. Foto: Alessio De Marco/LPS via ZUMA Wire/dpa
Beliebt bei den Formel-1-Fans: Ferrari-Star Sebastian Vettel. Foto: Alessio De Marco/LPS via ZUMA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Von Panikattacken ist Sebastian Vettel meilenweit entfernt.
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Mit der Souveränität eines viermaligen Weltmeisters zog der Ferrari-Star sein Fazit der insgesamt sechstägigen offiziellen Formel-1-Tests.

«Die Stimmung, die ich bei einigen mitbekomme, ist besorgt oder beunruhigt», meinte Vettel auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona. «Ich denke, es ist einfacher als das. Es wird einen Mann an der Spitze in Australien geben: Hoffentlich werde ich das sein, hoffentlich werden wir das sein.» Seine Erfahrung helfe ihm, «den Fokus auf den richtigen Gebieten» zu behalten und «jetzt nicht in Panik zu geraten», versicherte der 32-Jährige.

Die Wahrheit in der Formel 1 verbirgt sich hinter den Zahlen. Vettel steht vor seiner 14. Saison in der Königsklasse des Motorsports, viermal raste der Heppenheimer zum WM-Titel. Aber auch nach fünf Jahren mit der Scuderia wartet er noch immer auf seine erste Weltmeisterschaft mit den Italienern. Ferrari selbst gewann letztmals 2007 durch Vettels früheren Teamkollegen Kimi Räikkönen die Fahrer-WM, 2008 letztmals die Konstrukteurs-WM.

«Ich bin nicht beunruhigt, aber selbst wenn dem so sein sollte, dann werden wir mehr wissen in ein paar Wochen. Aber nicht heute und auch nicht morgen», meinte Vettel mit Blick auf den ersten Grand Prix der Saison am 15. März in Melbourne.

Der Hesse hat keine reibungslosen Testtage erlebt. Zunächst musste er wegen Unwohlseins seinen Start in die Probeläufe verschieben, dann bremste seinen SF1000 ein defektes Schmiersystem aus. Und von einem Dreher blieb er auch nicht verschont. «Ich glaube, der Schlüssel für uns liegt darin, den Wagen weiter zu entwickeln, vor allem da wir zur Zeit wohl nicht die allerschnellsten sind», erläuterte Vettel.

Um nach jeweils sechs Fahrer- und Konstrukteurstiteln nacheinander Branchenprimus Mercedes vom Thron zu stürzen, hat Ferrari sein Konzept verändert. Der SF1000 verfügt nun über mehr Abtrieb, um schneller in den Kurven zu sein. Das war in der vergangenen Saison noch der grosse Schwachpunkt. «Ich glaube, die grösste Stärke liegt im Speed um die Kurven», befand Vettels Stallrivale Charles Leclerc, der bereits in seinem zweiten Scuderia-Jahr die WM ins Visier nimmt. «Da haben wir unser Ziel erreicht. Dann müssen wir abwarten und wegen der allgemeinen Performance des Wagens weitersehen.»

Mercedes sieht sich mit ungewohnten Motorenproblemen konfrontiert - sowohl bei sich selbst, als auch bei den mit eigenen Antrieben versorgten Konkurrenzrennställen. Weltmeister Lewis Hamilton musste am vorletzten Testtag in Spanien seinen Silberpfeil wegen Problemen mit dem Öldruck nach nur 14 Runden abstellen. «Es ist nicht ideal, dass wir wegen dieses Problems keinen kompletten Testtag absolvieren konnten, aber wir haben dennoch viel gelernt», befand der Brite, der mit Mercedes teilweise die Topzeiten hinlegte.

Die verhaltene Performance von Ferrari in Barcelona dürfte auch Kalkül sein, nachdem der Rennstall 2019 noch immense Erwartungen geweckt hatte und diesen dann vergeblich hinterhergefahren war. Der Fokus habe darin gelegen, den Wagen wirklich kennenzulernen und weniger darin, mit schnellen Runden zu beeindrucken, meinte Leclerc. «Die meiste Arbeit wird im Hintergrund erledigt», sagte Vettel. «Ich bin selbst sehr gespannt, wo wir in Australien stehen.»

Keine Gedanken hegt Vettel an ein baldiges Karriere-Ende. «Es gibt keine Anzeichen und keinen Grund, warum ich nicht weitermachen könnte oder sollte», sagte er in einem Interview für das Saisonheft der «Sport Bild». Auch über die Zeit nach dem Ablauf seines Vertrags bei der Scuderia am Ende dieses Jahres macht sich der Hesse keine Sorgen und betonte: «Ich glaube jetzt nicht, dass ich Angst haben muss, dass ich nächstes Jahr nicht mehr dabei sein kann oder darf. Ich bin überzeugt, dass ich meine Leistung bringen werde, der Rest wird sich dann zeigen.»

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