Stan Wawrinka: Hat er wirklich «null Chance» gegen Novak Djokovic?
Heute Freitag spielt Stan Wawrinka auf dem Centre Court in Wimbledon gegen Novak Djokovic. Auf dem Papier eine klare Sache – oder doch nicht? Das sagt Nau.ch.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf der Jagd nach dem 24. Grand-Slam-Titel muss Djokovic heute gegen Stan Wawrinka ran.
- Der Romand rechnet sich im Vorfeld «null Chancen» aus.
Mit 38 Jahren zieht Stan Wawrinka in Wimbledon noch mal alle Blicke auf sich. Der Romand steht in der dritten Runde und trifft dort heute auf Grand-Slam-Rekordsieger Novak Djokovic.
Die Voraussetzungen scheinen klar, sogar Stan behauptet, er werde gegen den Serben «null Chance» haben. Eine realistische Einschätzung – oder macht Wawrinka bewusst auf Understatement? Bei Nau.ch gehen die Meinungen auseinander.
Ronny Reisch, Sport-Redaktor
«Zwei Dinge sind klar: Novak Djokovic ist in Wimbledon der grosse Turnierfavorit und Stan Wawrinka hat seinen Leistungs-Zenit mit 38 Jahren längst überschritten. Trotzdem ist es Quatsch, den Romand abzuschreiben.
Läuft es dem Schweizer, hat Djokovic grosse Probleme. Das haben wir schon mehrfach gesehen – auch in den ganz wichtigen Momenten. Drei der letzten vier Aufeinandertreffen an einem Grand-Slam-Turnier konnte Stan nämlich gewinnen. Zwei davon waren Major-Finalspiele. Jedes Mal war Djokovic davor in Bestform und wirkte unbezwingbar.
So ist es auch diesmal. Wawrinka scheint keine Chance zu haben – und genau die muss er nutzen. Wenn ihm tatsächlich ein guter Start in die Partie gelingen sollte, wird auch ein Djokovic die insgesamt vier bitteren Grand-Slam-Pleiten gegen Wawrinka wieder im Kopf haben.
Das weiss auch der Schweizer selbst. Mit seinen zahmen Aussagen vor dem Direktduell nimmt er sich den Druck von den Schultern und positioniert sich als haushoher Underdog. Aber wenn der dreifache Grand-Slam-Gewinner heute den Center Court betritt, dann mit dem Messer zwischen den Zähnen.»
Christoph Böhlen, Sportchef
«Ich habe grossen Respekt vor dem eisernen Willen Wawrinkas. Trotz vielen Verletzungen kämpft er sich mit 38 Jahren nochmal zurück und zeigt, dass er immer noch mithalten kann. Und der «Marathon-Mann muss dabei gegen Ruusuvuori und Etcheverry noch nicht mal über die standardmässigen fünf Sätze gehen.
Dass er vor dem grossen Duell mit Novak Djokovic auf Understatement macht, hat sicher auch taktische Gründe. Schliesslich ist sich der Waadtländer bewusst, dass er dem «Djoker» einige empfindliche Niederlagen zugefügt hat. Doch das ist (zu) lange her.
Djokovic ist ein «Titel-Kannibale», er wird in Wimbledon seine Grand-Slam-Sammlung auf 24 Stück erweitern. Nach Zahlen ist der Serbe sowieso der bereits der beste Tennisspieler aller Zeiten. Er wird mit Wawrinka heute keine Probleme haben.
Immerhin: Geht es nach den Zahlen, ist Stan Wawrinka der klar beste Schweizer Tennisspieler aller Zeiten – wäre da nicht Roger Federer. Für seine grosse Karriere hat sich der Lausanner aber nochmal einen Auftritt auf dem Centre Court gegen den Weltbesten verdient. Chapeau, Stan!»