Tour de France: «Pogacar fährt wie ein Ausserirdischer»
Tadej Pogacar fährt an der Tour de France in einer eigenen Liga. Der Slowene verblüfft seine Mitstreiter – die Wunder-Leistungen lösen aber Zweifel aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Radsport-Welt staunt über die Leistungen von Tour-Leader Tadej Pogacar.
- Doch: Andere Teams zweifeln, ob beim Slowenen alles mit rechten Dingen zu- und hergeht.
- Böse Zungen geben dem 22-Jährigen bereits den Spitznamen «PogacArmstrong».
Neun Etappen sind an der Tour de France gefahren. Tadej Pogacar scheint auf dem Weg zu seinem zweiten Tour-Titel kaum zu stoppen. Bereits über zwei Minuten beträgt sein Vorsprung auf den ersten Verfolger Ben O'Connor.
Noch nie war ein 22-Jähriger so stark wie Pogacar – das weckt Zweifel im Peloton. «Pogacar wirkt wie ein Ausserirdischer. Ich frage mich, ob eine solche Dominanz möglich ist, und ich habe keine Antwort», sagt AG2R-Sportdirektor Julien Jurdie.
Auch der ecuadorianische Radprofi Richard Carapaz, der wohl noch aussichtsreichste Konkurrent Pogacars, stellt fest: «Er fährt hier ein anderes Rennen. Wir müssen schauen, dass wir unser eigenes fahren.»
Spitzname «PogacArmstrong» macht an Tour de France die Runde
Als der Slowene letzten Sonntag in Tignes zur Macht-Demonstration ansetzte, wirkte Pogacar, als hätte er vier Beine. Weil sein Auftritt an der Tour de France an dunkle Dominatoren erinnerte, machte sogleich der Spitzname «PogacArmstrong» die Runde.
Bei der Presserunde auf die bösen Anschuldigungen angesprochen, geht Pogacar nicht darauf ein. «Ich denke, wir haben genug Kontrollen, um den Leuten zu zeigen, dass ihre Zweifel falsch sind.» Am Ende brauche man einfach harte Beine.
Pogacar-Team hat Doping-Vorerfahrung
Allerdings ist die Skepsis an der Korrektheit von Pogacars Leistungen hausgemacht. Das UAE-Team um den Schweizer Chef Mauro Gianetti hat keinen sauberen Leumund. Gianetti war als Manager des Teams Saunier-Duval um Erzdoper Ricardo Ricco 2008 in einen der grössten Tour-Skandale verwickelt.
Andrej Hauptman, Sportdirektor und Landsmann Pogacars, wurde 2000 wegen verdächtiger Blutwerte aus der Tour de France ausgeschlossen. Zudem ist Pogacars Arzt und Trainings-Planer Inigo San Millan für seine experimentellen Methoden und Ansätze bekannt.
Pogacar kann die Zweifel höchstens durch maximale Transparenz ein wenig aus der Welt schaffen. Denn: Die Unschuldsvermutung gilt im Radsport nach den skandalösen Machenschaften um die Jahrtausend-Wende nur noch äusserst bedingt.