Sturms Zukunft beim NHL-Team Los Angeles Kings offen
Um Eishockey-Silbertrainer Marco Sturm ist es ruhig geworden in Deutschland. Der 41-Jährige verfolgt bei den den Los Angeles Kings sein Ziel, in der Zukunft zum NHL-Chefcoach aufzusteigen. Doch wie geht es mit ihm weiter?
Das Wichtigste in Kürze
- Welche Perspektive er bei den Los Angeles Kings hat, weiss Marco Sturm nicht genau.
Mit einer unsicheren Zukunft geht der erfolgreichste Trainer in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) in das Jahr 2020.
Sein Vertrag als Assistenzcoach läuft am Ende der NHL-Saison aus. Ob die Kings die Option auf eine weitere Saison ziehen, ist ungewiss. «Ich fühle mich wohl hier und hoffe, dass ich hier noch einige Jahre Trainer sein kann», sagte Sturm der Deutschen Presse-Agentur. «Man wird sehen.»
Auch in seiner zweiten Saison als Assistenzcoach steckt Sturm in einer schwierigen Situation, die Los Angeles Kings zählen zu den schwächsten Teams der Liga. In Deutschland ist es derweil ziemlich ruhig um ihn geworden. Von den deutschen NHL-Protagonisten zieht insbesondere Topstar Leon Draisaitl das Interesse auf sich. Beim Nationalteam kommt sein Nachfolger Toni Söderholm so gut an, dass das schwere Erbe des Olympia-Silberschmieds nicht im Vordergrund steht.
Bis vor gut einem Jahr war Sturm das Gesicht des Aufschwungs des deutschen Eishockeys. Für immer wird sein Name mit dem Gewinn von Olympia-Silber 2018, dem grössten Erfolg des DEB, verbunden bleiben. Der Coup von Pyeongchang hatte dem früheren NHL-Angreifer wieder die Tür nach Nordamerika geöffnet. Im November 2018 tauschte er den DEB-Posten für einen Job als Assistenztrainer ein. «Ein deutscher Trainer in der NHL ist auch ein Aushängeschild für unser Eishockey», hatte DEB-Präsident Franz Reindl beim Abschied gesagt.
Der frühere Nationalspieler Sturm, mit 1006 Einsätzen deutscher Rekordspieler in der NHL, arbeitet daran, eine grosse Trainerkarriere in der NHL zu erreichen und «irgendwann» zum Chefcoach aufzusteigen. Mit einer schnellen Beförderung rechnet er allerdings nicht, das sei momentan kein Thema. «Für mich gilt es, täglich zu lernen», sagte er. Statt wie ihn der Vorsaison unter Willie Desjardins für die Defensive ist Sturm nun für die Offensive zuständig. Ein Bereich, der dem früheren Stürmer mehr zusagt.
Doch auch unter Cheftrainer Todd McLellan läuft es für die Kings längst nicht wie erwünscht, das Team befindet sich im Umbruch. Nach knapp der Hälfte der Saisonspiele sind die Playoff-Plätze weit entfernt. «Mit einem neuen Trainer, mit einem neuen System hat alles ein bisschen länger gedauert. Es braucht Zeit. Wir sind erst in der Anfangsphase», erklärte Sturm. Trotz der Probleme spricht er davon, «sehr zufrieden» zu sein, die Zeit zu «geniessen», von einem «Riesenspass» und der «mit Sicherheit» richtigen Entscheidung, in die NHL zu wechseln. Er fühlt sich etablierter als in seiner ersten Saison.
Das deutsche Eishockey verfolgt Sturm nur noch am Rande. Die momentan besten drei Teams der Deutschen Eishockey Liga könnte er nicht aufzählen. Dass Liga und Verband darüber diskutieren, ob und wie dringend die Zahl der erlaubten Ausländerstellen in den Vereinen reduziert werden sollte, ist nicht mehr «sein Bereich». In seinen drei Jahren als Bundestrainer hatte er immer wieder klar auf Missstände im deutschen Eishockey hingewiesen. «Das ist immer ein Thema, solange nichts passiert», sagte er jetzt. «Ich hoffe, dass irgendwann mehr Deutsche in der Liga spielen.»
Lieber aber redet er über die deutschen Profis in der NHL und die gestiegene Wertschätzung dank Edmonton-Stürmer Draisaitl. «Olympia war natürlich extrem. Da wusste jeder, Deutschland kann oben mitspielen. Aber es hilft natürlich ganz, ganz enorm, wenn man Ausnahmespieler wie Leon Draisaitl hat», sagte Sturm.