Wie gefährlich sind erdnahe Asteroiden wirklich?
«Riesiger Asteroid rast auf die Erde zu», warnten am Wochenende Zeitungen rund um den Globus. Ein Astrophysiker klärt über die wirkliche Gefahr auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Asteroid raste am Wochenende auf die Erdumlaufbahn zu.
- Die NASA stufte den Gesteinsbrocken als «potentiell gefährlich» ein.
- Astrophysiker Marc Horat erklärt, wann ein Asteroid wirklich gefährlich werden kann.
Steuert ein Asteroid auf die Erde zu, ist die Panik schnell riesig. Weltweit wurde am Wochenende über Asteroid 163373 berichtet. Dieser 2002 von der NASA entdeckte Gesteinsbrocken habe die Erde «nur knapp verfehlt», so der Tenor. Der Brocken soll einen Durchmesser von rund einem Kilometer haben.
Doch Marc Horat, Astrophysiker und Leiter des Planetariums im Verkehrshaus der Schweiz, entwarnt. «Der Asteroid flitzt in fast sechs Millionen Kilometern an uns vorbei, also rund 15 Mal so weit weg wie der Mond.»
Ausserdem verweist Horat auf einen weiteren Asteroiden, besser gesagt zwei, welche ebenfalls vor einigen Tagen näher an die Erdumlaufbahn kamen.
Erstmals entdeckt wurde der Asteroid (2020 BX12) Ende Januar in Hawaii. Auch dieser wurde schnell als «potentiell gefährlich» eingestuft. Vor wenigen Tagen haben Beobachter festgestellt, dass der Asteroid (165 Meter Durchmesser) einen kleineren Begleiter (70 Meter Durchmesser) bei sich habe. Dieser kam mit 4,3 Millionen Kilometern gar noch näher an die Erde.
Haben wir eine weitere Gefahr also übersehen? Horat winkt ab. Sobald die NASA einen Asteroiden als «potentiell gefährlich» einstufe, würden bei vielen Leuten erst einmal die Alarmglocken läuten. «Auch ich erhalte dann jeweils Anfragen von besorgten Bürgern», so Horat.
Doch: «Das bedeutet nur, dass man den Asteroiden bei künftigen Vorbeiflügen im Auge behalten solle.» Wann kommt ein Asteroid der Erde denn wirklich nah?
Grösserer Asteroid trifft nur alle 100 Jahre auf die Erde
Beispielsweise innerhalb des Rings der geostationären Satelliten, erklärt der Astrophysiker. «Diese befinden sich in einer Umlaufbahn auf etwa 36'000 km Höhe.» Nah stuft er ebenfalls einen Durchflug eines Asteroiden zwischen Erde und Mond ein.
«Ersteres ist gerade vor wenigen Tagen passiert.» Der Durchmesser des Asteroiden fasste jedoch «nur» zwei Meter. «Solch kleine Objekte sind relativ häufig, aber ungefährlich.»
Ein solcher Winzling könne die Erde ab und zu erwischen, wie beispielsweise 2018. Damals explodierte ein Asteroid von fünf Metern Durchmesser an der Grenze zu Südafrika.
Der grösste bekannte Meteor der letzten 100 Jahre, welcher 2013 über der russischen Stadt Tscheljabinsk explodierte, war etwa viermal so gross. Damals gab es viele Verletzte, da die Druckwelle der Explosion in der Atmosphäre in einem weiten Umkreis Fensterscheiben zerborsten hatte.
Eingeschlagen hatte auch dieser nicht, es wurden lediglich Fragmente auf der Erdoberfläche gefunden. «Solche grösseren Ereignisse passieren statistisch gesehen nur alle 100 Jahre», ordnet Horat ein.
Dass die Menschen dennoch bei jedem noch so weit entfernten Asteroiden derart reagieren, habe wohl damit zu tun, «dass ein solches Ereignis der Inbegriff von höherer Macht wäre». Dagegen unternehmen könne man im Falle eines Einschlages wohl sowieso nichts.