Swisscom verärgert Kunden mit Preisaufschlag bei Internet-Abo

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Die Swisscom erhöht Preise und Geschwindigkeit bei einigen Internet-Abos. Bestehende Kunden müssen selber aktiv werden, wenn sie das nicht wollen.

Swisscom
Ein Grossteil der Swisscom-Mitarbeiter bleibt im Homeoffice. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Swisscom erhöht Preise und Geschwindigkeit bei den Abos Internet S und Vivo XS.
  • Bestehende Kunden müssen selber aktiv werden, wenn sie nicht mehr zahlen wollen.

Die Swisscom gibt sich grosszügig. «Ab dem 1. Oktober profitieren Sie von mehr Speed für Ihr Abo», schreibt der blaue Riese in einem Schreiben an seine Kunden. Statt 40 Megabit Download gibt es bei einfachen Internet-Abos neu 50 Megabit pro Sekunde.

Der Haken: Das schnellere Festnetz-Abo kostet fünf Franken mehr. Wer damit nicht einverstanden ist, muss dies der Swisscom melden. Entweder via Online-Formular, über die Hotline oder direkt im Shop.

Das kommt nicht überall gut an. SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr fragt auf Twitter: «Was sind das für neue Methoden?» Und Twitter-Nutzer André Wangler schreibt: «Wie frech ist das denn? Mit der neusten Marketing-Masche müssen sich inOne-Kunden jetzt aktiv gegen eine gut versteckte Preiserhöhung wehren?»

Keine Ausnahmen: Ein Blick in die Kommentarspalten des Vergleichsportals Dschungelkompass zeigt: Viele Swisscom-Kunden haben kein Interesse an dem Geschwindigkeits-Update. Telekom-Experte Oliver Zadori von Dschungelkompass überrascht das nicht. «Die wenigsten Kunden werden den Anstieg der Geschwindigkeit im Alltag bemerken, den Anstieg der Kosten jedoch schon.»

Zadori findet das Vorgehen der Swisscom «eher kundenunfreundlich, wenn Preise automatisch erhöht werden und sich die Kunden aktiv dagegen wehren müssen.» Ursprünglich hätten die Kunden das Abo ja zu anderen Konditionen abgeschlossen.

Die Konkurrenz ist nicht besser

Die Swisscom ist kein Einzelfall: Vor einem Monat zog UPC die genau gleiche Masche ab. Und nicht zu ersten Mal. «Die Kunden erhielten jeweils ein Sonderkündigungsrecht.» Gleiches Vorgehen auch bei der Sunrise. Erst kürzlich hat die Nummer zwei im Schweizer Telekom-Markt die Preise der beiden günstigsten Anschlüsse um fünf Franken erhöht. Doch: «Bei der Swisscom finde ich problematisch, dass ihre Produkte jetzt schon zu den teuersten gehörten», kritisiert Zadori.

Der Platzhirsch im Schweizer Telekom-Markt wehrt sich: «Swisscom hat in der Vergangenheit den Kunden mehr Leistung geschenkt, ohne die Preise zu erhöhen. Mit der Anhebung von Leistung und Preis bei Internet S und Vivo XS wollen wir den Abstand zwischen unseren Paketen verringern», sagt Sprecher Armin Schädeli. Und ergänzt: «Kunden mit verhältnismässig geringen Bandbreiten profitieren besonders stark von der Mehrleistung, da sich dadurch neue Möglichkeiten wie etwa die Nutzung von 4k auf mehreren Geräten oder der schnelle Upload von Bildern und Videos in die Cloud ergeben.» Wie vielen Kunden die Swisscom den Brief geschickt hat, will er nicht sagen.

Doch warum müssen Kunden selber aktiv werden? «Unsere Erfahrung zeigt, dass die Kunden an mehr Leistung interessiert sind, deshalb haben wir uns für dieses Vorgehen entschieden», sagt Schädeli. Und hält fest: «Wir kommunizieren den Kunden gegenüber transparent und die Kunden können sich unkompliziert bei uns melden, falls er das bisherige Angebot zum gleichen Preis weiter nutzen möchte.»

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