Im vergangenen Winter lief bei den deutschen Eiskunstläufern nicht viel. Bei der EM in Graz wollen sie wieder eine gute Rolle spielen - und eine Medaille holen? Einem Berliner Paar wird zugetraut, in die russische Phalanx eindringen.
Könnten bei der EM eine Medaille holen: Minerva-Fabienne Hase und Nolan Seegert. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Könnten bei der EM eine Medaille holen: Minerva-Fabienne Hase und Nolan Seegert. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die deutschen Eiskunstläufer wollen bei den Europameisterschaften in Graz wieder glänzen.
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«Vielleicht können wir wieder bella Figura machen», sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union.

Nach der Tristesse des vergangenen Winters hat man in der DEU insgeheim sogar die Hoffnung auf eine Medaille im Paarlauf durch Minerva-Fabienne Hase und Nolan Seegert.

Selbst der Weltverband hat das Berliner Duo auf dem Zettel. Die ISU erklärt es in der offiziellen Vorschau für die am Mittwoch beginnende EM zu Herausforderern der russischen Paare. «Wenn die Russen fehlerfrei laufen, sind wir fast chancenlos», betonte Bundestrainer Alexander König. «Wir müssen überragend laufen und sie einen Fehler machen, um da oben rein zu rutschen.»

Die Franzosen Vanessa James/Morgan Ciprès hatten dies 2019 in Minsk geschafft und Jewgenija Tarassowa/Wladimir Morosow den Titel weggeschnappt. Als bis dato letztes deutsches Paar gewannen Aljona Savchenko/Bruno Massot 2016 und 2017 EM-Silber. Nach dem Olympiasieg 2018 haben sie sich zurückgezogen, denken aber intensiv über eine Rückkehr im vorolympischen Winter 2020/21 nach.

«Sie knabbern an der obersten Etage», sagte Dönsdorf zu der Medaillenchance von Hase/Seegert. Das Paar, 2019 immerhin schon EM-Sechster, weiss um die Erwartung. «Es ist schön, dass es uns zugetraut wird, kommt aber sicher etwas zu früh», befand Nolan Seegert. Seine Partnerin Fabienne-Minerva Hase sieht es eigentlich genauso, meinte aber: «Man kann nie wissen.»

Nach einer enttäuschenden vergangenen Saison mit zwei 16. Plätzen bei EM und WM hat sich Nicole Schott für ihre fünften europäischen Titelkämpfe einiges vorgenommen. «Unter die besten Zehn will ich auf jeden Fall, aber auch ein Top-Five-Platz ist möglich», kündigte die 23 Jahre alte Essenerin an. Mit ihrem Kürprogramm «Kung Fu Panda/ Geisha Medley» wurde sie immerhin für den Skating Award der ISU in der Kategorie «Most Entertaining Program» nominiert.

Tatsächlich war ihre Kür der Glanzpunkt der deutschen Meisterschaften in Oberstdorf, wo sie den fünften Titel gewann. «Was sie zeigt, hat auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den kleinen Hüpfern aus Russland, die nur springen», sagte Dönsdorf. «Sie stellt etwas dar auf dem Eis.»

Deutschlands beste Eiskunstläuferin versucht, künstlerisch zu überzeugen, weil sie technisch mit den russischen Überfliegerinnen Aljona Kostornaja, Anna Schtscherbakowa und Alexandra Trussowa mit ihren Vierfachsprüngen nicht mithalten kann. «Im Eiskunstlauf gibt es so vieles ausserhalb des Springens, was faszinierend ist.» Bislang letzte Medaillengewinnerin bei einer EM war 1998 Tanja Szewczenko.

Viel vorgenommen hat sich auch der dreimalige deutsche Meister Paul Fentz. «Mein Ziel ist, bei der EM zwei vierfache Toeloops und zwei dreifache Axel in der Kür zu zeigen», kündigte der 27-jährige Berliner an. «Damit sollte ich mindestens einen Platz unter den ersten Zehn schaffen können.»

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