Führt Diclofenac zu Herzinfarkten und Schlaganfällen?

Diclofenac erhöht laut einer dänischen Studie das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Es kommt möglicherweise zu einer Rezeptpflicht.

Analgetikum sind schwere Schmerzmittel. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Diclofenac ist ein oft verkauftes Schmerzmittel.
  • Eine dänische Studie hat die Auswirkungen des Schmerzmittels untersucht.
  • Das Schmerzmittel erhöhe gemäss der Studie das Risiko für schwere Herz-Kreislaufvorfälle.

Bislang waren Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Diclofenac in vielen Ländern Europas rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Das könnte sich jetzt ändern. Eine dänische Studie aus dem Jahr 2018 weckt Bedenken gegen einen der meistverkauften Schmerzwirkstoffe. Die Arzneimittelbehörde in Schweden hat bereits reagiert und den Wirkstoff ab Juni 2020 unter Rezeptpflicht gestellt. Damit folgt sie der Empfehlung der Studienautoren.

Effekte auf die Herzgesundheit schon innerhalb von 30 Tagen

Die Studie untersuchte die Daten von über 7,6 Millionen Menschen, die entweder Diclofenac, Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen einnahmen beziehungsweise medizinische Hilfe in Anspruch nahmen. Schon innerhalb des Studienzeitraums von nur 30 Tagen zeigten sich erhebliche Effekte auf die Herzgesundheit.

So erhöhte sich die Rate von schweren kardiovaskulären Vorfällen unter den Diclofenac-Konsumenten um 50 Prozent. Als «schwerer Vorfall» galten Herzinfarkte, Schlaganfälle, Herzversagen, ischämische Anfälle und Vorhofflimmern. Bei Probanden, die Ibuprofen einnahmen, erhöht sich die Rate an Herz-Kreislauf-Vorfällen nur um 20 Prozent. Die Einnahme von Diclofenac führte laut der Studie auch zu einem Anstieg von Magenblutungen.

Vorsicht bei der Einnahme von Schmerzmitteln. - Pixabay

Warnungen vor Diclofenac gab es schon länger. Diese bezogen sich bisher aber auf die Anwendung in hohen Dosen und über längere Zeiträume. Es ist damit zu rechnen, dass auch die Arzneimittelbehörden anderer Länder auf die Studienergebnisse reagieren und eine Rezeptpflicht einführen.

Auch andere Wirkstoffe in der Kritik

Auch für Paracetamol wurde 2009 eine Rezeptpflicht eingeführt, weil der Wirkstoff zu Leberschäden oder im Extremfall zu akutem Leberversagen führen kann. Packungen, die weniger als zehn Gramm des Wirkstoffs enthalten, wurden von der Rezeptpflicht ausgenommen.

Das Schmerzmittel Diclofenac wurde in den 60er Jahren entwickelt und galt lange Zeit als unbedenklich. Die sogenannten NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), zu denen auch Ibuprofen und Acetylsalicylsäure – besser bekannt als Aspirin– gehören, stehen erst seit 2004 in der Kritik. Damals wurde ein Wirkstoff Rofecoxib vom Markt genommen, weil er zu einem Anstieg von Herzinfarkten und Schlaganfällen geführt hatte.