Didier Cuche

Filmreife Fahrten, laute Partys und die Vorahnung von Didier Cuche

Die Weltcup-Rennen der Männer in Adelboden stehen vor der Tür. Ein Blick zurück zeigt, dass es am Chuenisbärgli schon unvergessliche Schweizer Momente gab.

Didier Cuche
Didier Cuche triumphierte beim Riesenslalom in Adelboden im Jahr 2002. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am kommenden Wochenende finden in Adelboden die traditionellen Ski Weltcup-Rennen statt.
  • Erfolge aus Schweizer Sicht gab es zwar nur selten, diese waren dafür aber umso schöner.

In den letzten 30 Jahren waren von Schweizern verursachte Highlights am Chuenisbärgli von Adelboden Mangelware. Aber es hat sie gegeben, und sie sind in Erinnerung geblieben.

Geschichten auch neben der Rennpiste

Die Weltcup-Rennen am Chuenisbärgli haben viele Geschichten geschrieben. Auf, aber auch neben der Piste. So gab es Zeiten, da trafen sich einige Fahrer jeweils abends im Kino Rex an der Landstrasse in Adelboden.

Der damalige Kinobesitzer war Jean-Rolf Pieren. Er soll Ende der 1980er-Jahre, was die Auswahl des Films betrifft, auch auf die Wünsche der Fahrer Rücksicht genommen haben. So zum Beispiel auch auf die Wünsche des Italieners Alberto Tomba.

Adelboden
Die Ski Weltcup-Rennen in Adelboden ziehen jedes Jahr Zehntausende Zuschauer an. - Keystone

Unser kleiner Exkurs zu den Sternstunden von Adelboden beschränkt sich hier jedoch auf das Geschehen über die Schweizer Erfolge. Diese waren zwar selten, aber durchaus filmreif.

Rennen ohne Alberto Tomba

Wobei, so ganz ohne Seitenblick und ohne Tomba geht es gleichwohl nicht. 1996 sagte der italienische Superstar seinen Start beim 30. Weltcup-Riesenslalom von Adelboden kurzfristig ab und verärgerte damit die Fans und die Organisatoren gleichermassen.

Offiziell wurde gemeldet, dass sich Vorjahressieger Tomba in Kitzbühel erkältet habe. Dort zeigte er aber noch keinerlei Anzeichen einer Erkältung und posierte für seine Unterwäsche-Kollektion «La-Bomba» – in Boxershorts.

Alberto Tomba
Superstar Alberto Tomba nahm nicht an den Adelboden-Rennen 1996 teil. - Keystone

Der eigentliche Grund dürfte ein ganz anderer gewesen sein. Der Italiener wies durchaus manchmal auch Züge einer Diva auf. Er war mit den Reisen (von Kitzbühel nach Adelboden, zurück nach Italien und dann wieder in die Schweiz) nicht einverstanden.

Schweizer Triumph bei schwierigen Bedingungen

Die Fans wurden dafür am Renntag, mit dem bis heute einzigen Sieg eines Berner Obeländers im Weltcup-Riesenslalom von Adelboden, belohnt. Michael von Grünigen setzte sich mit 1,83 Sekunden Vorsprung auf Urs Kälin und 2,74 Sekunden vor Tom Stiansen durch. Die wegen Schneemangels unruhige Piste wurde von einigen Fahrern kritisiert.

Michael von Grünigen
Michael von Grünigen (m.) steht beim Riesenslalom 1996 in Adelboden zuoberst auf dem Podest. - Keystone

Später sagte Sieger von Grünigen in einem Interview mit dem «Thuner Tagblatt»: «Sicher hätte Alberto Tomba heute Probleme gehabt schneller zu sein, denn es lief mir einfach optimal.» Von Grünigen wurde 1997, 1998, 2001 und 2003 jeweils Zweiter. Ein weiterer Sieg am Chuenisbärgli aber sollte dem Schönrieder nicht mehr gelingen.

