WM-Beben: Österreichs Langlauf nach Festnahmen vor Umbau

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Österreich,

Der Doping-Skandal von Seefeld trifft den österreichischen Langlauf hart. Verbandspräsident Peter Schröcksnadel hält im Fernsehen eine regelrechte Wutrede - und spricht seinen Verband von Schuld frei.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel will den Langlauf in Österreich neu aufstellen. Foto: Georg Hochmuth/APA
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel will den Langlauf in Österreich neu aufstellen. Foto: Georg Hochmuth/APA - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Personelle Konsequenzen und der Umbau des gesamten Langlaufsports: Nach dem Doping-Beben von Seefeld will der Österreichische Skiverband aufräumen.

«Für mich ist eines klar: Nach dieser Saison wird der komplette Langlauf neu aufgestellt», sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sichtlich erzürnt im ORF. Seinen Verband trifft der Eklat mit insgesamt neun Festnahmen bei der Heim-WM und in Deutschland hart. Schon bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin und acht Jahre später in Sotschi überschatteten Doping-Skandale den österreichischen Langlaufsport.

Der 2014 gesperrte Johannes Dürr hatte mit seinen Aussagen die Doping-Ermittlungen und Razzien in Seefeld und Erfurt ausgelöst. «Im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Einvernahme habe ich auch die Namen genannt an dieser Stelle, wo ich felsenfest davon überzeugt bin, dass sie an der richtigen Stelle sind», sagte Dürr in einem Sportschau-Interview. Schröcksnadel warf Dürr vor, nicht früher ausgepackt zu haben. «Wenn Dürr nach 2014 schon ausgesagt hätte, dann wären wir heute nicht da», sagte Schröcksnadel.

Bei seinem Verband sieht er keine Schuld. «Schade, dass wir als Skiverband betroffen sind, wir sind aber keine Täter», sagte er und verglich die Situation mit der von Drogen nehmenden Kindern. «Wie verhindern Sie es, wenn ein Kind Drogen nimmt? Das wächst im Geheimen. Die Eltern erfahren es als Letzte.»

Personelle Konsequenzen kündigte er trotzdem an: «Wir werden uns dennoch von Herrn Gandler trennen. Denn die politische Verantwortung liegt bei ihm.» Markus Gandler, der wie Schröcksnadel auch schon bei früheren Skandalen im Amt gewesen war, werde seinen Posten als Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon nur noch bis zum Ende des Winters ausüben. Der 52-Jährige zeigte Verständnis für die Entscheidung. «Das heisst nicht, dass das ein Schuldeingeständnis ist. Aber irgendwann ist das Vertrauen aufgebraucht», sagte der ehemalige Langläufer.

Schröcksnadel kündigte noch deutlich weitergehende Auswirkungen an. «Ich werde mich sicher nicht mehr dafür starkmachen, dass für den Spitzensport im Langlauf in Österreich Geld ausgegeben wird», sagte er in seiner Wutrede. «Ich habe keine Lust, jedes Mal Angst haben zu müssen, dass jemand aus dem Bereich etwas tut, für das ich dann geradestehen muss.» Schon nach den Vorfällen von Turin hatte er erwogen, den Langlauf vom ÖSV zu trennen. Bei Olympia 2006 hatte die italienische Polizei eine Razzia bei Österreichs Langläufern und Biathleten durchgeführt.

Der 77 Jahre alte Schröcksnadel polterte gegen die beiden festgenommenen österreichischen Läufer und bezeichnete sie gar als «Trottln»: «Soviel Dummheit wie diese zwei Burschen darfst du gar nicht haben, das gehört verboten.»

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