Kein Schweizer Stürmer hat NHL-Partien absolviert als Nino Niederreiter. In der neuen Saison will der 26-jährige Churer auf dem Eis egoistischer sein.
Nino Niederreiter in Aktion gegen die Colorado Avalanche.
Nino Niederreiter in Aktion gegen die Colorado Avalanche. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Nino Niederreiter beginnt in der Nacht auf Freitag die NHL-Saison.
  • Der Churer möchte endlich die 30-Tore-Marke knacken.
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Die vergangene NHL-Saison verlief nicht nach dem Gusto von Niederreiter. Einerseits verpasste er wegen Verletzungen 19 Partien, andererseits scheiterte Minnesota zum dritten Mal hintereinander in der ersten Playoff-Runde. Das Leid seines Teams war das Glück der Schweizer Nationalmannschaft. Niederreiter gehörte beim Gewinn der WM-Silbermedaille in Dänemark nicht nur wegen seiner vier Tore und fünf Assists zu den absoluten Teamleadern.

Die knappe Final-Niederlage gegen Schweden (2:3 nach Penaltyschiessen) wurmt ihn noch heute. «Die Schweden haben aber sicher verdient gewonnen», zollt er dem Gegner Respekt. Niederreiter ist einer von nur fünf Spielern, die bereits 2013 in Stockholm mit dem Nationalteam WM-Silber geholt hatten. Worauf führt er die beiden Exploits zurück? «Es hilft sicher, dass immer mehr Schweizer nach Nordamerika gehen und es dort versuchen. Ausserdem hat Stockholm die Einstellung enorm verändert. Wir wissen nun, dass wir auf diesem Niveau etwas erreichen können, wenn alle am gleichen Strick ziehen.»

«Es liegt noch viel Arbeit vor uns»

Was fehlt aus seiner Sicht noch zu den Top-6-Nationen? In der Schweiz sei es einfach, bequem zu werden, wenn einer mit 16 Jahren einen Profivertrag unterschreiben und 60'000 bis 70'000 Franken verdienen könne oder ein 18-Jähriger 100'000 bis 110'000 Franken. «Überhaupt muss in den Juniorenabteilungen besser gearbeitet werden. Die Schweden und Finnen sind uns bezüglich den jungen Spielern einiges voraus. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, auch wenn wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben.»

Das Sommertraining von Niederreiter verlief nach Plan. An Muskelmasse wollte er nicht weiter zulegen, weshalb er diesen Teil wegliess. Vielmehr legte er den Fokus darauf, explosiver, schneller und agiler zu werden. Auf dem Eis versuchte er, mit einem neuen Trainer im läuferischen Bereich etwas herauszuholen. So absolvierte er mehrfach einfache Übungen mit kaum gebundenen Schlittschuhen, um ein noch besseres Gefühl für die Kufen zu erhalten. Im vergangenen Jahr hatte er das Powerskating auslassen müssen. Auch mit den Rapperswil-Jona Lakers und dem HC Davos absolvierte er Einheiten auf dem Eis. Er gönnte sich aber auch Ferien, ging mit Konditionstrainer Michael Bont in Deutschland jagen.

«Du kannst nur dich selber kontrollieren»

Dass es einmal mehr Gerüchte gab, er könnte zu einer anderen Organisation getauscht werden, nahm er gelassen. «Das sind Sachen, die du nicht kontrollieren kannst», sagt er. Ohnehin hat er bei dem im Sommer 2017 unterschriebenen Fünfjahres-Vertrag über 26,25 Millionen Dollar bewusst auf eine Klausel verzichtet, die ihn vor einem Trade bewahrt. Er möchte bei einer Organisation spielen, die ihn will. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass er den Vertrag mit Minnesota gerne erfüllen würde. «Ich fühle mich wohl hier», so Niederreiter, der in Minneapolis ein Apartment besitzt.

Was macht ihn optimistisch, dass die Wild in der kommenden Saison nicht nur in der Qualifikation überzeugen, sondern auch in den Playoffs mal über die Viertelfinals hinauskommen? «Das ist schwierig zu sagen. Du kannst nur dich selber kontrollieren. Ich jedenfalls habe alles dafür unternommen, um ein besserer Spieler zu sein.» Gerne würde Niederreiter in der Regular Season die Marke von 30 Toren knacken – der persönliche Rekord liegt bei 25 Treffern. «Damit mir das gelingt, muss ich egoistischer sein. International schiesse ich durchschnittlich mehr.» Warum das so ist, dafür hat er keine Erklärung. Doch vielleicht läuft diesmal alles nach dem Gusto von Niederreiter.

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