Was du noch nicht über die Schweizer Fahne wusstest

Die Schweizer Nationalfahne ist eigentlich unverwechselbar, dennoch kommt es international immer wieder zu überraschenden Irrtümern.

Die Schweizer Fahne hat Symbolkraft. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Jahr 1848 wurde das weisse Kreuz auf rotem Hintergrund zur offiziellen Nationalfahne.
  • Während der Helvetischen Republik hatte die Fahne eine andere Farbe.
  • Die Schweizer Fahne wird immer wieder mit anderen Ländern verwechselt.

Heutzutage steht das Schweizer Kreuz für Neutralität und Frieden, doch seine Ursprünge sind weniger friedlich. Das weisse Kreuz geht auf die Schlacht bei Laupen im Kanton Bern im Jahr 1339 zurück. Die Eidgenossen aus Bern trugen ein weisses Kreuz auf ihrem Kettenhemd, um ihre Zugehörigkeit auf dem Schlachtfeld zu kennzeichnen. Später wurde das Kreuz auch auf Waffen und Bannern verwendet.

Aber erst 1840 wurde das weisse Kreuz zum Symbol für die Nationalflagge der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Warum es ab da auf rotem Grund dargestellt wurde, ist unter Historikern umstritten. Einige vermuten, dass es auf das Rot der Berner Flagge zurückgeht, andere glauben, es stehe für das Blut Christi.

Anlässlich des Nationalfeiertags wird auf dem Säntis eine riesige Schweizer Fahne ausgerollt. Sie beträgt 80x80 Meter. - Keystone

Mit der Gründung der modernen Schweiz im Jahr 1848 wurde die rote Flagge mit dem weissen Kreuz in der Verfassung festgeschrieben.

Einst eine bunte Nationalflagge

Die erste Nationalflagge erhielt die Schweiz bereits während der Helvetischen Republik (1798–1803). Napoleon Bonaparte zwang den Schweizern eine Trikolore in den Farben grün, rot und gelb auf.

Ausschnitt aus einer Zeichnung eines St. Galler Fähnrichs mit der Fahne der Helvetischen Republik. - Georg Leonhard Hartmann - Wikimedia Commons

Doch anscheinend wurden die Eidgenossen mit dieser Flagge nicht warm. Mit der Auflösung der Helvetischen Republik verschwand auch die Trikolore wieder.

Einzigartige Form nicht immer gern gesehen

Die Schweizer Fahne sticht international heraus, denn neben dem Vatikan ist die Schweiz der einzige Staat mit einer quadratischen Fahne. Im internationalen Kontext wird die Form jedoch nicht immer respektiert.

Während der Olympischen Spiele 2008 in Peking trug Roger Federer beispielsweise eine rechteckige Schweizer Fahne, was den Vorgaben der Organisatoren entsprach. Fahnen-Puristen waren empört.

Roger Federer als Fahnenträger bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking mit einer rechteckigen Schweizer Fahne. - Keystone

Aber die rechteckige Form ist in anderen Bereichen Standard. Die Schweizer Hochseeflagge ist ebenfalls rechteckig.

Verwechslungsgefahr

Es kommt immer wieder zu Verwechslungen mit Ländern, deren Fahnen ebenfalls rot-weiss sind oder Kreuzsymbole aufweisen. Ein bemerkenswerter Vorfall ereignete sich 2014, als Bundespräsident Didier Burkhalter als OSZE-Vorsitzender die Ukraine besuchte.

Didier Burkhalter blieb beim Händedruck mit Arseni Jazenjuk vor der falschen Flagge gelassen. - Keystone

Beim Treffen mit dem damaligen ukrainischen Premier Arseni Jazenjuk war im Hintergrund eine gelb-blaue ukrainische Fahne und eine rote Fahne mit weissem Kreuz zu sehen. Leider handelte es sich nicht um das Schweizer Kreuz, sondern um die dänische Nationalflagge. Didier Burkhalter nahm den Irrtum jedoch gelassen hin.

Irrtümlich Schweizer Fahne verbrannt

Es gibt eigentlich keine grosse Ähnlichkeit zwischen der Fahne der Schweiz und gelb-blauen Fahne der Schweden. Aufgrund des ähnlichen Namens werden die beiden Länder aber des Öfteren verwechselt.

Das war wohl auch der Grund, weshalb im Januar 2023 eine Gruppe erzürnter Männer in Pakistan eine Schweizer Fahne anzündeten.

Beide Länder weisen ein Kreuz in ihren Fahnen auf – das ist aber auch schon die einzige optische Ähnlichkeit zwischen den Fahnen. - Depositphotos

In Schweden verbrannten Rechtsextreme einen Koran, die islamische Welt war erbost. In der Hitze des Gefechts wurden die beiden europäischen Länder wohl vertauscht. Die Protestierenden in Pakistan erkannten später ihren Fehler und verbrannten schliesslich doch noch die schwedische Fahne.

Klingt so ähnlich?

Nicht nur mit Schweden kann die Schweiz verwechselt werden, sondern auch mit der Slowakei. 2016 zeigte der deutsche TV-Sender ZDF bei der Europameisterschaft im Spiel der Schweiz gegen Albanien versehentlich die slowakische Flagge anstelle des Schweizer Kreuzes.

Die Flagge der Slowakei enthält zwar auch die Farben Rot und Weiss sowie ein Kreuz, sieht jedoch nicht zum Verwechseln ähnlich aus. - Screenshot ZDF/Twitter

Eine gewisse Ähnlichkeit im Namen ist zwar gegeben, aber die Fahnen der beiden Länder sehen doch sehr unterschiedlich aus.

Humanitäre Tradition

Die Fahne des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) wird ebenfalls oft mit der Schweizer Flagge verwechselt, was in diesem Fall verständlich ist. Das IKRK-Emblem geht tatsächlich auf die Schweizer Fahne zurück, ist aber eine Umkehrung derselben.

Die Fahne des IKRK wurde vom Schweizer Kreuz inspiriert. - Depositphotos

Diese Umkehrung, rotes Kreuz auf weissem Grund, wurde 1864 von den Schweizer Gründern Henry Dunant und General Dufour als Symbol des IKRK vorgeschlagen.

Bestrafung für Fahnenbeleidigung

Für manche ist eine Nationalfahne lediglich ein Stück Stoff, für andere symbolisiert sie den Stolz des Landes. Wieder andere empfinden sogar Scham und Wut beim Anblick der Landesfahne. Wer seinen Unmut durch Beschädigung der Landesflagge ausdrückt, muss in vielen Ländern mit drastischen Strafen rechnen. Nicht so in der Schweiz.

Dennoch gibt es auch in der Schweiz hitzige Diskussionen über den Umgang mit der Landesfahne, zuletzt am Nationalfeiertag im vergangenen Jahr.

Wer seine Unzufriedenheit mit der Beleidigung der Schweizer Fahne ausdrücken will, darf das tun – sofern es keine offiziell gehisste Fahne ist. - Depositphotos

Die Juso-Politikerin Mathilde Mottet teilte in den sozialen Medien ein Selfie, auf dem sie der Schweizer Flagge den Stinkefinger zeigt. Dies führte zu einem Shitstorm und sogar zu Drohnachrichten. Strafbar war ihre Aktion allerdings nicht. Eine Geld- oder Gefängnisstrafe droht nur, wenn eine Fahne beschädigt oder beleidigt wird, die offiziell von einer Behörde gehisst wurde.