Diese hormonfreien Verhütungsmethoden gibt es
Die Pille in ihren verschiedenen Formen ist die mit Abstand beliebteste Verhütungsmethode. Doch immer mehr Frauen setzen auf hormonfreie Alternativen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nachfrage nach hormonfreier Verhütung steigt seit Jahren.
- Besonders beliebt ist die Spirale zur Langzeitverhütung.
- Natürliche Verhütungsmethoden sind riskant.
Kaum etwas hat die gesellschaftliche Ordnung so sehr revolutioniert wie die Erfindung der Pille in den 60er Jahren. Frauen konnten endlich selbstbestimmt darüber entscheiden, ob sie Kinder bekommen wollten oder nicht. Die Pille war massgeblich an der sogenannten «sexuellen Revolution» beteiligt und führte zu einem massiven Geburtenrückgang in den westlichen Ländern. In der Schweiz wurde der sogenannte «Pillenknick 1965» verzeichnet.
Doch die Befreiung durch die Pille kam zu einem Preis. Der hohe Hormongehalt der ersten Verhütungsmittel führte zu Thrombosen und Embolien mit manchmal tödlichem Ausgang. Dazu kamen viele andere Nebenwirkungen durch die hormonellen Umstellungen wie Gewichtszunahme und Libidoverlust.
Verhütung heute auch ohne Hormone möglich
Seit der Einführung der ersten Antibabypillen in den 60er Jahren hat die Medizin grosse Fortschritte gemacht. Der Hormongehalt der einzelnen Pillen ist immer weiter gesunken. Neben den klassischen Kombipräparaten sind sanftere Minipillen und Mikropillen erhältlich. Dennoch wünschen sich immer mehr Frauen eine gänzlich hormonfreie Verhütung.
Manche sind bei ordnungsgemässer Anwendung so sicher wie die Pille. Auskunft darüber gibt der sogenannte Pearl-Index. Diesem liegt eine einfache Formel zugrunde. Werden in einem Jahr drei von hundert Frauen schwanger, die das gleiche Verhütungsmittel anwenden, liegt der Pearl-Index bei 3. Bei der Pille liegt er beispielsweise bei 0,1 bis 0,9, das heisst, in einem Jahr werden eins bis neun von 1000 Frauen trotz der Einnahme schwanger. Dabei sind Schwangerschaften durch Anwendungsfehler, zum Beispiel vergessene Einnahme, mit eingerechnet.
Verhütung mit Kupfer im Trend
Kupfer übt im Körper eine ähnliche Wirkung aus wie die Hormone der Antibabypille. Es hemmt die Motilität (Beweglichkeit) der Spermien und verhindert eine Befruchtung der Eizelle. Sollte es doch zu einer Befruchtung gekommen sein, kann sich die Eizelle nicht in der Gebärmutter einnisten. Das Kupfer stört den entsprechenden Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.
Kupfer ist das beliebteste Mittel für die hormonfreie Verhütung. Meist wird eine Kupferspirale verwendet, die vom Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt wird. Je nach Dosierung kann die Spirale zwischen drei und zehn Jahren im Körper verbleiben. Ganz ähnlich funktionieren Kupferketten und Kupferperlenbälle, die fünf Jahre lang verwendet werden. Da sie kleiner als die Spirale sind, werden sie als weniger störend empfunden.
Hormonfreie Verhütungsmittel mit Kupfer haben einen Pearl-Index von 0,3 bis 0,8 und sind damit etwa so sicher wie die Pille. Doch auch sie können Nebenwirkungen wie Menstruationsstörungen haben. In sehr seltenen Fällen kann die Spirale oder Kette unbemerkt herausrutschen.
Kondome für Männer und Frauen
Das Kondom ist ein Klassiker unter den Verhütungsmitteln und war schon in der Antike bekannt. Es schützt nicht nur vor Schwangerschaften, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten. Allerdings wird es nicht immer sachgemäss angewendet und leider gibt es noch immer viele Männer, die die Anwendung ganz verweigern.
Für Frauen gibt es heutzutage sogenannte «Frauenkondome», die die Vagina auskleiden. Allerdings sind sie nicht sonderlich sicher (Pearl-Index zwischen 3 und 25) und können leicht nach Innen rutschen. Sie sind vor allem in Weltregionen beliebt, in denen die Männer die Anwendung von Kondomen verweigern.
Eine zuverlässigere Alternative ist das Diaphragma (Pessar), eine Art Gummikappe. Sie wird in die Vagina eingeführt und verschliesst den Muttermund. Spermien können also nicht in die Gebärmutter vordringen. Die meisten Pessare sind zusätzlich mit Spermiziden versehen. Allerdings schwankt der Pearl-Index auch hier zwischen 2 und 20. Damit das Diaphragma seine Wirkung entfalten kann, muss es exakt passen und richtig eingesetzt werden. Die Frauenärztin hilft dabei.
Natürliche Verhütungsmethoden im Trend
Frauen, die komplett auf künstliche Hilfsmittel verzichten möchten, haben die Wahl zwischen einigen natürlichen hormonfreien Verhütungsmitteln. Diese haben jedoch gemeinsam, dass sie Disziplin und Aufmerksamkeit erfordern. Sehr bekannt ist die Knaus-Ogino-Methode, bei der die Frau Buch über ihren Zyklus führt und daraus die unfruchtbaren Tage des Monats ableitet.
Bei anderen Methoden wird täglich die Basaltemperatur (die Temperatur nach dem Aufwachen) gemessen. Mit dem Eisprung und der Zeit der unfruchtbaren Tage steigt die Temperatur leicht an. Dazu wird der Zervixschleim täglich untersucht, der im Laufe des Zyklus seine Konsistenz verändert.
Moderne Verhütungskalender und Apps erleichtern die Buchführung zwar, doch all diese Methoden setzen gute Kenntnisse des eigenen Körpers und vor allem Gewissenhaftigkeit voraus. Risiken, zum Beispiel durch natürliche Zyklusschwankungen, bestehen dennoch. Ein weiterer Nachteil: Spontaner Sex nach einem romantischen Abend ist nicht drin, wenn der Kalender nein sagt.