Tinder-Serie: «Die Masche, Tina! Erinnere dich an die Masche!»
Tina* tindert sich durch Bern und Umgebung. In dieser Serie berichtet sie über ihre Dates. Heute löst Warren* sein Versprechen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Tina* ist 25 Jahre alt und seit einigen Monaten wieder single.
- Samstags und sonntags spricht sie über ihre neusten Abenteuer.
- Heute löst Warren* sein Versprechen für ein romantisches Abendessen ein.
- PS: Beim Daten nimmt Tina natürlich auf die geltenden Corona-Massnahmen Rücksicht.
Warren* hat mich in der letzten Folge mit einem etwas spezielleren Date überrascht. Anstatt nur ihn kennenzulernen, traf ich auf seine Mitbewohnerin und deren Freunde. Ein Spielabend mit Fremden. Mal was anderes.
Allerdings steht Warren bei mir noch in der Kreide. Er schuldet mir nämlich ein romantisches Tête-à-Tête mit Pasta und Wein. Nur zu zweit. Ganz der Ehrenmann steht er natürlich zu seinem Wort.
Die Schach-Fachsimpelei
Ich warte um drei Uhr nachmittags bei der Talstation des Berner Hausbergs auf mein Date. Und werde umwieselt von dick eingepackten Kindern. Mit ihren Skianzügen sehen sie aus wie kleine Wattebällchen, die sich durch den Schnee kämpfen. Warren schlendert auf mich zu. Seine Bewegungen wirken lässig, elegant und irgendwie staksig. Liegt wohl an seiner Grösse.
Als wir oben aus dem Bähndli steigen, zieht uns der Wind um die Ohren. «Willst du noch auf den Aussichtsturm?», will Warren wissen. «Lieber nicht», antworte ich. Die Höhenangst sitzt mir im Nacken.
Während wir nach unten spazieren, spricht Warren über seine Familie. Wir unterhalten uns über Serien und er erklärt mir, wie Schach gespielt wird. Ich versuche, den Faden nicht zu verlieren und stelle ab und an eine Frage. In seinen Bann zieht mich Warren damit nicht.
Eine Stunde später stehen wir in Warrens WG. Diesmal sind alle Lichter aus. Scheint so, als würde heute kein Spielabend stattfinden. Schade irgendwie. Ich mag die Mitbewohnerin von Warren wirklich gerne.
Keine Zärtlichkeiten neben John Wick
Mit einer Tasse Kaffee setzen wir uns aufs Sofa. «Magst du dir einen Film ansehen?», will er wissen. Mein Unterbewusstsein schreit: «Die Masche, Tina! Erinnere dich an die Masche!» Ich antworte Warren: «Klar, was wollen wir uns ansehen?»
Nach langem Suchen entscheiden wir uns für «John Wick» – die Mutter aller Actionfilme. Gespannt schaue ich zu, wie fiese Drogendealer John Wick überfallen. Als sie seinen Welpen töten, verfalle ich in eine Schockstarre.
Und plötzlich beugt sich Warren über mich, um mich zu küssen. Der Kuss ist zögerlich und irgendwie fehlt die Leidenschaft. Ich bin verwirrt und irgendwie verärgert. «Ich will mir doch diesen verdammten Action-Streifen zu Ende anschauen», denke ich mir.
Obwohl Warren meine Zurückhaltung spürt, hält ihn das nicht von weiteren Kuss-Versuchen ab. Nach dem dritten Anlauf scheint er so richtig in Fahrt zu kommen. «Wollen wir uns in mein Zimmer verziehen?» Mein erster Gedanke: «Scheisse, nein!»
Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Es gibt etwas, das mich blockiert. Und dieses Etwas trägt den Namen Fabio. Plötzlich erscheint mir Sex mit einem anderen als Fabio völlig verkehrt. «Eins nach dem anderen», antworte ich Warren schliesslich.
Die Sackgasse des Herzens
Als John Wick alle Drogendealer umgebracht hat, verschwindet Warren in die Küche. Er kehrt mit zwei Tellern Spaghetti und einer Flasche Rotwein zurück. Wir starten einen zweiten Film. Diesmal entscheiden wir uns für «Hobbit». Während Bilbo Beutlin im Film nach dem Zauberring sucht, denkt Warren weiterhin nur ans Küssen.
«Du küsst wirklich gut», meint er irgendwann. Unbeholfen bedanke ich mich und erröte. «Du auch», antworte ich ein wenig zu spät. Zwei Stunden Film und eine zweite Flasche Wein später ist die Zeit zum Gehen gekommen. Ich verabschiede mich von Warren und er schliesst hinter mir die Tür.
Da stehe ich nun. Zwischen zwei Männern. Bei beiden weiss ich nicht, was sie von mir wollen. Mein Herz hat seine Entscheidung bereits getroffen. Also teile ich dies einige Tage später auch Warren mit.
«Es gibt da einen anderen, der sich in mein Herz geschlichen hat. Ich weiss nicht, wo mich dieser Weg hinführt. Ob das Ganze eine Zukunft hat. Aber ich will nicht auf zwei Gleisen gleichzeitig fahren», schreibe ich Warren. «Danke, dass du so ehrlich zu mir bist. Ich wünsche dir, dass alles gut kommt!», antwortet er. Das wünsche ich mir auch!
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Sollte man gegen seine Gefühle ankämpfen?
Die Reise geht also wieder zurück nach Thun. Dort trifft Tina in Staffel 2 – Folge 4 erneut auf Fabio. Was da geschieht, erfahrt ihr morgen. Selbe Zeit, selber Ort.
*Die Namen sind zur Verfremdung der Personen abgeändert.
Bisher in der zweiten Staffel erschienen: