WM 2018: Doppelbürger Rakitic schiesst Kroatien in den Halbfinal

Ein Schweizer Doppelbürger verwandelt den entscheidenden Penalty gegen Russland und schiesst Kroatien in den Halbfinal. Eine Erfolgsgeschichte.

Ivan Rakitic verwandelt den entscheidenden Penalty im WM-Viertelfinal gegen Gastgeber Russland – anschliessend brechen bei den Kroaten sämtliche Dämme. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ivan Rakitic zeigt eine starke WM und zieht mit Kroatien in den Halbfinal ein.
  • Der 31-Jährige verwandelt gegen Russland erneut den entscheidenden Penalty.
  • Der schweiz-kroatische Mittelfeldspieler darf jetzt sogar vom Titel träumen.

Der Mann hat wohl Nerven aus Stahl: Ivan Rakitic tritt zum entscheidenden Penalty im WM-Viertelfinal zwischen Russland und Kroatien an und verwandelt kühl, links unten. Keine Chance für den russischen Torwart. Dann brechen alle Dämme. Kroatiens Fussball-Nationalspieler begraben Rakitic unter sich, das Land an der Adria steht erstmals seit 1998 wieder in einem WM-Halbfinal. Das russische Sommermärchen hingegen ist definitiv beendet.

«In Kroatien ist die Hölle los. Die Unterstützung in der Heimat ist unglaublich. Und wir möchten noch weitermachen», sagt Rakitic nach dem Spiel. «Das ist die WM, das ist das Grösste. Wir möchten am liebsten jedes Jahr eine WM haben. Jetzt geniessen wir den Erfolg in der Kabine», so der Mittelfeldspieler des FC Barcelona euphorisch.

Rakitic der kroatisch-schweizerische Doppelbürger

Ausgerechnet Rakitic wird für sein Land zu einem der Helden an dieser WM. Ausgerechnet er, der Doppelbürger, der vor mehr als zehn Jahren die Schweiz in einen Schock-Zustand versetzte, als bekannt wurde, dass er sich entschieden hatte für die kroatische und nicht für die Schweizer-Nati zu spielen. Es war eine Entscheidung, die ihm alles andere als einfach gefallen war, aber eine, die viele Schweizer Fussballfans nicht nachvollziehen konnten.

So folgten schwere Zeiten für den sympathischen Aargauer. Im «Blick» erinnerte er sich im Jahr 2011 an diese Zeit zurück und verriet, dass er gar mit dem Tod bedroht wurde. Auch seine Familie litt unter dem Unverständnis einiger Fanatiker. «Leute riefen bei meinen Eltern und bei mir zu Hause an. ‹Scheiss-Jugo, verpiss dich aus der Schweiz!› Solche Sätze schrien sie ins Telefon», so Rakitic damals zum Boulevardblatt.

Winkt nun sogar der Titel für Rakitic und Kroatien?

Heute ist es ruhiger geworden um den 31-Jährigen. Elf Jahre schon spielt er nun für die Kroaten und im Spiel der «Kockasti» nimmt er zusammen mit Luka Modric eine Schlüsselrolle ein. Mit starken Leistungen hat er seine Kritiker also verstummen lassen und bewiesen, dass er für sich selbst die richtige Entscheidung getroffen hat.

Und jetzt hat Ivan Rakitic mit Kroatien am kommenden Mittwoch gegen England sogar die Chance in den WM-Final einzuziehen. Als letzter Schweizer Fussballer der in Russland noch im Einsatz steht, dürfte ihm deshalb nun wohl auch so manch früherer Kritiker die Daumen drücken. Ein weiterer Grosserfolg wäre dem Schweiz-Kroaten auf jeden Fall zu gönnen.