Superheld Didier Cuche

Im Jahr 2002 gehörte die grosse Bühne Didier Cuche. Der Neuenburger sorgte am Chuenisbärgli für den ersten Sieg eines Schweizers in der Weltcup-Saison 2001/2002.

Minutenlang skandierte das begeisterte Publikum im Zielraum «Di-dier, Di-dier, Di-dier» bevor der Held des 5. Januar 2002 hinauf ins Dorf, genauer in die Turnhalle zur Pressekonferenz der drei Erstplatzierten chauffiert werden konnte.

Didier Cuche
Didier Cuche wird von den Zuschauern für seinen Erfolg auf dem Chuenisbärgli gefeiert. - Keystone

Cuche dürfte eine Vorahnung gehabt haben auf das, was Minuten und Stunden nach dem Rennen auf ihn zukommen könnte. Am Freitag, also am Abend vor dem Rennen, sagte er bei der Startnummern-Auslosung nämlich: «Wenn ich möglichst viele Autogrammkarten jetzt schon unterschreibe und verteile, dann muss ich nach dem Rennen umso weniger arbeiten.»

Auf die Frage, ob er denn lieber Riesenslalom oder Speed-Rennen fahre meinte Cuche: «Das ist mir egal. Am liebsten fahre ich jene Rennen, in denen ich schnell bin.»

Mit Startnummer 60 zum Sieg

Am 7. Januar 2007 triumphierte in Adelboden erneut ein Schweizer. Allerdings nicht im Riesenslalom, dort hatte am Tag zuvor niemand eine Chance gegen den entfesselten Auftritt von Benjamin Raich.

Aber im Slalom schlug die Stunde der Startnummer 60, welche der damals 23 Jahre alte Marc Berthod trug. Mit 2,76 Sekunden Rückstand qualifizierte sich der Engadiner, der im Riesenslalom gestürzt war, als 27. noch knapp für die Teilnahme am 2. Lauf.

Marc Berthod
Marc Berthod fährt nach dem 27. Platz im ersten Durchgang noch ganz an die Spitze. - Keystone

Berthod nützte die Vorteile der frühen Startnummer im 2. Durchgang und zeigt den «Lauf seines Lebens». Fahrer um Fahrer scheiterte an der Endzeit von «Bört». Als nur noch die Besten am Start stehen, half auch noch die schlechter werdende Sicht dem Schweizer.

Marc Berthod gewann das Rennen und beendete so eine Phase von 1073 Tagen oder 103 Weltcup-Rennen ohne Sieg eines Schweizers.

Schweizer Doppelsieg in Adelboden

Ein Jahr später, der Kalender zeigte wie bei Cuches Sieg im Jahr 2002 den 5. Januar, doppelte Marc Berthod im Riesenslalom nach. Noch besser: gemeinsam mit dem Walliser Daniel Albrecht sorgte der Bündner für einen Doppelsieg der «Schweizer Ski-Zwillinge». Der Zielraum im Boden genannten Ortsteil von Adelboden wurde zum Tollhaus.

Schweizer Doppelsieg
Marc Berthod (r.) und Daniel Albrecht (l.) sorgten beim Riesenslalom 2008 für einen Schweizer Doppelsieg. - Keystone

Und es sollte nur der Anfang einer rauschenden Ski-Party im Berner Oberländer Ort sein. Es war auch der Höhepunkt des Gespanns Berthod-Albrecht. 2009 begann bei Berthod der Rücken Probleme zu machen und Daniel Albrecht stürzte in Kitzbühel schwer.

Es war auch die letzte Adelbodner Ski-Party mit Schweizer Podest-Beteiligung. Fortan war das Chuenisbärgli mehrheitlich in österreichischer Hand und die Schweizer waren zwar dabei, aber nie mehr mittendrin. Bis ins Jahr 2020?

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