Therapeutische Hilfe: US-Open-Eklat wurmt Serena Williams noch
Das Wichtigste in Kürze
- Das skandalträchtig verlorene Endspiel der US Open wurmt Serena Williams noch immer.
- Nach dem Final-Eklat suchte sie sogar psychologische Hilfe.
Am Donnerstag trifft Serena Williams im Halbfinale von Wimbledon auf die tschechische Aussenseiterin Barbora Strycova. Ihr emotionaler Auftritt vor zehn Monaten beim US-Open in New York ist auf einmal wieder präsent.
Zu Beginn der entscheidenden Phase des Rasenturniers hat die 37-Jährige öffentlich gemacht, wie sehr sie das Drama belastet hat. Wie jetzt in Wimbledon hatte die langjährige Dominatorin des Damen-Tennis im vergangenen September die Chance auf den ersehnten 24. Grand-Slam-Titel. Mit diesem Triumph würde sie mit der australischen Allzeit-Rekordhalterin Margaret Court gleichziehen.
Schiedsrichter als Dieb bezeichnet
Sie habe nach der Niederlage gegen die Japanerin Naomi Osaka therapeutische Hilfe angenommen. Dies schrieb Williams in einer Kolumne für das US-Magazin «Harper's Bazaar». Jede Nacht seien ihre Gedanken darum gekreist, wieso ihr ein Spiel abgezogen worden sei.
Sie sei aus Schlafmangel erschöpft gewesen, habe nach Antworten gesucht. «Ich hatte das Gefühl, Fortschritte zu machen, war jedoch nicht bereit, einen Schläger in die Hand zu nehmen.»
Ein verbotenes Zeichen ihres Trainers, ein zertrümmerter Schläger und heftige Kritik am Schiedsrichter. Williams wurde damals dreimal verwarnt und hatte einen Spielabzug zum 3:5 im zweiten Satz erhalten. Sie hatte Schiedsrichter Carlos Ramos als Dieb bezeichnet. Anschliessend beklagte sie sich, er hätte für diesen Ausdruck noch nie einen Mann bestraft.
Noch immer fühlt sich Serena Williams ungerecht behandelt und beharrt auf ihrem Standpunkt. «Warum werden Frauen als 'emotional, verrückt und irrational' abgestempelt, wenn sie leidenschaftlich werden», schrieb sie. «Aber wenn das Männer machen, werden sie als leidenschaftlich und stark angesehen?»
Serena Williams entschuldigte sich bei Osaka
Mit ihren Ausrastern und ihren Diskriminierungsvorwürfen gegenüber dem Schiedsrichter hatte die 72-fache Turniersiegerin den grössten Moment von Osaka zerstört. Und damit ihren Ruf als Ikone des Weltsports aufs Spiel gesetzt.
Der einzige Weg, die Niederlage abzuhaken, sei eine Entschuldigung bei der 21-Jährigen gewesen, berichtete Williams jetzt. Osaka habe sie in ihrer Antwort darin bestärkt, für das zu kämpfen, woran sie glaube. «Als Naomis Antwort kam, sind mir die Tränen das Gesicht heruntergelaufen», gab Williams zu.
In Wimbledon vermasselte ihr vor einem Jahr Angelique Kerber den 24. Triumph. Bei den US Open vor zehn Monaten war die Chance ebenso gross wie nun in den kommenden Tagen. Die 33-jährige Strycova ist nur die Nummer 54 der Welt.