Horwer Skispringer Gregor Deschwanden (32) so stark wie nie
Viermal Top-Ten, am Wochenende in Engelberg die Ränge 6 und 8: Der Skispringer Gregor Deschwanden macht in dieser Saison einen grossen Schritt nach vorne.
Das Wichtigste in Kürze
- In dieser Saison gelingt Skispringer Gregor Deschwanden der Exploit.
- Der 32-jährige Horwer springt in Engelberg zweimal in die Top-10.
- Vor einer Woche holt er im deutschen Klingenthal mit Platz 2 seinen ersten Podestplatz.
Mit dem Essen kommt der Appetit. 232 Mal musste Gregor Deschwanden im Weltcup starten, ehe es am vorletzten Sonntag in Klingenthal mit dem ersten Podestplatz klappte. Und das im Alter von 32 Jahren.
In Engelberg – nur wenige Kilometer von seiner Heimat Horw entfernt – wollte der Luzerner am Sonntag nachdoppeln. Von Platz 6 nach dem ersten Durchgang strebte er wieder nach vorne. «Ich habe versucht, noch etwas mehr zu attackieren», stellte er nach dem Wettkampf fest. «Das war vielleicht ein Schritt zu viel.»
Gregor Deschwanden mit Engelberg «sehr zufrieden»
Dennoch gab er sich mit den Plätzen 8 und 6 «sehr zufrieden.» Schliesslich war er auf dieser Schanze zuvor nie besser klassiert, als auf Rang 18. Deschwanden brauchte lange, um sich zum Podestspringer zu mausern. Er stand in der Vergangenheit immer im Schatten von Simon Ammann oder Killian Peier.
Das Puzzleteilchen, das vielleicht noch fehlte, rückte in der Person des neuen Cheftrainers Rune Velta ins Bild. Die Philosophie des ehemaligen norwegischen Spitzenspringers passt gut zu Deschwanden und merzte sein grösstes Problem aus.
Bereits zuvor sah sich Deschwanden aber auf gutem Weg. «Ich habe schon letztes Jahr gemerkt: Da stimmt etwas», erzählt der Zentralschweizer. «Der wichtigste Schritt war, mich zu überwinden.»
Horwer lobt seinen Trainer
Überwindung braucht Gregor Deschwanden, um am Schanzentisch früher abzuspringen. «Etwas zu spät dran zu sein, ist meine Wohlfühlzone, zu früh abzuspringen, war für mich immer schwierig.» Der Olympiasieger und Skiflug-Weltmeister Marius Lindvik sieht er als Vorbild – und da kommt dessen Landsmann Velta ins Spiel.
«Er ist sehr analytisch», lobt Deschwanden. «Er bringt die Korrekturen gut rüber, und was er sagt, stimmt gut mit meinen Gefühlen überein.» Er streicht aber auch die wichtige Rolle des langjährigen Co-Trainers Martin Künzle heraus. Der kenne ihn «natürlich noch besser» als Velta.
Frischer Wind bei den Schweizer Skispringern
Klar ist, dass im Schweizer Skisprungteam ein frischer Wind weht. Auch bei Killian Peier, dem WM-Dritten von 2019, geht es in kleinen Schritten wieder aufwärts. Ein Selbstläufer sind die erfreulichen Resultate aber nicht.
«Es ist natürlich immer cool, wenn man mit einem solchen Riesenerfolgserlebnis hierhin kommt», sagte Gregor Deschwanden. «Aber ich musste auch hier wieder bei Null anfangen, musste wieder kämpfen.»
Das werde auch nach der kurzen Weihnachtspause bei der Vierschanzentournee so sein. Die Schweizer nutzen die präparierte Titlis-Schanze noch für ein paar Tage Training in der Heimat, ehe es am Donnerstag, 28. Dezember, in Oberstdorf weitergeht.
«Der erste Tag mit Training und Qualifikation ist sehr wichtig», betont Deschwanden. «Es beginnt auch da wieder bei Null. Wenn es gut läuft, kommt auch gleich wieder das Selbstvertrauen.»
Daran fehlt es aber im Moment grundsätzlich nicht. Er kenne jetzt sein Leistungsniveau, das seien die Top 10. «Vielleicht gelingt es mir, wieder einen Lauf anzureissen», hofft Deschwanden.