Wie der Lago di Poschiavo zu seinem Kursschiff kam
Auf dem kleinen Lago di Poschiavo ist seit 2016 ein Kursschiff unterwegs. Das Schiff blickt auf eine spannende Geschichte zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf vielen kleinen Seen sind Kursschiffe unterwegs. So auch auf dem Lago di Poschiavo GR.
- Die Fahrten sind ein eindrückliches Erlebnis und bieten eine willkommene Abkühlung.
Noch ist die Wasseroberfläche so spiegelglatt, dass man den Blick nicht nach oben richten muss, um die Berge zu sehen. Kapitän Adriano Beti wirft die MS Sassalbo an, während Ilario Dorizzi die Taue am Schiffssteg in Le Prese löst. Eine leichte Brise weht über den blaugrünen Lago di Poschiavo GR.
Stolz steht Adriano Beti am Steuer des Passagierschiffes mit den Schweizer Fähnchen, die im Wind flattern, und beobachtet den Himmel. «Es sollte halten, bis wir zurück sind», meint er fachmännisch.
Der Rentner kennt Wind und Wetter, auch wenn er erst seit ein paar Jahren hinter dem Steuerrad steht. Zuvor hat er 43 Jahre bei der Rhätischen Bahn gearbeitet. «Ich habe meine Arbeit geliebt, aber hier muss ich mich nicht an die Geleise halten», meint er schmunzelnd.
Vorher auf der Aare unterwegs
Auf dem Lago di Poschiavo fährt erst seit 2016 ein Schiff. Ein Jahr zuvor hatte es der Verein «Amici del Lago» online ersteigert, um das touristische Angebot im Tal zu erweitern.
Der Verein hat das Schiff restauriert und auf den Namen «Sassalbo» getauft. So heisst der markante Berggipfel oberhalb von Poschiavo, der sich im See spiegelt. Mehrmals wöchentlich sticht die Sassalbo nun in See, zusätzlich ist sie auch für Betriebsausflüge oder Familienfeiern unterwegs. Schnittig sieht sie aus mit ihrer roten Farbe.
Mit einer Länge von 18,5 Metern und 40 Passagierplätzen ist sie sogar das grösste Passagierschiff Graubündens. Noch dazu hat die Sassalbo schon einige Jahre auf dem Buckel. Genau genommen exakt 100 Jahre. 1919 wurde das Boot als Ledischiff auf dem Vierwaldstättersee in Betrieb genommen. Davon zeugt noch die Schiffsglocke mit der Aufschrift «Rütli II 1919 Escher Wyss».
Später wurde sie zu einem Passagierschiff umgebaut und kam von der Innerschweiz auf die Aare. Eine noch grössere Reise machte die Schiffsdame dann 2015, als sie in die Val Poschiavo gebracht wurde.
Gemütlich ist es auf der Sassalbo, während am Ufer die rote Bernina-Bahn vorbeifährt und sich die Passagiere gegenseitig zuwinken. Über Lautsprecher wird man mit Infos über den See und die Umgebung gefüttert.
Manchmal erzählt Ilario Dorizzi die Anekdoten persönlich. Heute hat er alle Hände voll zu tun und verköstigt die Passagiere mit Fruchtsäften, Tee oder Bier. «Natürlich alles aus dem Tal», betont er. Nach rund einer Stunde steuert Adriano Beti wieder dem Ausgangspunkt in Le Prese zu.