Weshalb Andy Murray auch neben dem Platz einer der Grössten ist

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Australien,

Andy Murray tritt spätestens nach Wimbledon vom Profitennis zurück. Seine Karriere war auf und neben dem Platz bemerkenswert.

Andy Murray nimmt Bälle von seiner damaligen Trainerin Amelie Mauresmo
Andy Murray trainierte mehrere Jahre unter der Fittiche von Amelie Mauresmo - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Andy Murray ist im Training und im Match ein harter Arbeiter und gab niemals auf.
  • Trotz seiner Leistungen war er bei den Fans nie so beliebt wie ein Federer oder ein Nadal.
  • Mit klaren politischen Meinungen neben dem Platz sorgt Murray immer wieder für Aufsehen.
  • Nun muss der Unbeugsame doch vor seinem Körper kapitulieren.

Eigentlich hatte niemand so wirklich auf Andy Murray gewartet, weder die Konkurrenz, noch die Fans, und am allerwenigsten die Engländer. Aber da war er plötzlich, mitten in der Weltspitze, während alle eigentlich lieber Rafael Nadal und Roger Federer ihre epischen Schlachten austragen sehen wollten.

Sein Spiel: bemerkenswert unspektakulär. Andy Murray war immer ein harter Arbeiter auf dem Trainingsplatz und das merkte man stets auch im Match. Keine Eleganz wie Federer, kein übermenschlicher Topspin wie Nadal, keine Zauberschläge, kein Schnickschnack. Andy Murray «grindet» seine Gegner nieder, wie der Engländer sagt, er zerreibt sie mit seinem fast fehlerlosen, unglaublich soliden Spiel.

Gibt niemals auf: Andy Murray peitscht sich selber an.
Gibt niemals auf: Andy Murray peitscht sich selber an. - DPA

Andy Murray, der Unzerbrechliche

Und mit seinem Kopf. Ob im Ballwechsel oder im Match selber: Gegen Murray ist immer erst fertig, wenn der letzte Ball zu Ende gespielt wird, fast alles bringt der Schotte zurück. Er zählt zu den wohl besten Returnspielern der Tennisgeschichte.

Seine Einstellung des Niemals-Aufgebens hat durchaus auch mit seiner Kindheit zu tun. Als er noch im schottischen Dunblane zur Schule geht, überlebt er einen Amoklauf. Ein prägendes Erlebnis, von dem er später immer wieder spricht.

Andy Murray, der Feminist

Das Verhältnis zu seiner Mutter Judy, der etwas kontroversen «Grande Dame» des britischen Tennis, die aber nicht nur für ihren Sohn unglaublich viel leistete, ist eng. Für viele zu eng, aber davon liess sich Murray nie beeinflussen.

War es auch Judy Murray, die Andy zum Feministen erzog? Aufsehen erregte der Schotte auf jeden Fall mehrmals, beispielsweise, als er als einer der ersten topklassierten Männer eine Frau als Coach engagierte: Amelie Mauresmo, die jetzt mit Lucas Pouille einen anderen Topspieler unter ihrer Fittiche hat.

Aber auch mit seinen Äusserungen abseits des Platzes. Er korrigierte Journalisten, die die Leistungen von Serena Williams vergassen, setzte sich vehement für gleiche Trainingsplatzrechte der Frauen ein. Während Novak Djokovic sich in der heiklen Debatte um die gleichen Preisgelder bei Frauen und Männern in die Nesseln setzte, stellte sich Andy Murray stets auf die Seite der Frauen.

Die hohen Erwartungen erfüllt und trotzdem missverstanden

«Er stand immer in unserer Ecke», schrieb die russische Ex-Top-20-Spielerin Elena Vesnina in ihrer Reaktion auf Murrays Rücktritt. Aussagen wie diese begleiteten die Karriere von Andy Murray. Und sie waren und sind Balsam auf das Herz des stolzen Schotten, auf dem der Druck lastete, als erster Brite seit Fred Perry Wimbledon zu gewinnen. Der Angst hatte, die hohen Erwartungen nicht erfüllen zu können.

Obwohl er die britische Durststrecke am ältesten Grand Slam 2013 nach 76 Jahren beendete und längst von der Queen zum Ritter geschlagen wurde. Das Verhältnis der britischen Öffentlichkeit zu Murray blieb angespannt, weil der mittlerweile 31-Jährige auch politisch kein Blatt vor den Mund nahm und sich beispielsweise öffentlich für die schottische Unabhängigkeit einsetzte.

Der Mann, der niemals aufgibt, ist geschlagen

Nun, 13 Jahre nach seinem ersten Turniersieg, sechs Jahre nach seinem ersten Triumph in Wimbledon und nur drei Jahre nachdem er die Weltnummer eins erobert hatte, kündigte Murray seinen Rücktritt an. Die Hüfte will einfach nicht mehr.

Andy Murray, der Mann der niemals aufgibt, ist nun doch geschlagen. Er kapituliert vor seinem eigenen Körper. Ist darum die Bestürzung bei Fans und Profis so gross? Weil man sich das von ihm nicht gewohnt ist? Weil man nur erahnen kann, wie schlimm seine Schmerzen sein müssen, wenn sie sogar ihn zum Rücktritt zwingen? Weil er in Tränen ausbrach, der doch sonst um keinen Scherz und faulen Spruch verlegen ist?

Es bleibt zu hoffen, dass Murray zumindest in Wimbledon noch antreten kann, damit er den Abschied bekommt, den ein Mann von seinem Kaliber verdient.

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