Ski Nachwuchschef nach der Junioren WM im Interview
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz schliesst die Junioren-WM in Italien als erfolgreichste Nation ab.
- Nachwuchschef Hans Flatscher ist zufrieden, hebt aber auch den Warnfinger.
- Bei den Männern hat Swiss-Ski zwischen der Spitze und dem Nachwuchs ein Loch.
Nau.ch: Sieben Medaillen, drei goldene, drei silberne und eine aus Bronze. Hans Flatscher, wie zufrieden sind Sie mit dieser WM-Bilanz?
Hans Flatscher: Mit der Medaillen-Ausbeute und mit dem Gewinn der Marc-Hodler-Trophy, die im Nachwuchsbereich auch eine Bedeutung hat, bin ich auf jeden Fall zufrieden.
Wichtig ist, dass die Sportler wissen, dass eine Medaille bei Junioren-Weltmeisterschaften – sogar eine goldene – nur ein Etappenziel auf dem Weg nach oben ist.
Nau.ch: Die sieben Medaillen verteilen sich auf einen Sportler und sechs Sportlerinnen. Das lässt den Schluss zu, dass Swiss Ski bei diesem Anlass ein Team mit einer gewissen Breite gestellt hat.
Hans Flatscher: Das ist ein ganz positiver und auch schöner Aspekt der WM 2019. Es kann immer wieder passieren, dass eine Nation einen Ausnahmeathleten stellt und dank diesem viele Medaillen gewinnt.
Vor einem Jahr hat Marco Odermatt vier Einzelmedaillen und die Team-Medaille gewonnen.
«Bei den Männern dünner aufgestellt»
Nau.ch: Sechs der sieben Medaillen sind von den Frauen gewonnen worden. Mit Lars Rösti und Semyel Bissig waren nur zwei Männer mit realistischen Medaillen-Chancen am Start.
Hans Flatscher: Bei den Männern sind wir definitiv dünner aufgestellt, das ist so. Semyel Bissig hat eine schwierige Saison hinter sich.
Es ist für ihn schwierig geblieben und kurz vor der WM kam noch eine Knieverletzung dazu. Da war für ihn nicht mehr möglich.
Lars Rösti hat zu den Favoriten gehört und mit dem Gewinn von Abfahrtsgold erfüllt.
Nau.ch: Gibt es auf Seiten der Männer hinter dem Weltcup ein Loch und kündigt sich da, gerade in den technischen Disziplinen, für Swiss Ski eine Durststrecke an?
Hans Flatscher: Dieses Loch existiert, das ist so. Hinter dem Weltcup-Fahrern, die gerade im Slalom teilweise auch sehr jung sind, haben wir auf Stufe Europacup Mühe.
Da fehlen uns im internationalen Vergleich Fahrer mit den Jahrgängen von 1996 bis 1999.
Deshalb haben Fahrer wie Daniele Sette, der ausserhalb der Swiss-Ski-Kader trainiert und seine Leistung erbringt, die Möglichkeit, im Europacup zu starten oder für den Weltcup aufgeboten zu werden.
Darum ist es brutal wichtig, dass wir mit den Junioren die Drehzahl erhöhen und die Lücke bald schliessen können.
Norweger mit starkem Nachwuchs
Nau.ch: Was ist Ihnen während den Tagen im Val di Fassa im internationalen Bereich aufgefallen? Welche Namen müssen wir uns ab sofort merken?
Hans Flatscher: Die Norweger haben einen ganz starken Nachwuchs und mehrere Athleten, die bald für Furore sorgen könnten.
Bei den Italienern ist Alex Vinatzer ein absoluter Knaller und mit River Radamus aus den USA muss man auch rechnen. Gerade bei den Männern müssen wir uns gewaltig strecken, das ist fix.