Nächster Tennis-Superstar? - Osakas faszinierender Aufstieg

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Australien,

Naomi Osaka weiss, wie man grosse Titel gewinnt. Viermal stand sie im Finale eines Grand-Slam-Turniers, viermal gewann sie. So wie in Melbourne gegen Jennifer Brady. Sie hat Star-Potenzial. Das Grösste, was sie noch erreichen könne? Osaka überrascht mit ihrer Antwort.

Naomi Osaka gewann zum zweiten Mal die Australian Open. Foto: Dean Lewins/AAP/dpa
Naomi Osaka gewann zum zweiten Mal die Australian Open. Foto: Dean Lewins/AAP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wann Naomi Osaka die Frage nach dem schweren Erbe von Serena Williams einmal anders beantworten wird, weiss wohl niemand.

Ob sich mit ihrem Australian-Open-Triumph etwas daran verändert habe, dass die 39-Jährige für sie das Gesicht des Damen-Tennis sei, wurde sie nach ihrem 6:4, 6:3 im Finale gegen Jennifer Brady gefragt. «Nein. Überhaupt nicht», sagte die Japanerin schlicht. Natürlich spielte die Frage darauf an, dass Osaka auf dem besten Wege ist, die prägende Repräsentantin ihrer Sportart zu werden. Sie sei als Nachfolgerin von Serena Williams der nächste «Superstar», meinte Eurosport-Experte Boris Becker.

Vergleiche mit der vielleicht besten Tennisspielerin der Geschichte, über deren Karriereende nach dem Halbfinal-Aus gegen Osaka mal wieder gerätselt wird, sind vielleicht nie erfüllbar. Aber die erst 23 Jahre alte Osaka ist zu einer faszinierenden Athletin gereift und hat mit ihrem zweiten Australian-Open-Titel bekräftigt, dass ihr die Gegenwart und die Zukunft ihres Sports gehören können. Sie kann in den seit Jahren munter wechselnden Siegerlisten die Konstante werden.

Von Montag an ist Osaka wieder die Nummer zwei der Welt, sie ist eine herausragende Spielerin für die grossen Momente. «Meine Einstellung ist, dass die Menschen sich nicht an die Finalisten erinnern», sagte Osaka: «Der Name der Siegerin ist der, der sich einprägt.» Mit einem sanften Lächeln stand Osaka am Sonntag mit dem Daphne Akhurst Memorial Cup für die Fotografen auf dem Gelände des Government House in Melbourne. Vier Grand-Slam-Titel hat sie nun. Von den aktiven Spielerinnen haben nur Serena Williams (23) und Venus Williams (7) mehr.

Das nicht hochklassige Endspiel vom Samstag gegen die amerikanische Final-Debütantin Brady mit einer zu Beginn auch zu nervösen Osaka wird nicht lange in Erinnerung bleiben. Wohl aber die Statistik, die daraus resultiert: Ihre ersten vier Grand-Slam-Endspiele hat sie gewonnen. Dass sie damit auf einer Stufe mit Roger Federer und Monica Seles steht, nannte die japanische Athletin «verrückt».

Charmant, stets höflich und mit Bedacht, aber auch weiter mit einer nicht gewöhnlichen Offenheit geht sie inzwischen mit den Fragen der Weltpresse um. Manchmal wirkt sie noch etwas schüchtern. Osaka, die Tochter einer Japanerin und eines haitianischen Vaters und auch US-Staatsbürgerin, ist aber auch dafür bekannt, dass sie über die Sportszene hinausblickt und selbstbewusst ihre Meinung vertritt.

Bei den vergangenen US Open trug sie zu jedem Match einen Mundschutz, mit dem Namen eines Opfers der Polizeigewalt in den USA. Es habe sie «verängstigt», räumte sie nun ein, dass sie sich anschliessend zu Themen äussern sollte, über die sie nichts gewusst habe.

Dieser Sieg von Melbourne sei nicht mit einer Botschaft verknüpft. Ihr Finalerfolg in 77 Minuten war ihr 21. Sieg nacheinander und liess fast vergessen, dass sie im Achtelfinale gegen Vorjahresfinalistin Garbiñe Muguruza zwei Matchbälle gegen sich hatte. Zuletzt verloren hat Osaka im Fed Cup im Februar vor mehr als einem Jahr.

Doch schon wird diskutiert, ob sie ihre Trophäensammlung von Grand Slams auf eine zweistellige Zahl ausbauen kann. «Im Moment versuche ich, den fünften zu holen», sagte Osaka. Nach dem fünften würde sie an sieben oder acht denken. Dass sie zweimal bei den Australian Open (2019, 2021) und zweimal bei den US Open (2018, 2020) triumphierte, unterstreicht ihre Hartplatz-Qualitäten. In Wimbledon und bei den French Open kam sie noch nicht über die dritte Runde hinaus.

Klar hoffe sie auf den nächsten Titel in Paris, weil der als Nächstes dran wäre, sagte sie. Das Grösste, was sie noch erreichen wolle, definierte sie aber ganz anders. Sie will inspirieren. «Hoffentlich kann ich lang genug spielen, um gegen ein Mädchen zu spielen, das gesagt hat, dass ich mal ihre Lieblingsspielerin war», sagte sie: «Ich denke, das ist das Coolste, das mir jemals passieren könnte.»

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