Ullrich in Armstrong-Podcast: «Wie Marco Pantani - fast tot»

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Spanien,

Jan Ullrich geht es wieder gut. Der einstige Tour-Sieger radelt auf Mallorca mit seinem früheren Rivalen Lance Armstrong und redet offen über die schwerste Phase seines Lebens.

Jan Ullrich
Jan Ullrich gewann als erster und einziger Deutscher 1997 die Tour de France. Hier mit Lance Armstrong (l) und Jan Ullrich. Foto: Gero Breloer/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bestens gelaunt und gesundheitlich in der wohl besten Verfassung seit Jahren hat Jan Ullrich so offen wie nie über die dunkelste Zeit seines Lebens geredet.

«Vor drei Jahren ging es mir richtig schlecht», sagte Deutschlands einstiger Rad-Held im Podcast seines früheren Dauerrivalen Lance Armstrong. «Du hast mich besucht und ich war auf demselben Weg wie Marco Pantani - fast tot.» Der italienische Radstar Pantani war 2004 an einer Überdosis Kokain gestorben, die genauen Todesumstände sind bis heute nicht geklärt.

«Brauchte die Zeit für mich»

Auf der Ferieninsel Mallorca sassen Ullrich, Armstrong sowie dessen einstiger Teamkollege George Hincapie und Teamchef Johan Bruyneel nun auf einem weissen Sofa und plauderten bester Laune auf einer Terrasse am Wasser über alte Zeiten. Vor allem Ullrich merkte man nach den Alkohol- und Drogeneskapaden der Vergangenheit an, dass es ihm besser geht. «Ich habe drei Jahre geschlafen und brauchte die Zeit für mich. Aber jetzt ist mein Hirn wieder klar, mein Körper ist fit. Ich habe einige Ideen und kann beim nächsten Mal mehr erzählen», sagte Deutschlands einziger Sieger der Tour de France.

Er habe gute Freunde um sich herum, trinke nur noch Wasser, seine Freundin koche gesundes Essen. «Gute Freunde haben mich ins Leben zurückgeholt und ich bin wieder glücklich», sagte der 47-Jährige. Der drei Jahre ältere Armstrong meinte: «Wir sind alle durch beschissene Zeiten gegangen, alle auf unterschiedliche Art und Weise. Aber das Wichtigste ist: Wir sind hier.»

Ullrich hatte «vergessen, was gut für mich ist»

Armstrong und Ullrich hatten sich Anfang der 2000er Jahre legendäre Duelle bei der Tour de France geliefert, aus denen stets Armstrong als Sieger hervorging. Nur im Jahr 2003 hatte Ullrich eine reelle Chance, den Texaner zu besiegen, stürzte allerdings im verregneten letzten Zeitfahren. Armstrong wurden wegen Dopings später alle sieben Tour-Siege aberkannt und nicht neu vergeben, Ullrich steht noch immer in den Ergebnislisten.

Allerdings war Ullrich 2006 kurz vor dem Start der Tour aus dem Rennen genommen worden, weil er neben weiteren Topstars als Kunde des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes enttarnt worden war. Dann folgte der Absturz. «Ich habe nach all dem Scheiss vor 15 Jahren vergessen, was gut für mich ist», sagte Ullrich. «Radfahren ist gut und mit meinen Freunden, meinen Kindern und meiner Familie zusammen zu sein, das ist gut für mich. All das habe ich vergessen, und das war mein Problem.»

Alte Rivalen

Im Herbst 2018 hatte Ullrich in einem Statement Drogenprobleme eingeräumt und unterzog sich nach eigenen Angaben einer Behandlung. Wenige Wochen zuvor war Ullrich nach einem Streit auf Mallorca mit seinem damaligen Nachbarn, dem Schauspieler und Regisseur Til Schweiger, vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.

Dass die Rivalität noch nicht ganz vorbei ist, offenbarte Bruyneel. «Jan war einen Tag früher hier und hat mich gefragt, wie er Lance ein bisschen ärgern könnte. Ich habe ihm gesagt, fahre gleich am ersten Tag Vollgas, wenn Lance noch unter Jetlag leidet», sagte der Belgier in der dauerheiteren Runde. Armstrong richtet auf Mallorca ein einwöchiges Radcamp für wohlhabende Kunden aus.

Ullrich wollte die Einladung erst ausschlagen, liess sich dann jedoch überzeugen - und trainierte fünf Wochen nahezu täglich. «Ich dachte, meine Zellen hätten alles vergessen. Aber Gott hat mir diesen Körper und dieses Talent gegeben. Und dann bin ich eben so: Vollgas oder nichts», sagte der gebürtige Rostocker.

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