Tinder-Match will einem Berner Fake-Theater-Billetts andrehen
Ein Berner freut sich auf ein Theater-Date. Dann merkt er, dass man ihn nur abzocken will. Dabei handelt es sich um eine neue Masche.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Tinder-Match versucht, Liebeshungrigen gefälschte Theater-Tickets unterzujubeln.
- Das Berner Stadttheater warnt vor der perfiden Tinder-Betrugsmasche.
- Laut Polizei handelt sich es dabei um eine Mischung aus Romance-Scam und Phishing.
Beim ersten Date ins Theater? Klingt doch nach einem guten und recht romantischen Plan.
Hat sich Nau.ch-Leser Leandro A.* (30) gedacht. Auf der Dating-App Tinder matcht er mit dem vermeintlichen Kultur-Fan Mario**.
Und die Funken scheinen anfangs zu sprühen: Schnell wechseln die beiden Männer nach dem gegenseitigen Like auf Whatsapp. Und auch schnell soll es zu einem Date kommen.
Mario schlägt Leandro A. das Theaterstück «Der Teufel trägt Prada» im Berner Stadttheater vor. Und er schickt gleich den Screenshot des Filmplakats und einen Link zur Ticketseite mit.
Das vorgeschlagene Stück gibt es nicht
Single Leandro klickt auf den Link, wählt einen Platz aus und wird dann auf eine fragwürdige Bezahl-Website weitergeleitet.
Da wird der Nau.ch-Leser plötzlich skeptisch. «Ich schaute zunächst auf der Theaterwebsite nach. Doch dort fand ich kein solches Theaterstück.»
Und er setzt sich auch direkt mit dem Stadttheater in Verbindung – Leandro A. wittert nämlich einen Scam (zu Deutsch: Betrug).
Und siehe da: «Dabei handelt es sich tatsächlich um einen Scam», bestätigt man ihm dort.
Als er Scammer Mario schliesslich mit den Tatsachen konfrontiert, ist der anfängliche Charme verflogen.
«Scammer für was?», enerviert er sich. Der Vorwurf sei «f*cking cringe», also «verdammt peinlich».
Und er macht Druck. «Dann gehe ich halt alleine», schreibt Mario trotzig. Wohl in der Hoffnung, dass der Nau.ch-Leser doch noch einknickt.
Doch der Erpressungsversuch verfängt nicht. Nau.ch-Leser Leandro A. gibt nicht nach. Mit Folgen.
Kurz darauf wird er nämlich geblockt. Der Tinder-Match ist erloschen.
Bislang drei Meldungen beim Stadttheater
Das Berner Stadttheater gehört zu den Bühnen Bern. Diese teilen auf Anfrage von Nau.ch mit: «Uns ist diese Thematik bekannt und wir beobachten diese Fake-Veranstaltungen sehr genau.»
Sprecher Matti Keller sagt: «Bisher liegen uns insgesamt drei Meldungen vor, die auf diese Veranstaltungen respektive Website hingewiesen haben.»
Immerhin: «Uns ist bisher kein Fall bekannt, in dem jemand tatsächlich betroffen war.»

Nach der Nau.ch-Anfrage haben die Bühnen Bern einen entsprechenden Warnhinweis auf ihrer Website und auf Social Media platziert.
Wichtig: Theater-Interessierte sollen sich ausschliesslich über die offiziellen Kanäle informieren und keine Zahlungen über Drittanbieter leisten. «Und sich bei Unsicherheiten direkt an unsere Kasse wenden», rät Matti.
Tinder-Scam der Polizei bekannt
Die Masche ist nicht neu. Die Kantonspolizei Zürich, die das schweizweite Projekt «Cybercrime Police» betreut, ist damit bereits bestens vertraut.
Polizeisprecher Kenneth Jones erklärt gegenüber Nau.ch: «Dabei handelt es sich um eine Mischung aus zwei bekannten Phänomenen: dem Romance-Scam sowie dem Phishing.»
Beim sogenannten Romance-Scam legen Betrüger gefälschte Dating-Profile an und gaukeln Liebe und Zuneigung vor. Sobald das Vertrauen und die emotionale Bindung aufgebaut sind, versuchen sie, die Situation auszunutzen, um sich finanziell zu bereichern.
Beim Phishing werden Opfer auf gefälschte Seiten gelockt, um ihnen sensible Daten und Geld zu entlocken.
Im Unterschied zu herkömmlichen Romance-Scams verläuft die Fake-Billett-Masche schneller und zielgerichteter.
«Niemals Geld an Unbekannte überweisen»
«Zum versprochenen Treffen kommt es dabei nicht», erklärt Jones. Er mahnt daher zur Vorsicht.
Er rät: «Bevor man ein Theater-Ticket kauft, sollte man es unbedingt mit der offiziellen Website abgleichen. Und niemals auf einen Link klicken oder Geld an Unbekannte überweisen.»
Bis zur Polizei hat es der Scam um das Berner Stadttheater derweil (noch) nicht geschafft. «Im Kanton Bern sind uns aktuell keine entsprechenden Meldungen bekannt», teilt die Berner Kantonspolizei auf Anfrage von Nau.ch mit.
* Name der Redaktion bekannt
** Name geändert