Handball: Schweizer Nati gewinnt gegen Deutschland
Die Schweizer Nati hat einen Coup gelandet und erstmals seit 19 Jahren gegen Deutschland gewonnen. Die SHV-Auswahl von Trainer Michael Suter setzte sich in Düsseldorf verdient mit 29:27 (9:10) durch.
Die Schweizer Nationalmannschaft hat einen Coup gelandet und erstmals seit 19 Jahren gegen Deutschland gewonnen. Die SHV-Auswahl von Trainer Michael Suter setzte sich vor 11'593 Zuschauern in Düsseldorf verdient mit 29:27 (9:10) durch.
Als der Pressesprecher des Deutschen Handball-Bunds (DHB) nach dem Spiel den Schweizer Nationaltrainer Martin Suter an der Medienkonferenz ankündigte, sorgte das für einen kurzen Lacher. Das sei der Schweizer Schriftsteller, korrigierte Michael Suter. Und während sich der der deutsche Kollege sympathisch und schlagfertig für den «literarischen Ausflug» entschuldigte, sagte der Schweizer Nationaltrainer mit einem Schmunzeln, dass ihm das nicht zum ersten Mal passiert sei.
Gut möglich aber, dass man sich an seinen Namen in Deutschland künftig erinnern wird. Seine Mannschaft gab im ausverkauften ISS Dome in Düsseldorf vor grossartiger Kulisse gegen den Vierten der vergangenen Weltmeisterschaft nämlich eine starke Visitenkarte ab und setzte sich erstmals seit 18 Spielen und 19 Jahren wieder gegen die Auswahl des DHB durch.
Und dieses Ausrufezeichen war alles andere als ein Produkt des Zufalls. Die Schweiz war die ausgeglichenere und die besser organisierte Mannschaft. Die Gäste taten sich zu Beginn zwar schwer und benötigten eine Viertelstunde, bis ihr gegen die massive deutsche Deckung mit dem überragenden Torhüter Andreas Wolff das dritte Tor gelang – doch der Schaden hielt sich bis zu diesem Zeitpunkt (2:5) in Grenzen, weil die Schweizer Verteidigung zusammen mit Torhüter Aurel Bringolf ebenfalls von Anfang an einen sehr guten Job machte.
Die SHV-Auswahl kriegte den Match mit fortlaufender Dauer unter Kontrolle und machte aus dem zwischenzeitlichen 2:5 ein 9:7 (24.) – und mit etwas mehr Cleverness hätten die Schweizer ihre Führung auch bereits in die Pause nehmen können. Doch Deutschland, dessen Bundestrainer Christian Prokop viel durchwechselte und allen Akteuren Einsatzzeit gewährte, schaffte mit drei Treffern vor dem Seitenwechsel nochmal die Wende.
Andy Schmid führt stark Regie
Dieses Manko korrigierten die Schweizer gleich zum Auftakt des zweiten Durchgangs. Vier Tore in Folge – das letzte von Keeper Aurel Bringolf – stellten auf 13:10 und spielten den Gästen sogleich alle Vorteile in die Hand. Die Schweizer überstanden in der Folge auch die heikle Phase, in der Deutschland Tempo aufnehmen und die Physis ins Spiel bringen konnte. Es war auch jene Phase, in der das Publikum kurz erwachte. Nach der 18:17-Führung (42.) für den Gastgeber zwang die SHV-Auswahl das Spieldiktat aber gleich wieder auf ihre Seite.
Beeindruckend waren dabei die Ruhe und die Struktur. Andy Schmid hatte die Fäden in der Hand und spielte den Vorteil des siebten Feldspielers wiederholt mit viel Geduld aus. Er war mit neun Toren bester Schütze der Begegnung und hatte mit Alen Milosevic und Lucas Meister zwei Kreisläufer, die seine Bälle verwerten konnten. Den Schweizern gelangen im zweiten Durchgang 20 Treffer in 26 Angriffen, was einer überragenden Effizienz von 77 Prozent entsprach.
Zwar fanden nun auch die Deutschen wiederholt Lösungen, beispielsweise über die wurfstarken Rückraumspieler Franz Semper, Kai Häfner oder Debütant Sebastian Heymann, doch die Schweizer hatten in der Schlussphase auf alles eine Antwort und kamen nie mehr in Gefahr. Andy Schmid erzielte die letzten fünf Tore alle selbst, davor hatte Maximilian Gerbl mit fünf Toren aus fünf Versuchen geglänzt.
Ein 19-Jähriger im Innenblock
Ein grosses Kompliment verdiente sich neben der geduldigen und strukturierten Offensive aber vor allem die Verteidigung. Der Innenblock um Samuel Röthlisberger und den erst 19-jährigen Philip Novak leistete enorm viel und enorm gute Arbeit und hielt dem Druck über 60 Minuten stand. Zwar kam Deutschland nach der Pause auch vermehrt zu einfachen Kontertoren, doch im Positionsspiel musste der Gastgeber für seine Tore stets viel Aufwand betreiben.
Im Bewusstsein, dass der Fokus bereits auf die wegweisenden Spiele in der EM-Qualifikation von Mitte April gegen Belgien gerichtet ist, bestärkten sich die Schweizer in Düsseldorf darin, auf dem richtigen Weg zu sein und auch in schwierigen Situationen bereits über eine erwähnenswerte Stabilität zu verfügen. Die SHV-Auswahl holte sich so neben dem Erfolgserlebnis auch weiteres Selbstvertrauen.
Denn die Schweizer jubelten in Düsseldorf am Ende überraschend, aber keinesfalls unverdient. Sie hatten als Kollektiv überzeugt und als Mannschaft genau dort weitergemacht, wo sie in den vergangenen Länderspielen aufhörten. Gut möglich, dass die Namen dieser Nationalmannschaft in Deutschland in Erinnerung bleiben. Auch im Hinblick auf die nächste Medienkonferenz.